69. Meine Freundin macht einvernehmlich Schluss

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In den nächsten zwei Wochen wich Ruby sowohl Jean als auch Connie bestmöglich aus. Natürlich war es unvermeidbar, dass meine Freundin während des Trainings von einem der zwei Jungs angesprochen wurde, allerdings wechselte sie mit keinem von ihnen ein Wort. Jedes Mal, wenn einer von den beiden sie in ein Gespräch verwickeln wollte, schien sie sie mit eisernem Schweigen zu strafen. Die zwei taten mir fast schon leid ... aber nur fast. Um auf den Grund zu kommen, weshalb sich Connie und Jean vermutlich so fühlten, als hätten sie Ruby zutiefst beleidigt, kommen wir noch einmal auf den Generalreinigungstag zurück. An dem Tag hatte Jean ja behauptet, Ruby würde sich ihre Gefühle nur einreden ... und seitdem versuchte sie herauszufinden, welche Gefühle nun echt waren  und welche sie sich nur einredete. Tja, und gestern hatte sie endlich ihre Antwort erhalten. Durch göttliche Fügung oder was weiß ich was. Vielleicht auch durch eine Nahtoderfahrung durch Siegfried und Brunhilde. Denn das letzte Mal als ich sie gestern gesehen hatte, meinte Ruby, sie wolle mit Hanji reden und sehen, ob sie ihr in ihrem Gefühlschaos helfen konnte. Und nachdem sie mir heute beim Vormittagstraining erzählt hatte, dass sie endlich ihre Antworten hatte, wollte sie mit Connie reden.

Und genau da waren wir jetzt. Es war Nachmittag. Wir hatten kein Training und ich saß mit einem von Hanjis Wälzern über Titanen im Speisesaal und wartete, dass Ruby mir erzählte, wie es gelaufen war ... oder sich notfalls heulend in meine Arme schmiss und ich Connie zur Schnecke machte. Neben mir befanden sich noch einige andere Soldaten im Raum, sowie unser Goldenes Trio, dass Karten spielte. Da es draußen schnieb und der Wind in Orkanstärke wehte, fiel hinausgehen flach, weshalb der Speisesaal auch unverhältnismäßig voll war. Vermutlich auch der Grund, warum Levi sich wieder in seinem Büro verbarrikadiert hatte, um seine Dokumente zu bearbeiten.

Ich blätterte um und kam einen Absatz weit, da knarzte die Bank neben mir. Als ich aufsah, strahlte mich Ruby zufrieden an und ich meinte: „Deinem Grinsen nach ist es gut gelaufen." Sie drehte sich so, dass sie mit dem Rücken an der Tischkante lehnte und zog ihre Beine in den Schneidersitz, ehe sie antwortete: „Also, na ja, Connie war erst ziemlich geschockt, aber mit ein paar Erklärungen hat er dann doch verstanden, dass es doch besser ist, wenn wir nur Freunde bleiben." Ich nickte verstehend. „That means ... I am free!", fügte Ruby noch hinten dran und ich konnte nicht verhindern, dass ich lächelnd hinzufügte, „And single ... again." Ruby setzte einen gespielt beleidigten Blick auf und schlug mir auf den Arm, was mich zum Lachen brachte. „Du schmeißt dich jetzt aber nicht gleich Jean in die Arme, oder?", fragte ich darauf dann noch skeptisch. „Warum sollte sie sich an Jean ranmachen?", fragte Eren verwirrt. Ich sah den braunhaarigen gar nicht an, sondern wedelte nur mit meiner Hand in seinen Richtung nach dem Motto Dich hat keiner gefragt. Ruby antwortete lachend: „What are you thinking? You're a stupid little girl", und tätschelte mir den Kopf, weshalb ich einfach nur genervt geradeaus schaute.

Als allerdings eine Porzellantasse vor Ruby abgestellt wurde, sahen wir beide verwirrt auf diese, bevor unser Blick auf Jean landete, der sich mit einem leichten Lächeln uns gegenüber niederließ. „Kaffee. Mit einem Schluck Milch und einem Löffel Zucker. So wie du ihn magst", kam die Erklärung. Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch und beugte mich zu Ruby. „Wieso ist er so gruselig freundlich?", fragte ich meine Freundin flüsternd und in derselben Lautstärke kam zurück: „Ich habe keine Ahnung." Nun wandte sich Ruby an Jean und zeigte auf den Kaffee, während sie fragte: „Was hast du damit gemacht? Hast du reingespuckt?" Theatralisch griff sich der Idiot gegenüber ans Herz und meinte: „Es ist wirklich verletzend, dass du mir so wenig vertraust." Natürlich verriet der Unterton, dass Jean es nur spielte, aber dennoch erwiderte Ruby knallhart: „Bei dem, was du in letzter Zeit alles abgezogen hast, ist das ja kein Wunder, oder?"

Jean sah Ruby einen Moment stumm an und setzte sich gerade hin. „In Ordnung. Hiermit entschuldige ich mich aufrichtig bei dir für all meine Taten, die dich verletzt und beleidigt haben", ließ er feierlich verlauten. Wie viel Überwindung ihn das wohl gekostet hatte? Ruby und ich sahen uns skeptisch an, bevor wir den Kopf wieder zu Jean drehten. „You're creepy", meinte Ruby, stand auf und ging. Mit einem „Und zwar extrem" folgte ich ihr.

Wo auch immer wir hinwollten – ich wusste es zumindest nicht – wir kamen dort nie an, da uns Fred im ersten Stock abfing und meinte, der Kommandant wollte uns sprechen. Ruby und ich wechselten einen Blick und änderten schulterzuckend unseren Kurs zum Büro unseres Oberbefehlshabers. Dort klopfte ich an die Tür und mit dem obligatorischen Herein, betraten wir das Büro. Das letzte Mal, dass wir hier waren, war zwar schon über ein Monat her, aber hätte ich nicht genau gewusst, dass die Tür, definitiv die richtige war, hätte ich gedacht, dass Erwin zu Hanji ins Büro gezogen wäre.

In dem sonst so geordneten Raum lagen überall Dokumente herum. Selbst die Kommode, auf der sonst ein, zwei Dekogegenstände standen, war übersäht mit Papierstapeln. Deshalb konnte man es mir vermutlich nachsehen, dass ich nicht mit einem „Schönen, guten Tag" ankam, sondern mit der Frage: „Ist hier eine Bombe explodiert?" Erwin, der selbst geradeso über die Papiere auf seinem Schreibtisch sehen konnte, meinte in seiner üblichen Ernsthaftigkeit entschuldigend: „Entschuldigt die Unordnung. Das ist alles die Inventur, Anträge und Materialbestellungen." Verstehend nickten wir und schaufelten uns die zwei Sesseln vor dem Schreibtisch leer. „Von wegen Unordnung. Das ist alles geordnetes Chaos. Ganz mein System", erklang währenddessen Hanjis Stimme. Überrascht sah ich zu der Wissenschaftlerin, neben der auch Levi stand. In dem ganzen Papier hatte ich die zwei gar nicht bemerkt. „Tz, dein System ist ein Saustall", gab Levi seinen Senf dazu, was Hanji mit einem leicht schmollenden „Dass du immer meckern musst" kommentierte. Daraufhin kam nichts mehr von dem Schwarzhaarigen.

Nachdem wir die Sesseln von Papier befreit hatten, ließen Ruby und ich uns darauf nieder und warteten, dass uns Erwin, von dem wir nur alles ab der Nase aufwärts sehen konnten, verriet, was es denn dieses Mal so Wichtiges zu besprechen gab.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt