39. Geburtstagsunterhaltungen

19 5 2
                                    

Während Hanji mit einem zufriedenen Grinsen in die Runde schaute, setzte sich Levi mit seiner emotionslosen Miene möglichst weit weg von ... so ziemlich allen. „Dann sind wir jetzt ja alle", stellte Hanji fest und ging zielstrebig auf den Stuhl neben Ruby zu. Sie schenkte zwei Gläser Wein ein und schob eines davon zu Levi.  Allerdings schwabbte die rote Flüssigkeit über und das Glas blieb eineinhalb Armlängen von ihm entfernt stehen. Geschlagen seufzte der schwarzhaarige richtete sich auf und fischte das Glas mit spitzen Finger zu sich. Als würden wir einen spannenden Actionstreifen schauen, beobachteten Ruby und ich Levi, wie er ein Stofftaschentuch aus seiner Uniformjacke holte und das Glas akribisch abwischte. Das war mal wieder so typisch, wobei ich hätte wetten können, dass er das Glas stehen lässt. Unterdessen hatte Hanji ihr Glas erhoben und prostete uns zu: „Schön, dass ihr alle gekommen seid. Trinkt so viel ihr wollt. Erwin zahlt." Daraufhin kamen von uns zwei Doofen leichte Lacher. „Auf dass hier keiner nüchtern heimgeht! Prost!" Sie riss ihr Glas in die Höhe und schüttete einen Teil aus, sodass Ruby und ich aus Reflex ein ganzes Stück mit unseren Stühlen nach hinten rutschten, ehe auch wir mit Erwin unsere Gläser erhoben. Levi hingegen übersprang das Anstoßen und nahm gleich mit einem „Tz" einen gesitteten Schluck. Was auch sonst.

Als sich Hanji hinsetzte, beugte ich mich vor, um unsere Gastgeberin zu fragen: „Was ist mit deiner Einheit? Feiert die gar nicht mit?" Eigentlich ging es mir nur um einen gewissen Assistenten, aber unsere Runde war nun wirklich kläglich für eine Party. „Ach, die haben mir heute Vormittag schon gratuliert", winkte Hanji ab und beantwortete mir meine Frage so gar nicht. Aber ich ließ es lieber bleiben und wandte mich meinem Glas Wasser zu, wobei ich bemerkte wie Levi einen Blick draufhatte, der einem mittteilte Hätte ich das mal auch getan. Tja, hätteste mal, dann würdest du jetzt vielleicht nicht hier sitzen. Allerdings wären wir dann noch weniger, also bin ich ganz froh so wie es ist. „Na ja, Hanji, auf alle Fälle Happy Birthday. Wir haben nur leider kein Geschenk für dich", beglückwünschte Ruby die Wissenschaftlerin, während sie aufstand und Hanji umarmte. „Ja, wir sind leider nicht dazu gekommen dir irgendetwas zu besorgen und auf die Schnelle fiel uns auch keine Bastellösung ein", bestätigte ich Ruby und umarmte Hanji auch einmal.

Während wir uns hinsetzten, winkte Hanji lächelnd ab: „Ach was, kein Problem. Mich freut schon, dass ihr hier seid. Außerdem womit hättet ihr, denn das Geschenk bezahlen wollen, WENN ihr dazugekommen wärt. Ihr bekommt keinen Sold." Also wirklich! Mit einem Mal sahen Ruby und ich Erwin an, der gerade ganz gechillt ein Schlückchen Wein trank. „Wir bekommen keinen Sold?", fragte Ruby leicht entsetzt. Erwin setzte tiefenentspannt sein Glas ab und ... Levi antwortet: „Wofür?" Sofort schossen unsere Köpfe zu dem schwarzhaarigen. Ich wusste ja, dass Levi manchmal einen kleinen Sprung in der Schüssel hatte, aber dass der Sprung so groß war, war mir neu. „Wofür? Ja, wofür sind wir bei der letzten Expedition fast draufgegangen?!", echauffierte sich Ruby und ich konnte es einfach nicht lassen zu sagen: „Dass bei der vermutlich nächsten Expedition gewisse Leute nicht sterben?" „Fall mir nicht in den Rücken!", fauchte mich Ruby sofort an. „Ich fall dir in den Rücken, wann immer ich will!" Das ... war jetzt eigentlich eine Kurzschlussreaktion, weshalb ich noch ein „Hab dich trotzdem lieb" hinten dransetzte. Ruby ließ sich daraufhin nur mit verschränkten Armen schnaubend in den Sessel fallen. Okay, Fazit: bis morgen Früh könnte unser Verhältnis ziemlich brüchig sein. Nichtsdestotrotz wandte ich mich Erwin zu, überschlug die Beine und fragte als würde ich in einem Geschäftsmeeting über die Umsätze des Jahres diskutieren: „Jetzt aber mal ehrlich." Ich machte eine von Erwins heißgeliebten Kunstpausen. „Ich habe doch das letzte Mal gesagt, dass ich eine Gehaltserhöhung möchte ... oder zumindest eine Gefahrenzulage. Was ist damit geworden?" In demselben Geschäftston wie ich erwiderte der Kommandant: „Wenn du mir den Antrag schriftlich vorlegst, denke ich darüber nach."

Während Ruby ihn überrascht ansah, versuchte ich herauszufinden, ob das eben ein Scherz oder ernst gemeint war. „Dir ist klar, dass ich das wirklich mache?", fragte ich, weil Erwin mal wieder ein eins A Pokerface hatte. „Ja", nickte er. Ich lehnte mich lächelnd in den Stuhl zurück und erwiderte: „Dann kannst du dir sicher sein, dass du das Zeug diese Woche noch auf deinem Schreibtisch liegen hast." Daraufhin kam nur ein weiteres Nicken, während Erwin einen weiteren Schluck Wein trank. „Ihr seid wirklich lächerlich", kam von Levi. „Selbstständig und unabhängig sein ist lächerlich? Ha, dann bist du das aber auch, Freundchen", konterte Ruby. Gut so, Ruby. Solltest du in den nächsten paar Minuten dann abkratzen, werde ich deinen Kampf fortführen. Allerdings tat Levi heute einmal etwas eher Levi-untypisch und ließ den Konter nur mit einem „Tz" kommentiert im Raum stehen. Wow, seine Fans wären jetzt sicher enttäuscht, wenn das Ganze hier im Anime vorkommen würde ... da fällt mir ein ... „Levi, sag mal, wir wissen ja, dass du sehr bekannt bist, so als stärkster Soldat der Menschheit und so. Da stellt sich mir die Frage: Hast du in dieser Welt eigentlich einen Fanclub?" Hanji und Ruby brachen sofort in Lachen aus, ohne sich irgendwie zurückzuhalten und selbst Erwin hatte ein Schmunzeln auf den Lippen. Dahingegen hob Levi nur eine Augenbraue und fragte: „Was redest du für einen Blödsinn?" Ich zuckte die Schultern. „Na ja, in unserer Welt bist du nun mal der beliebteste Charakter ... und dabei bist du nicht mal der Hauptcharakter in der ganzen Geschichte, was eigentlich echt enttäuschend ist. Aber um das geht es nicht. Ich war einfach nur neugierig, weil du in dieser Welt ja auch nicht ganz unbeliebt bist ... und ich finde die Vorstellung von einem Fanclub in dieser Welt lustig ... und du bist nun mal die erste Person, bei der mir das einfällt, okay?" „Tz", war die Erwiderung mitsamt dem verständnislosen Kopfschütteln und dem anschließenden Nippen vom Weinglas. Gleich das ganz Paket an Abweisung. Ooookay, also keinen Fanclub?

Es dauerte ein wenig bis sich Hanji und Ruby wieder soweit eingekriegt hatten, dass man mit ihnen ein anständiges Gespräch führen konnte, aber ab da wurde es dann doch noch eine ganz nette, lockere Runde. Ruby und ich sangen für Hanji „Happy Birthday" und konnten uns nachher von Levi anhören, dass wir sicher nie engagiert werden würden. Hanji verteidigte uns daraufhin beherzt, was echt süß war. Doch vor allem konnte sich Levi dann von drei Frauen anhören, dass es nur um die Geste ging und nicht um die Ausführung. Und als Sahnehäubchen stimmte uns Erwin sogar zu. Das war dem Hauptgefreiten dann deutlich zu viel, denn in einem Zug war sein halbvolles Glas leer und der schwarzhaarige verschwunden. Erwin verabschiedete sich auch bald danach für die Nacht und so quasselten wir drei Frauen uns gegenseitig voll, bis wir Hanji sternhageldicht in ihr Zimmer schleiften. Natürlich nicht ohne ein paar Unfälle. Das würde Morgen sicher einige blaue Flecken geben.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt