78. Erens Geburtstag oder das Alkoholdesaster

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Genau sieben Tage später hatten wir Levi mit ganz viel Überzeugungskunst und noch mehr Gejammer und Genörgel, dazu gebracht sein Training wieder auf normale Zeiten zu reduzieren und uns zumindest an Erens Geburtstag einen Nachmittag freizugeben. Natürlich geschah das Alles nur unter größtem Widerwillen. Und so standen Ruby und ich mit Connie und Sasha mal wieder in der Küche und improvisierten eine Geburtstagstorte. Jean hatte sich geweigert „irgendetwas für diesen suizidgefährdeten Bastard" zutun, weshalb der auch irgendwie wie vom Erdboden verschluckt war. Währenddessen wurde Eren von seinen zwei Kindheitsfreunden bespaßt und vom Gemeinschaftsraum ferngehalten, den wir, kaum dass die Torte fertig war, etwas feierlicher dekorierten. Und so saßen wir nun im Gemeinschaftsraum und warteten, dass Mikasa und Armin Eren bei seiner Party ablieferten. Natürlich eine Überraschungsparty.

Während des Wartens saßen wir alle auf heißen Kohlen und konnten es kaum erwarten, dass die Party endlich anfing, damit wir wenigstens etwas Ablenkung von der ganzen Arbeit hatten. Und so kam es auch, dass wir etwas übereuphorisch aufsprangen und „Überraschung" schrien als die Tür aufging. Nur leider kam nicht Eren durch die Tür, sondern Jean. Als das einmal ins kollektive Gedächtnis eingesunken war, kam von Sasha erst einmal die Feststellung: „Du bist nicht Eren." Nachdem Jean die Tür hinter sich wieder geschlossen hatte, warf er der rothaarigen einen seiner Bist du doof?-Blicke zu, bevor Ruby ihn leicht misstrauisch fragte: „Was machst du hier?" Jean hockte sich auf einen freien Platz und erklärte nüchtern: „Mir den Gruppenabsturz ansehen." Während Ruby und ich uns levigleich mit einem „Tz" wieder setzten und weiter die Tür hypnotisierten, beachtete Sasha ihren Teamkollegen nicht weiter und Connie warf ihm noch einen letzten misstrauischen Blick zu, bevor auch er wieder die Tür anstarrte.

Es dauerte noch eine Viertelstunde, bis wir endlich unser „Überraschung" loswerden konnten. Als ich dann nach dem Grund für die Dauer fragte, war die Erklärung ein einfaches „Hanji" und damit war ja wohl alles klar. Na gut, vielleicht nicht alles ... aber das tut hier nichts zur Sache. Auf jeden Fall sangen wir für Eren das obligatorische „Zum Geburtstag viel Glück" und aßen Torte. Und auch wenn mir der Zucker im Kuchen fehlte, musste ich zugeben, dass wir den wirklich gut hinbekommen hatten. Tja, und dann wurde der Alkohol ausgepackt. Ab da ahnte ich bereits, dass das hier zu einem Desaster werden könnte. Aber egal, eines nach dem anderen.

Beim Kuchen ging ja alles noch sehr gesittet zu. Ruby bekam von Jean einen Kaffee vor die Nase gestellt – ja, Jean machte meiner Freundin noch immer ihren Kaffee – und alle plauderten heiter über Gott und die Welt. Mit voranschreitender Stunde wurde auch der Alkohol auf den Tisch gestellt. Wie sagte Connie? Zur freien Entnahme. Ihr könnt euch denken, dass dann alles etwas aus dem Ruder lief. Mein Glück war nur, dass Mikasa zumindest nüchtern blieb ... und Jean, aber der klebte ja an Ruby wie Kaugummi in den Haaren, was ihr nüchtern ja mal so gar nicht gefiel. Betrunken hingegen ... ja, ich sag jetzt einfach mal, sie war sehr anhänglich.

Es wurde auch sehr viel gespielt. Vorwiegend Spiele, die man zu Trinkspielen adaptiert hatte. Selbst „Reise nach Jerusalem" hatten sie irgendwie zu einem Trinkspiel gemacht. Aber da die Mitspieler mehr über die im Kreis stehenden Stühle flogen, als dass sie sich daraufsetzten, waren die Regeln nur mehr als schwierig herauszufiltern. Immerhin war es das letzte Spiel, dass sie nach Bierpong, welches sie von Ruby beigebracht bekamen, Scharade, da einfach keiner mehr wirklich geradestehen konnte. Eren lag schlafend am Tisch, während Armin sich gerade noch wachhalten konnte und Eren mit einem Stift, den er von wo auch immer hatte, etwas auf die Stirn schrieb. Connie und Sasha hingen zum Fenster hinaus und Ruby lag am Boden und griff verträumt in die Luft, als wollte sie Glühwürmchen fangen. „Jeanboy", trällerte sie verträumt und starrte an die Decke. Na klasse, jetzt füttert sie als Betrunkene Jeans Ego.

Einmal den Raum voll mit Alkoholleichen überblickend stellte ich fest: „Ich denke, es wird Zeit für's Bett." Ich nahm Armin den Stift aus der Hand, welcher daraufhin verwirrt seine leere Hand ansah und fragte den blonden rhetorisch: „Nicht wahr?" Ich bekam nur einen irritierten Blick zugeworfen. Kein Wunder bei dem Alkoholspiegel. „Ich übernehme Ruby", stellte Jean schon voller Freude klar und sofort schnellte mein Kopf zu ihm. „Untersteh dich", knurrte ich den hellbraunhaarigen an, „Du wirst Connie ins Bett bringen." Als Jean etwas einwenden wollte, bekam er nur einen Killerblick und machte sich dann doch missgelaunt auf den Weg zu seinem Kameraden. Während Jean Connie vom Fenster wegschleifte, lehnte ich Sasha an die Wand und schloss das Fenster. Nicht, dass sich hier unabsichtlich jemand hinauswarf. Während Mikasa sich Eren vornahm, manövrierte ich Armin irgendwie in Richtung Tür. Mein Glück dabei: er konnte noch von alleine gehen. Mit ein paar beinahe Kollisionen kamen die zwei auch heil in ihrem Bett an.

Dann holten Mikasa und ich Ruby und Sasha. Während sich Mikasa Sasha einfach überwarf wie eine schicke Federboa und mir eine gute Nacht wünschte, musste ich Ruby mit immensen Kraftaufwand auf die Beine hieven und zu unserem Zimmer schleppen. Als ich sie dann endlich im Bett hatte, sah sie mich aus großen Augen an und meinte: „Ich will noch gar nicht schlafen gehen." Ich seufzte und drehte mich wieder zu meiner Freundin, von der ich mich eben abgewandt hatte. „Aber wenn du jetzt nicht schlafen gehst, ist Levi morgen ganz böse auf dich", nickte ich wie bei einem Kleinkind und hoffte einfach mal, dass die Levi-Karte zog. „Ich will aber nicht, dass Levi böse auf mich ist", kam sogleich etwas traurig zurück und ich grinste: „Und deswegen machst du jetzt schön deine Äuglein zu und schläfst." Etwas fröhlicher kam noch ein „Okay" und dann war Ruhe. Ein einziges Desaster. Wie ich gesagt hatte. Na, immerhin hat sich keiner was gebrochen, aber blaue Flecke würde es morgen definitiv genug geben.

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