8. Erstes Training und der Staubhorror

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Als Ruby und ich nach fünf Minuten nicht mehr so aussahen als würden wir kollabieren, wurden wir von Levi abermals gnadenlos in die Runden geschickt. Wir protestierten nicht, sondern fingen nur murrend an wieder zu laufen. Es endete ohnehin wieder darin, dass wir nach jeder zweiten Runde wieder keuchend vor unserem Vorgesetzten standen und nach Luft schnappten wie Fische an Land. Allerdings begann da das Spiel wieder von vorne. Zwei Runden, Pause, zwei Runden, Pause ... und so weiter und so fort ... bis wir dann schließlich alle auf weitere Trainingsanweisungen warteten. Ruby und ich natürlich mit einer Motivation, die am Boden schliff wie ein haltloser Anker am Meeresgrund. Schlussendlich bekamen wir den Befehl die 3D-Manöver-Ausrüstung anzulegen.

Während die anderen brav zu der Tür marschierten, hinter der sich das Lager für die Ausrüstung befand, standen wir noch ratlos vor Levi. Ich wollte gerade dazu ansetzen, etwas zu sagen als Levi meinte, dass Hanji schon auf uns warten würde und mein Mund wieder zuklappte. Mit einem leicht verwirrten „In Ordnung" drehte ich mich auf dem Absatz um und ging gefolgt von Ruby ebenfalls zu der Tür.

Hinter ebendieser mussten sich meine Augen erst an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnen. Denn während draußen die Sonne schien als würde sie nie untergehen, herrschten hier Verhältnisse wie in einem Keller mit zwei kleinen Fenstern. Noch dazu flog hier ziemlich viel Staub umher. Als ich einigermaßen etwas sehen konnte, scannte ich kurz den Raum nach Hanji ab, allerdings fand ich sie nicht. Aber dafür tat das Ruby. Ohne Worte zog sie mich in Richtung der Wissenschaftlerin, die sich außerhalb meines Blickfeldes hinter einem Tisch positioniert hatte. „Ah, da seid ihr ja. Lasst mich mal sehen ...", wurden wir begrüßt und gleich darauf prüfend gemustert. Ich fühlte mich so nackt unter ihrem Blick.

Als sich unser Gegenüber zu einem Regal drehte und dessen Inhalt nach etwas Passendem durchging, sah ich mich etwas im Raum um. Er war ziemlich vollgestopft mit Klingen, Gasflaschen, Gurten und sonstigem Zeug, dass ich nicht wirklich zuordnen konnte, außerdem fiel mir erneut auf, dass die Regale minimal verstaubt waren. Ohne mir groß etwas zu denken, ging mein Blick zu einem weiteren Tisch. Allerdings schnellte mein Kopf zurück zu dem Regel, auf dem ich eine leichte Staubschicht entdeckt hatte. Mit einer 360 Graddrehung überzeugte ich mich davon, dass es auch nicht das einzige Regal war.

Innerhalb von Sekunden war ich beim nächsten Regal und fuhr mit dem Finger darüber. Als ich ihn betrachtete, war er leicht grau. „What's the matter?", wurde ich von Ruby gefragt, die mich skeptisch ansah. Ich hielt meinen dreckigen Finger in ihre Richtung und sagte als würde das alles erklären: „Das ist Staub." Ruby zog erst eine Augenbraue hoch und sah mich an als wäre ich vollkommen verrückt. Allerdings sickerte nach einigen Momenten auch bei ihr die Bedeutung meiner Worte durch. So wie ich kurz zuvor wischte auch sie über ein Regalbrett. „Das ist Staub", kam nun auch überrascht von ihr.

Wir sahen uns beinahe geschockt an, bis Hanji mit einem Krachen und einem „So das sollte es sein", zwei 3D-MGs auf den Tisch legte. Mit dem leicht geschockten Gesichtsausdruck sahen wir nun die braunhaarige Wissenschaftlerin an, die, als sie unsere Gesichter sah, irritiert fragte: „Was ist los?"

Zwei Dumme, ein Gedanke. Gleichzeitig hielten wir ihr unsere dreckigen Finger hin und konstatierten erneut: „Das ist Staub." Hanji sah nun vollkommen verwirrt drein und erwiderte langsam: „Ja uuuunnd?" Ein weiteres Mal, diesmal energischer, meinten wir als würden wir nichts anderes herausbringen: „DAS IST STAUB." Sie verstand nach wie vor nicht und ihr Gesicht wechselte zu vollkommen verständnislos. Toll jetzt wurden wir schon von einer Verrückten für verrückt gehalten.

Ich ging zu Hanji und erklärte ihr mit einer Stimmlage als würde ich gerade einen Mordfall lösen: „Hanji, das ist Staub. Wo Levi ist, ist kein Staub. Also, wie lange war Levi bitte nicht mehr hier drin?" Nun verstand Hanji und sie hob überlegend ihre Hand ans Kinn. „Jetzt wo du es sagst. Ziemlich lange nicht mehr, glaube ich." Na also.

Ich wollte gerade einen Schritt zurück machen, da ging die Tür hier rein quietschend auf, was mich so sehr erschreckte, dass der Schritt zu einem kleinen Sprung wurde. „Wie lange braucht ihr Gören noch?", schallte die Stimme des Hauptgefreiten durch den Raum. Wenn man vom Teufel spricht, kommt er natürlich gleich höchstpersönlich.

Ruby drehte sich zu der Tür, während Hanji und ich hinter einem Regal hervorschauten, um zur Tür zu sehen. Der Blick des schwarzhaarigen hätte wohl töten können, allerdings wurde er von dem Staub abgelenkt, der durch das kleine Fenster an der gegenüberliegenden Wand gut beleuchtet wurde. Bevor er noch auf den Gedanken kam uns wieder zu schimpfen und sich möglicherweise dazu „genötigt sah" uns einen Eimer Brunnenwasser überzukippen – ich wette, das hatte ihm einen Heidenspaß gemacht – wechselte ich mit Ruby einen Blick und formte mit dem Mund „Jetzt oder nie". Daraufhin schnappten wir uns die Ausrüstung und huschten an Levi, der mittlerweile im Raum stand und den Staub musterte wie eine Nacktschnecke, vorbei.

Draußen legten wir uns die Ausrüstung an und bekamen dabei etwas Hilfe von unseren Freunden, da wir etwas Startschwierigkeiten hatten. Nach zwei Jahren war das allerdings auch nicht überraschend und außerdem ähnelte das Gurtsystem einem einzigen Knoten an Lederriemen. Kaum war der letzte Gurt ein letztes Mal überprüft, stand Levi auch schon wieder auf der Bildfläche. Ich hoffte einmal stark, dass wir in nächster Zeit nicht putzen mussten. Er schickte die anderen mal wieder mit Hanji zum Training, was nach wie vor eine gewisse Freude bei den Rekruten auslöste. Wortlos stapfte er an uns vorbei und wir folgten ebenso wortlos.

Vor einem Baum blieben wir stehen. Hm, hört sich doof an, aber der Baum kam mir irgendwie bekannt vor. Wir sahen über den Stamm hinauf in die Krone, ehe wir uns Levi zu wandte, der uns erklärte: „Ihr wisst wie's funktioniert." Déjà-vu.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt