Im Gegensatz zur ersten Nacht im Kerker waren die nächsten drei bei weitem unkomfortabler. Die Pritsche schien mir härter als in der Nacht nach der Mission, weshalb ich auch ziemlich lange brauchte, bis ich einschlief. Und nachts wachte ich immer wieder auf, weshalb ich heute Morgen vermutlich auch aussah wie eine Vogelscheuche. Und noch dazu ziemlich dämlich dreinschaute als Erwin, Levi, Hanji, Armin, Mikasa und Jean vor unserer Zelle standen. „Siehst du das auch?", kam von dem Zombie mir gegenüber. „Ja, aber ich kann's nicht glauben", erwiderte ich und starrte mit Ruby weiter auf die Delegation am Gang, während Levi die Zelle aufschloss. „Na los, raus da", befahl unser Abteilungsführer, „Und macht euch frisch." Vorsichtig gingen Ruby und ich auf unsere Freunde zu. Es war schwachsinnig, aber während ich nach draußen trat, hegte ich die Befürchtung, dass Levi uns die Zellentür direkt vor der Nase zuknallte und es als Scherz abtat.
Doch nichts dergleichen geschah. „Macht euch fertig. Die Königin erwartet uns zu einer Audienz", erklärte Erwin den Sachverhalt. Mit hängendem Kopf sah ich zu unserem Kommandanten und fragte: „Und danach wieder in die Zelle, nehme ich an?" „Nein, eure Strafe wurde aufgehoben. Ist alles mit Zackley abgesprochen", erklärte uns Hanji in einer für sie unüblich ernsten Tonlage. „Thank god! Zum Glück", rief Ruby erleichtert und auch ich atmete auf. „Abmarsch", befahl Levi und mit neuen Lebensgeistern erfüllt, salutierten Ruby und ich. „Jawohl!", riefen wir aus und sprinteten in unser Zimmer, wo wir flott unsere Klamotten wechselten und dann fix fertig in den Hof kamen.
Schnell waren die Pferde gesattelt und ein Karren angeschirrt. Wir waren zu dreizehnt auf dem Weg nach Trost, darunter auch Pieck und Porco. Fred, Peter und Sasha würden sich noch schonen und im Hauptquartier bleiben, während sich der Rest von uns einer unendlich langweiligen Besprechung hingeben musste. Wir Glücklichen.
So saß unsere Truppe bald in einem riesigen Besprechungszimmer in der Kaserne in Trost, mitsamt Königin, Generalissimo und ganz vielen Offizieren der Mauergarnison und der Militärpolizei. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie interessant es war, wenn lauter Unwissende über die Tagebücher von Grisha Jäger diskutierten, während man selbst natürlich schon alles kannte. Dementsprechend lag unser Aufmerksamkeitspegel auch irgendwo bei Die Flaggen haben sie wirklich schön bestickt und spielten stattdessen heimlich unter dem Tisch Schere-Stein-Papier. Da wir in der letzten Reihe der Delegation des Aufklärungstrupps vereinsamten, bemerkte das auch keiner. Na ja, ein Mauersoldat merkte es schon und bedachte uns mit strafenden Blicken. Aber was würde nur aus uns werden, wenn uns das auch nur im Geringsten jucken würde.
Erst als Eren plötzlich aufsprang und schrie: „Unmöglich!", sahen wir auf. Hä, was ist los? Irritiert sahen alle zu Eren. Kam das auch in der Serie vor? Wenn ja, in welchem Zusammenhang? „Pst, Jean", beugte sich Ruby leicht über den Tisch zu unseren Vordermännern. Als Jean sich zu seiner Freundin umdrehte, fragte sie flüsternd: „What's the matter?" Aber alles, was sie zurückbekam, war ein ahnungsloses Kopfschütteln. Dann blieb uns nichts Anderes übrig als doch zuzuhören.
Erwin, der gerade wohl etwas erläutert hatte, stand an seinem Platz und schaute genau so wie jeder andere auch zu Eren. Seinem Blick zu urteilen, wusste auch er nicht, was los war. Puh, ich dachte schon, wir hätten etwas super Spannendes verpasst. „Sie müssen Eren entschuldigen", ergriff plötzlich Hanji ernst das Wort, „Heute Morgen wurde mir noch gesagt, dass er sich in so einer Phase befinde. Er schreit plötzlich rum und spielt sich auf." „Oh, natürlich. In diesem Alter ist das nun einmal so", erwiderte Darius Zackley verständnisvoll und die Besprechung wurde ohne weitere Umschweife fortgesetzt.
„Was soll das bitte für eine Phase sein?", flüsterte ich Ruby augenüberdrehend zu und sie antwortete sarkastisch: „Vielleicht die Give me attention-Phase." Ich schüttelte verständnislos den Kopf und wir wandten uns wieder den wichtigen Dingen zu. Und zwar das ich noch fünf Runden gewinnen musste, um das zwölf zu sieben auszugleichen.
Ganz nebenbei schnappte ich immer wieder Fragmente der Besprechung auf. So wurde zum Beispiel besprochen, dass Pieck und Porco geholfen hatten, Zeke festzusetzen und dass man Zeke zu irgendetwas benutzen wollte. Allerdings entging mir das Detail für was. Aber früher oder später würde man uns das doch sicher noch einmal sagen ... oder?
Auf alle Fälle endete die Besprechung am Nachmittag. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie froh ich war meinen Hintern aus diesem dämlichen Sessel zu bekommen. Während wir gesammelt auf den Weg zu den Pferden waren, streckte ich mich einmal ausgiebig. „Ich freu mich jetzt schon auf etwas zu Essen und auf mein Bett", teilte ich mit. „Ja, ich auch", stimmte Ruby zu und bettete, während des Gehens, ihren Kopf auf Jeans Schulter, „Das war die langweiligste Besprechung, bei der ich je war." „Wenn ihr alles, was besprochen wurde schon kennt, wundert es mich nicht, dass ihr euch langweilt", meinte Armin erheitert. „Wartet", klinkte sich Porco geschockt ein und blieb stehen, „Ihr wusstet, was in den Tagebüchern steht?" Überrascht blieb der Rest ebenfalls stehen und drehte sich zu Porco. „Wir haben doch gesagt, wir würden die Zukunft kennen. Wieso überrascht dich das jetzt so? Ist ja nicht so als hättest du jetzt etwas völlig Neues erfahren wie ... keine Ahnung, dass du eigentlich ein fiktiver Charakter bist", meinte ich und sah den Titanenwandler verständnislos an, während der einfach nur mit offenem Mund dastand. So nebenbei gesagt, sah das richtig lustig aus.
„Nimm's nicht so schwer. Du lernst auch noch, die zwei und ihre Aussagen nicht mehr zu hinterfragen", lächelte Jean und legte dem verdatterten Eldia eine Hand auf die Schulter, ehe wir alle weitergingen. Ich hörte Porco noch leise ein „Aber" sagen. Doch alles Weitere wurde von Pieck verschluckt, die ihren Kollegen weiterschob und ihn aufforderte: „Einfach hinnehmen. Früher oder später werden wir es auch verstehen." Ja, früher oder später ... oder auch nie.

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Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!
FanfictionTeil 3 der Attack on Titan becomes reality-Reihe Nachdem die Charaktere aus der Attack on Titan-Welt wieder in ihre Heimat abgereist waren, versanken Ruby und Tonia in tiefer Melancholie ... aber nur bis sie die Idee hatten, ihren Freunden nachzurei...