103. Problem einemilliardezweihundertirgendwas

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Es dauerte noch etwas, bis auch Levi, welcher Zeke hinter sich herschleppte, am Tisch Platz nahm, um das Problem, welches Marley darstellte, endlich anzugehen. Pieck und Porco stellten gleich am Anfang der Besprechung klar, dass sollte Marley Paradis angreifen und wir zu keiner friedlichen Lösung kommen, sie nicht auf unserer Seite stehen würden. Erwin nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis und fuhr fort, als wäre dieser Einwurf nie da gewesen: „Wenn die Informationen von Ruby und Tonia stimmen, dann ist Marley uns aufgrund seines technologischen Fortschrittes und seiner Soldatenzahl weit überlegen." Er schielte leicht zu den drei ehemals feindlichen Titanenwandlern und suchte nach Bestätigung. Doch die Gesichter der drei ließen nichts durchblicken, weshalb Erwin weitersprach: „Sollte Marley also nicht bereit sein zu kooperieren, müssen wir uns darauf gefasst machen, das gesamte Militär, welches verfügbar ist, zu mobilisieren." Er machte eine seiner beliebten Kunstpausen, bevor er erklärte: „Das wäre es einmal von unserer Seite. Irgendwelche Fragen? Sonst bin ich offen für Vorschläge." Fragen? Seit wann erkundigte sich Erwin nach Fragen? Bei ihm hieß es doch sonst immer nur, verstehe es oder geh drauf.

„Wie ihr ja sicher wisst, bin ich kein Verbündeter mehr von Marley", begann Zeke und ich musste mir stark verkneifen, ihm nicht irgendeine sarkastische Erwiderung an den Kopf zu werfen. „Da ich die Militärstrukturen sehr gut kenne, weiß ich, dass ein Großteil der Militärmacht Marleys aus Eldia besteht. Daher wäre es wohl am einfachsten Marley zu schwächen, indem wir mithilfe des Urtitanen sämtliche Eldia in Marley und den verbündeten Ländern auslöschen", schlug Zeke ganz analytisch vor und erntete ein grillzirpendes, entsetztes Schweigen. Rubys Kommentar dazu: „You sick asshole." „Gut, andere Vorschläge?", erkundigte sich der Kommandant und Eren meldete sich überlegend zu Wort: „Wenn der Urtitan wirklich die Titanen in den Mauern kontrollieren kann, dann können wir doch diese Titanen dazu verwenden und Marley angreifen, bevor sie uns angreifen." Während erneut das Entsetzen auf den Gesichtern unserer Kameraden einzog, schauten Ruby und ich Eren mit einem neutral-genervten Blick an. „Und damit hätten wir eine ziemlich akkurate Beschreibung von Staffel vier", stellte ich fest.

Ruby sah nun verständnislos zwischen den zwei Halbbrüdern hin und her und fragte: „What are you thinking?! You're two sick bastards, who only want to murder innocent people ... "Sie regte sich noch weit auf Englisch auf, während ich gelangweilt ihre Tirade übersetzte: „Was denkt ihr euch? Ihr seid zwei kranke Bastarde, die nur unschuldig Leute ermorden wollen .... Schande über euch. ... Was hat euer Vater euch für eine Gehirnwäsche verpasst? Ihr solltet euch, was schämen, dass ihr überhaupt an sowas denkt ... Idioten." „Das Letzte hättest du, glaube ich, nicht übersetzen müssen", gab mir Armin den Hinweis und ich zuckte die Schultern: „Ich weiß."

„Aber es ist die einfachste Möglichkeit Paradis für immer zu beschützen", verteidigte Eren seine Idee und Zeke schüttelte belustigt den Kopf. „Natürlich und dann habt ihr niemanden mehr mit dem ihr Verhandlungen über Rohstoffe und Technologien führen könnt", machte er den Vorschlag seines Bruders schlecht, „Mein Vorschlag hingegen ermöglicht das noch." „Na klar, jeder verhandelt gerne mit einem Land, dass sein eigenes Volk umgebracht hat", warf ich sarkastisch ein, woraufhin Zeke ziemlich blöd dreinschaute. Man sah ihm an, wie es in seinem Kopf ratterte, um Argumente für seine Vorgehensweise zu finden. Doch irgendwie fielen ihm keine weiteren ein.

„Ihr wisst schon, dass ihr mit dem Urtitanen einfach das Gedächtnis der restlichen Welt an Paradis löschen könntet, oder?", warf Ruby in einem Tonfall ein, als würde sie sagen, ein Pferd oder eine Kutsche zu nehmen, sei viel einfacher als zu Fuß zu gehen. Natürlich mussten Eren und Zeke sie einmal bedröppelt anschauen, während Armin, ganz der Analytiker, ohne irgendwelche fanatischen Hintergedanken, meinte: „Nach allem, was wir wissen, könnte das tatsächlich funktionieren." „Natürlich funktioniert es. Der Plan ist von mir", erwiderte Ruby von sich überzeugt und ich hätte fast mein Wasser wieder ausgespuckt. Während ich also Mühe hatte nicht zu ersticken, stimmte auch Erwin zu: „Das wäre eine plausible Möglichkeit." Gedankenverloren sah er ins Nichts und schien Rubys Vorschlag in allen möglichen Varianten durchzudenken, um auch ja alle Risiken, die eventuell auftreten könnten zu analysieren.

„Worauf warten wir dann noch?", fragte Jean voller Enthusiasmus. „Jetzt komm mal wieder runter", grummelte ich, „Man muss nicht immer alles jetzt und sofort machen." Ich schüttelte den Kopf. „Immer diese Jugend", meinte ich, als wäre ich um Jahrzehnte älter als Jean. Der Angesprochene sah mich einen Moment verwirrt an, ehe er sich zu Armin wandte und meinte: „Armin, deine Freundin hat schon wieder 'n Rad ab." Noch bevor Armin etwas dazu sagen konnte, schlug Ruby nach Jean und mahnte: „Hey, niemand beleidigt meine beste Freundin. Das darf nur ich." Verdattert schaute Jean seine Freundin an, während Armin einfach nur lachen konnte. Ach, ja, ich liebte es wie wir einfach von solchen ernsten Themen wie die Vernichtung der Menschheit zu so etwas Banalem kamen wie, dass jemand nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte.

„Na gut, lasst es uns wagen", ließ Erwin in diesem Moment verlauten und ich sah ziemlich bescheuert zu ihm. „Wie? Jetzt sofort? Was ist mit der Planung?", erkundigte ich mich verdattert. „Eren fühlst du dich bereit dazu?", fragte der Kommandant bei dem Titanenwandler nach, welcher überlegt nickte: „Ich denke schon. Ja, auf jeden Fall." „So, Planung beendet", verlautete Hanji grinsend. Ich musste einen ziemlich dämlichen Gesichtsausdruck geliefert haben, so wie Armin mir lächelnd auf die Schulter klopfte und meinte, ich solle es nicht so schwernehmen.

Kopfschüttelnd löste ich mich aus meinem verdatterten Zustand und nahm mit den anderen etwas Abstand zu Zeke und Eren. Immerhin wusste keiner, was gleich passieren würde. Nur Ruby und ich, und selbst wir waren uns nicht ganz sicher, ob es wirklich gefahrlos ablaufen würde. Könnte ja sein, dass plötzlich alles um uns herum explodierte. Also lieber Vorsicht als Nachsicht wie's so schön hieß.

Gespannt beobachteten wir alle, wie sich Eren Zeke näherte und er etwas mit sich haderte. Allerdings nicht lange, denn mit einem Mal rammte er seine eigene Stirn gegen die von Zeke, dass ich schon dachte, er wolle ihn mit einem Kopfstoß K.O. schlagen. Zwischen ihnen funkte es einmal und Eren entfernte sich wieder. „Das war's?", fragte Connie verwirrt. „Jap. Das war's", bestätigte ich. Verwirrt sahen sich alle um und Sasha sprach das aus, was sich wohl jeder dachte: „Ist jetzt was passiert?" Ruby und ich zuckten mit den Schultern und sahen abwartend zu Eren, welcher leicht verwirrt auf die Bank plumpste. „So, das sollte es gewesen sein", stellte Eren fest.

„Wenn es das jetzt war ... was machen wir dann eigentlich mit Zeke?", fragte ich nach und jeder schaute überlegend zu dem Blonden. „Wenn ihr erlaubt, würden wir ihn gerne mit zurück nach Marley nehmen, wo wir ihn vor Gericht stellen werden", warf Porco ein und sah abfällig zu seinem ehemaligen Verbündeten. Ich schüttelte den Kopf. „So gern ich diesen Affen von der Insel hätte, wir brauchen ihn noch, um das Gedächtnis der Schiffsbesatzung zu löschen, die euch nach Hause schippert", erklärte ich und jeder überlegte weiter. „Was ist, wenn wir Eren diesen Affenarsch einfach fressen lassen würden?", meldete sich Levi. Eren Zeke fressen lassen? Der Gedanke war irgendwie lustig. Würde Erens Titan dann auch überall Haare bekommen? „Das sollte gehen", murmelte Hanji überlegend und mit Erwins zustimmenden Nicken war es praktisch beschlossene Sache.

„Dann müssen wir euch nur noch von der Insel schaffen", wandte sich Ruby an Pieck und Porco,„Wir wollen euch natürlich nicht loswerden. Ihr könnt gerne bleiben", setzte sie noch nach als sie merkte, dass sie etwas zu euphorisch geklungen hatte. „Das ist wirklich nett, aber ich denke, wir sehen lieber zu, dass wir unser Schiff erwischen", winkte Pieck lächelnd ab. „Es hat uns wirklich gefreut euch kennenzulernen", meinte Pieck zum Abschied und Porco verdrehte die Augen. „Ich hoffe, man sieht sich nicht wieder", waren seine liebgemeinten Abschiedsworte, bevor er seine Kameradin hinter sich herzog. Ich kann euch sagen, dass war der abrupteste Abschied, den ich je gesehen hatte. Nur leider mussten wir sie noch einmal zurückholen, damit sie Annie mitnahmen, die noch immer in unserem Verließ versauerte.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt