44. Vorbereitungen für den Traditionsschock

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Ich stieß die Tür in die Küche auf und blickte in die Gesichter, die mich bei unserer Ankunft heute schon angesehen hatten. „Raus aus der Küche. Für heute Abend ist das mein Reich", stellte ich breitbeinig und grinsend fest. Verdutzt hielten der blonde Mann und die schwarzhaarige Frau, die ich beide nicht kannte, inne. „A-Aber wir haben doch Küchendienst", widersprach die Frau völlig überfordert. Ich ging zu den zweien und begann sie nach draußen zu schieben. Da sie total verwirrt waren, ging das auch echt leicht. Sonst hätte ich den Brocken an Mann wahrscheinlich eh nicht aus der Küche bekommen. Als die zwei noch immer überfordert vor der Tür standen, meinte ich noch: „Ist alles mit dem Kommandanten abgesprochen, also keine Sorge", und schon knallte ich ihnen die Tür vor der Nase zu. Es stimmt zwar nicht, dass Erwin wusste, dass ich die Köche rausschmiss und mir die Küche unter den Nagel riss, aber das mit der Party war abgesprochen. Also war's ja auch nicht SO falsch.

Ich drehte mich mit Schwung um, stemmte die Hände in die Hüfte und sah mir den leeren Raum an. Sooo, womit fange ich jetzt an. Mein Blick fiel auf das Herbstgemüse schlechthin. Ah ja, zuerst Kürbisse aushöhlen. Ich schnappte mir ein Brett, ein Messer und einen Kürbis und schlug ihm die Rübe ab. Danach begann ich den Inhalt heraus zu löffeln und trennte die Kerne von dem Fruchtfleisch, das ich möglicherweise noch für die Kürbispasteten verwenden konnte. Als ich zur Hälfte mit dem ersten Kürbis fertig war, schneite Ruby in die Küche und berichtete: „Der Speisesaal ist fertig dekoriert und die Tür verriegelt, damit sich keiner die Überraschung verdirbt." Ich lachte und schob Ruby einen Kürbis zu, welchen sie gleich begann auszuhöhlen. Sowie ich mit meinem Kürbis fertig wurde, begann ich den Teig für die Pasteten zuzubereiten und einen Pizzateig für Pizzaspinnen und Pizzafinger. Danach machte ich eine Tomatensauce und mit den Butternusskürbissen, die bereits im Vorratsraum waren, und den verwendbaren Hackschnitzeln unserer Dekokürbisse machte ich die Füllung für die Pasteten. Natürlich verwendete ich da schön die Gewürze, die wir aus unserer Welt mitgebracht hatten, damit das Essen heute auch ja nach etwas schmeckte.

Als ich schon fast fertig war und Ruby gerade die Kürbisse mit den Kerzen bestückte, rumpelte es draußen. Wir sahen uns gegenseitig an und ging in den Speisesaal, wo jemand gegen die Tür, die Ruby versperrte hatte, hämmerte. „Wenn diese Tür nicht in drei Sekunden offen ist, trete ich sie ein", kam laut und absolut monoton von der anderen Seite. Ruby und ich warfen uns einen irritierten Blick zu, ehe wir beide wieder auf die Tür schauten. Levi, du magst zwar der stärkste Soldat der Menschheit sein, aber ich glaube kaum, dass du einen fünf Zentimeter starken Holzbalken und noch dazu die Tür durchtreten kannst. Auch wenn wir beide verdammt gerne gesehen hätten wie Levi die Tür eintreten wollte, waren wir doch so human und entfernten den Balken. Ruby öffnete die Tür einen Spalt und lugte hinaus. „Leider noch kein Zutritt. Komm in einer Viertelstunde wieder", knallte sie Levi eiskalt hin. „Was quasselst du für einen Blödsinn?", kam es von ihrem Gegenüber, doch sie konterte direkt: „Ist alles mit Erwin abgesprochen. Also husch." Ich konnte es zwar nicht sehen, aber ich stellte es mir sehr gut bildlich vor, wie Ruby mit der Hand herumwedelte und Levi so verscheuchen wollte. „Ich werde ganz bestimmt nicht ...", weiter kam unser Vorgesetzter nicht, da Ruby sich zurückzog, die Tür zuschlug und ich den Balken wieder an seinen Platz setzte. „Bis gleich", trällerte ich und verschwand mit Ruby kichernd wieder in der Küche. Und von Levi war nichts mehr zu hören. Wir würden bei unserer nächsten Begegnung sowas von kopflos sein.

Um alles fertigvorzubereiten, brauchten wir genau die angegebene Viertelstunde. Vor der Tür herrschte ein ordentlicher Lärmpegel, der durch die Soldaten entstand, die alle auf das Abendessen warteten. Im Eiltempo warfen wir uns noch in unsere Kostüme, ehe wir den Balken von der Tür nahmen. Ruby riss die Tür auf und wir grinsten den verdutzten Soldaten entgegen. „Happy Halloween!", riefen wir einstimmig. Die Reaktion war nur ein einsames Husten. Wow, bloß nicht zu viel Begeisterung, könnte ja tödlich sein. Ich verdrehte die Augen und machte eine einladende Geste, während ich erklärte: „Keine Scheu, wir beißen nicht. Es gibt Kürbispasteten, Pizzaspinnen und Knoblauchbrotfinger." Nur zögerlich traute sich der erste Soldat herein und bekam gleich einmal einen selbstgebastelten Haarreifen mit einer Spinne, aus Draht, den wir aus dem Lager stibitzt hatten, auf den Kopf gedrückt. Verwundert drehte der Kerl die Augen nach oben, nahm sich einen Teller und besah sich unser Buffet. Langsam kam einer nach dem anderen herein und jeder bekam von uns einen Haarreifen passend zu Halloween aufgeschwatzt.

Als unsere Freunde durch die Tür traten, musterten sie uns von oben bis unten und schließlich fragte Jean Ruby gehässig grinsend: „Was soll das denn werden?"
„Halloweenparty?", antwortete ich als wäre es selbstverständlich.
„Und was soll Halloween sein?", fragte Eren. Habt ihr eigentlich irgendetwas in unserer Welt gelernt? Also echt. Ruby und ich zogen beide ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter als meine Freundin grummelte: „Nennt es Kostümparty, wenn ihr wollt." Ruckartig hob sie ihre Hand und hielt unseren Freunden den Zeigefinger unter die Nase, welche überrascht auf diesen blickten. „Aber gewöhnt euch das ja nicht an." Versöhnlich fügte ich noch lächelnd hinzu: „Naja, normalerweise ziehen die Kinder von Haus zu Haus und fragen nach Süßigkeiten. Nennt sich Süßes oder Saures, aber das ist in dieser Pampa ja nicht möglich." „Ah ja", meldete sich Connie etwas skeptisch zu Wort. Allerdings bekamen unsere Freunde daraufhin einfach nur alle einen Halloween-Haarreifen in die Hand gedrückt und wurden von uns weitergeschoben. Banausen.

Nach einigen Dutzenden Soldaten hatten wir alle, die vor der Tür gewartet hatten, durch und wir überblickten zufrieden die fröhlich schwatzenden Soldaten. Genau wie wir es uns vorgestellt hatten. Nur die Musik fehlte, aber was konnten wir dafür, wenn die Zeit hier so rückschrittlich war. Durch ein Räuspern aufmerksam geworden, drehten wir uns um und blickten einem gelangweilt dreinschauenden Gnom entgegen. Oh oh. Ohne ein Wort wurde jede von uns an einem Ohr gepackt und mitgeschleift.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt