38. Happy Birthday to you! Wo auch immer.

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Das Nachmittagstraining verging recht schnell und das Abendessen verquatschten wir auch in einem ziemlichen Tempo, weshalb Ruby und ich uns bald in unserem Zimmer befanden und nicht die geringste Ahnung hatten, was wir denn anziehen sollten. Irgendwie schafften wir es uns nach einigem Hin und Her zumindest darauf zu einigen, dass wir eine Bluse anzogen. Nur wussten wir trotzdem nicht, was wir untenrum anziehen sollten oder welche Bluse. Als es draußen, dann schon dunkel wurde und wir langsam losmussten, meinte ich: „Weißt du was? Mir egal. Ich zieh' jetzt einfach 'ne Jean an und eine schönere Bluse." Ich griff in den Kasten und zog die Jeans sowie meine hellblaue Viskose-Bluse aus unserer Welt mit Schwung heraus, sodass ich alles, was darauf lag auf dem Boden ausstreute. Frustriert schnaubte ich und sammelte meine Sachen wieder ein, während Ruby, weiterhin überlegend auf ihre Kleidung schaute. Schließlich entschied sie sich für eine schwarze High-Waist Jeans und ein ebenso schwarzes Trägertop, worüber sie einfach eine der Uniformsblusen schmiss.

Jetzt wo wir endlich unser Kleiderdebakel gelöst hatten, konnten wir uns dem nächsten Problem widmen. Sowohl Armin als auch ich hatten nämlich vergessen, dass er mir den Weg zum Weinkeller noch einmal erklärte. Weshalb wir zwar bis zur Kantine gingen, dann aber keinen Plan mehr hatten, wo wir hinsollten. Und mal wieder: WO war ein Lageplan, wenn man einen brauchte?! „Was machen wir jetzt?", fragte Ruby mich. „Ich habe keine Ahnung", gab ich frustriert zurück, weshalb Ruby ebenso frustriert ausatmete. Allerdings meinte das Schicksal es endlich mal gut mit uns, weil nämlich gerade unser Retter in der Not in den menschenleeren Gang abbog. „ERWIN!", riefen wir dem blonden einstimmig entgegen. „Du wurdest doch sicher auch von Hanji eingeladen", grinste Ruby dem Kommandanten verschmilzt entgegen, welcher soeben vor uns anhielt. Dieser zog eine Augenbraue nach oben und fragte: „Worauf willst du hinaus?" Ich begann ebenfalls zu grinsen und erklärte ihm: „Wir haben keinen Plan, wo wir hingehören." „Wohin wollt ihr denn?", fragte uns das faktische Gehirn des Aufklärungstrupps.

Ich zog eine Augenbraue hoch, während Ruby sich zu mir beugte und flüsterte: „Is he joking?" Ich lehnte mich ebenfalls in ihre Richtung und antworte ebenso leise: „Ich glaube nicht", während ich den Kommandanten musterte. „How disappointing", stellte meine Freundin schließlich fest. Du sprichst mir aus der Seele. Erwins markante Augenbraue hob sich noch ein Stück und ich verschränkte die Arme. „Das ist echt enttäuschend. Ich hatte wirklich mehr Vertrauen in deine Kombinationsgabe." Erwin rieb sich erschöpft die Nasenwurzel, ehe er erklärte: „Es war ein langer Tag. Sagt mir doch einfach, was ihr wollt." Ruby und ich wechselten einen weiteren Blick und so wie mich meine Freundin anschaute, schrie sie mir praktisch entgegen DU MACHST DAS! Ich seufzte und stellte noch einmal sicher: „Ich nehme jetzt einfach mal an, dass Hanji dich zu ihrer Geburtstagsparty eingeladen hat." Ich sah unseren obersten Vorgesetzten abwartend an, welcher langsam nickte. „Guut, uns hat sie auch eingeladen. Nur haben wir keine Ahnung, wo dieser gewisse Weinkeller sein soll", erklärte ich die Situation fertig. „Sagt das doch gleich", meinte Erwin und bedeutete uns, ihm zu folgen. Ungläubig klappte uns der Mund auf, bevor wir erwiderten: „Das haben wir doch!" Allerdings kam nichts zurück. Einfach ignoriert. Schon wieder. Aber immerhin standen wir jetzt nicht mehr dumm im Gang rum.

Erwin führte uns in den dunklen Speisesaal, von wo aus wir durch eine weitere Tür zu einer Treppe kamen, die wir hinuntergingen. Am Ende dieser Treppe war noch eine Tür, durch die wir in einen fensterlosen, von Kerzen beleuchteten Raum kamen, der mit Holzfässern vollgestellt war. Inmitten der Fässer stand ein runder Tisch mit einigen Stühlen rundherum und bot etwa Platz für zehn Personen. Ob so viele kommen würden? Durch ein Scheppern aufgeschreckt, schaute unsere kleine Dreiergruppe in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Als wir dann noch Hanji jammern hören konnten, fragte ich in den Raum: „Hanji? Kann man dir was helfen?" Zwei Sekunden später spähte die Wissenschaftlerin hinter einem Fass hervor und meinte: „Huch, ihr seid ja schon da", ehe sie einen Themensprung machte und erwiderte: „Nein, nein, alles gut. Das geht schon. Setzt euch doch schon mal." Und schon schlängelte sie sich wieder zwischen die Holzgebilde. Ruby und ich sahen uns an, bevor wir mit den Schultern zuckten und uns an den Tisch setzten. Erwin tat es uns nach. Und so saßen wir in unangenehmen Schweigen am Tisch und warteten. Doch zum Glück dauerte es nicht lange und Hanji kam mit einem Tablett zu uns. Sie stellte das Tablett ab und stellte mit Blick in die Runde fest: „Jetzt fehlt nur noch der Kurze." Aufgrund der Anrede konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen, weshalb mein Zweifel in Gegrinse unterging als ich meinte: „Ich bezweifle stark, dass er kommt." „Ich auch, deswegen werde ich ihn auch abholen", stellte Hanji breitgrinsend fest, ehe sie mit einem „Bedient euch" aus dem Keller verschwand.

Netterweise stand auf dem Tablett ein Krug Wasser, den ich mir gleich als erste unter den Nagel riss und mir einen Becher einschenkte, ehe ich ihn zu Ruby weiterschob. Erwin gönnte sich in der Zwischenzeit ein Gläschen Rotwein. Als er die Flasche wieder abstellte und einen Schluck trank, deutete ich auf den Wein und fragte: „Darf ich?" „Bist du denn überhaupt schon alt genug?", fragte Erwin mit skeptischen Blick, woraufhin ich leicht kicherte: „Ja ... aber eigentlich wollte ich nur die Etikette lesen." Nach meiner Erklärung bedeutete er mir, dass ich mir die Flasche nehmen durfte. Ihr müsst wissen, ich war passionierte Etikettenleserin. Interessiert las ich mir durch, dass der Wein aus dem Bezirk Utopia stammte, einen unaussprechlichen Namen hatte und im Jahr 847 hergestellt wurde. „Ich frage mich, ob der Wein hier anders schmeckt als bei uns", meinte ich überlegend, mehr zu mir selbst als zu jemand anderen, und drehte die Flasche in meinen Händen hin und her. Ich zog den Korken heraus und schnupperte an dem Inhalt. Gleich riechen würde er zumindest. „Hast du vor die ganze Falsche auszusaufen oder lässt du noch was übrig?", kam monoton aus Richtung der Tür, in der ich schließlich Levi erkannte. „Nein, habe ich nicht. Für mich schmeckt jegliche Art von Alkohol gleich widerlich. Es sei denn, er befindet sich in einer Schokoglasur", gab ich sachlich zurück, korkte die Flasche wieder zu und stellte sie auf den Tisch. Ich hatte jetzt irgendwie das Bedürfnis mit schiefgelegten Kopf mit den Augen zu klimpern ... allerdings war mir mein Kopf dann doch lieber auf meinen Schultern als irgendwo daneben am Boden.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt