Nach dem Mittagessen setzte ich mich wieder unter einen Baum und schaute einer Gruppe beim Training zu. Ich hatte heute einfach keine Lust auf irgendetwas. Es dauerte nicht lange und jemand setzte sich neben mich. Ich beließ es einfach dabei und sah weiter in Gedanken versunken auf den Trainingsplatz. „Du benimmst dich komisch", kam die Feststellung und nun sah ich doch zur Seite. Wie sich herausstellte, hatte sich Armin neben mich gesetzt und diese nicht ganz inkorrekte Aussage getroffen. Auch wenn ich nicht gedacht hätte, dass sich das Wort „komisch" in Armins Wortschatz befand. War es doch zu trivial und simpel ... aber anscheinend gerade sehr passend für mich und meinen Zustand. Ich sah den Blonden einmal augenbrauenhebend an, ehe ich meinte: „Ich fühle mich überflüssig." Ja, ich weiß, ich hatte Ruby stehenlassen und nicht umgekehrt und trotzdem fühlte ich mich, als könnte man mich nicht gebrauchen.
„Wieso?", forschte mein Gegenüber nach. Ich drehte mich wieder nach vorne und ließ meinen Kopf nach hinten an den Baumstamm fallen. „Ich habe keine Ahnung", meinte ich dezent frustriert. Ich merkte genau wie mich Armin überlegend ansah und dann seine These aufstellte: „Vielleicht fühlst du dich ohne Ruby einfach nur unvollständig." Ich warf Armin aus dem Augenwinkel einen Dein Ernst?-Blick zu, setzte mich dann jedoch aufrecht in den Schneidersitz und sah Armin leicht genervt an: „In Ordnung, Doktor Freud, wie werde ich dieses deprimierende Gefühl dann wieder los?" Mein Gegenüber überlegte kurz, ehe er die simple Idee vorschlug: „Du könntest dich ablenken." „Und womit?", fragte ich und schaute ihn über meine Brillengläser ohne Elan an. Auf Armins Gesicht breitete sich ein Lächeln aus und ich hob eine Augenbraue. „Dein Grinsen gefällt mir nicht", stellte ich misstrauisch fest und bekam leicht verwirrt, aber noch immer grinsend zurück, „Grinse ich etwa?" Nüchtern bekam mein Freund von mir zu hören: „Ärger als Hanji, wenn sie auf einem Titanentrip ist." Sofort verschwand das Grinsen mit einem „Oh". Armin, du bist eben ein grauenhafter Lügner. Eigentlich eine gute Eigenschaft, aber gerade wirklich sehr unvorteilhaft, weil ich das Grinsen wirklich unheimlich fand.
Schließlich stand Armin auf und streckte mir eine Hand entgegen. „Na los, komm mit. Ich zeige dir was." Ich sah lustlos zu seinen blauen Augen auf und fragte leicht quengelig: „Muss ich?" Unverzüglich kam ein entschiedenes „Ja" zurück. Wow, nicht gleich so autoritär. Seufzend ergriff ich die Hand und ließ mich aufziehen. Danach folgte ich Armin in den Wald und zog eine Miene wie sieben Tage Regenwetter. Ich will nicht!
Nach fünf Minuten, in denen ich dem Blonden schweigend hinterhergedackelt war, fragte ich: „Wo gehen wir hin?" „Wirst du schon sehen", lächelte er zu mir zurück. Und wäre mir etwas Passendes eingefallen, hätte ich jetzt mit Freuden einige Flüche und Beleidigungen geschrien. Aber da das nicht der Fall war, stampfte ich ihm einfach weiter missmutig nach. Nach weiteren fünf Minuten wiederholte ich meine Frage und bekam als Antwort: „Siehst du gleich." Ich seufzte genervt und latschte dem Blonden weitere fünf Minuten nach. Dann verlor ich die Geduld und begann zu grummeln: „Armin, hier ist nichts als Wald. Das ist doch völliger Schwachsinn. Ich werde wieder zurückgehen." Ich hatte mich schon umgedreht, da wurde ich am Handgelenk gepackt und von Armin einfach weitergezogen. Egal wie sehr ich mich dagegenstemmte, ich wurde einfach weitergezogen. Junge, der Typ war stärker als er aussah. Ich wollte gerade anfangen eine Schimpftirade auf den blonden loszulassen, da stand ich auf einer Lichtung.
Mir blieben sämtliche Beleidigungen im Hals stecken. Hier war es wunderschön. Von einer Felswand stürzte ein Wasserfall in einen Teich, der in der Sonne glitzerte. Die Wiese rundherum war übersäht von den unterschiedlichsten Blumen. Trotz der Tatsache, dass wir gerade einmal eine Viertelstunde gegangen waren, fühlte es sich an, als wäre es später Frühling oder früher Sommer. „Jetzt darfs du wieder umdrehen", riss mich Armin aus meiner Betrachtung. „Danke, aber ich verzichte", war meine Antwort darauf und ich ging auf den Teich zu. „Das dachte ich mir fast", lachte Armin. Wie mir jetzt erst auffiel, zweigte seitlich ein Bach ab. Das Wasser war so klar, dass man bis auf den Grund dieser Riesenlacke, die etwa einen Durchmesser von zehn Meter hatte, sehen konnte. Der war sicher arschkalt.
Entzückt von der leichten Gischt, die mich traf, zog ich mir die Jacke aus und legte sie mir ins feuchte Gras, um kurz danach drauf zu plumpsen. Mit geschlossenen Augen genoss ich einfach die Wärme, die hier herrschte. „Ein schöner Ort", seufzte ich zufrieden und konnte Armins Lächeln schon fast durch meine geschlossenen Augen sehen. Neben mir raschelte das Gras und mir wurde erklärt: „Ich habe das hier letztes Jahr gefunden, nachdem ihr ... verschwunden seid." Ich schlug die Augen auf und sah zu Armin, der im Schneidersitz ebenfalls auf seiner Jacke saß und seltsam betrübt auf den Teich schaute. Ich hatte das ganz blöde Gefühl, dass das hier wieder ganz schön kitschig wurde.
... Was soll's. Mitleidig lehnte ich mich zu dem Blonden und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Ich hatte keine aufmunternden Wort für diese Situation, aber diese einfach Geste schien dennoch zu helfen. Denn unvermittelt wurde ich in eine Umarmung gezogen. Aber diesmal war ich vorbereitet. In meinem Kopf brach keine Massenpanik aus, sondern alles blieb ganz ruhig. Wie jeder normale Mensch erwiderte ich die Umarmung ... in der ich mich wirklich verrenken musste, um nicht irgendwelche Grasflecken auf die Bluse zu bekommen. Wir saßen einige Zeit einfach so da, bis ich mal wieder die Stimmung zerstören musste. „Armin?", fragte ich in die Stille, „So langsam bekomm ich Rückenschmerzen." Sofort wurde ich losgelassen. Dabei bekam ich leider einen Drall in Richtung Teich. Und weil wir natürlich direkt neben dem Wasser saßen und ich nicht auf so eine schnelle Trennung vorbereitet war, landete ich gleich einmal im gletscherkalten Wasser. Was wär so ein Moment nur ohne kaltes Bad.
Ich war so überrascht, dass ich die Kälte erst spürte als mich Armin mit entsetztem Gesichtsausdruck wieder aus dem Teich zog. „Alles in Ordnung?", fragte mich mein Freund und ich sah einfach nur gerade aus, während mir die Kälte langsam in die Knochen kroch. „Mir ist kalt", war meine einfache Antwort, während ich wie irre zu grinsen anfing und mir die Zähne klapperten, weil mir so kalt war. Sofort bekam ich Armins Jacke über die Schultern gelegt und als ich aufstand wurde ich in meine auch noch eingepackt. So gingen wir, von Armins Entschuldigungen und meinem Zähneklappern begleitet, zurück zum Hauptquartier.
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Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!
FanfictionTeil 3 der Attack on Titan becomes reality-Reihe Nachdem die Charaktere aus der Attack on Titan-Welt wieder in ihre Heimat abgereist waren, versanken Ruby und Tonia in tiefer Melancholie ... aber nur bis sie die Idee hatten, ihren Freunden nachzurei...