Knapp zwei Stunden später, in denen Ruby und ich unsere Freunde fast durchgehend mit Weihnachtsliedern beschallt hatten, war der Baum vollgehängt mit Papierschneeflocken, Hagebutten, verschiedenen Zapfen und was wir sonst noch so als baumschmuckwürdig abgestempelt hatten. Und obendrauf der Stolz unseres selbst gemachten Schmucks: unsere Sternspitze aus Zweigen. Die heruntergefallenen Nadeln waren erneut zusammengekehrt und entsorgt worden und nun standen wir zu acht vor dem Baum und bewunderten unsere Arbeit. „Ich muss wirklich sagen: das haben wir gut hinbekommen", stellte Jean mit Blick auf den Baum fest. „Ich fürchte, ich muss der Pferdefresse zustimmen", meinte auch Ruby mit in die Hüfte gestemmten Händen fest. Jean sah beleidigt zu meiner Freundin und fragte: „Was heißt hier „ich fürchte"?" Da diese Diskussion nun wirklich keiner hören wollte, versuchte ich das Ganze einfach zu übergehen und lobte uns alle: „Ich finde, den Baum echt hübsch. Hätte ich mir nicht gedacht. Jetzt haben wir uns das Mittagessen redlich verdient." Ohne auf eine Antwort zu warten, marschierte ich in Richtung Kantine, falls meine Ablenkung doch nicht funktioniert hatte. Und so wie das Gezanke in meinem Rücken leiser wurde, hatte es nicht funktioniert.
„Warum muss Jean es auch immer darauf anlegen?", murmelte ich zu mir selbst als ich meinen Eintopf dankend entgegennahm. Allerdings bekam ich ungewollt eine Antwort. Und zwar von Eren, der ebenfalls gerade sein Essen holte: „Jean ist ein Idiot. Er lernt nicht aus seinen Fehlern." Ich sah Eren etwas verblüfft an und musste mir stark den Kommentar verkneifen, dass ich da noch jemanden kannte. „Außerdem liegt die Streitsucht in seiner Natur. Er kann gar nicht anders", klinkte sich nun auch Connie ein, woraufhin ich seufzte. Zu meinem Bedauern war mir das nur allzu bewusst. Als alle ihr Essen hatten, mit Ausnahme von Jean und Ruby, die waren nämlich noch immer nicht da, suchten wir uns einen Tisch und begannen zu Essen. „Und? Habt ihr euch schon überlegt, was ihr den Rest von eurem freien Tag macht?", fragte ich in die Runde, um ein Gespräch in Gang zu setzen. Mit einem Schlag hielten alle in ihrer Bewegung inne und sahen mich überrascht an. Was hatte ich denn jetzt kaputt gemacht? Sasha ergriff schließlich das Wort: „Wir dachten eigentlich, dass Ruby und du uns noch irgendwo einspannen würdet." Ich sah verblüfft auf die rothaarige, den Löffel im Mund steckend. Ääääähhhh ... okay? Ich nahm den Löffel aus dem Mund und schluckte meinen Bissen, bevor ich verlegen lachend erklärte: „Eigentlich müssen Ruby und ich nur noch das Abendessen machen. Das ist nur Kartoffeln schneiden und würzen. Aber ihr könnt uns gerne helfen, wenn ihr wollt." „Es ist besser als nichts zu tun", warf Armin als erster schulterzuckend ein, woraufhin sich der Rest anschloss. „Na dann, ... Danke", lächelte ich meine Freunde an, wandte mich aber sofort Jean zu, der seine Schüssel wütend auf den Tisch donnerte.
Skeptisch sah ich mich um und suchte nach Ruby. Doch ich konnte sie nirgends entdecken, weshalb ich meine Augenbrauen zusammenzog und zu Jean sah. „Wo ist Ruby?", fragte ich wie eine strenge Mutter, die verlangte, dass ihr Sohne endlich gestand, dass er seiner kleinen Schwester das Stofftier geklaut hatte. „Was weiß ich", murrte der hellhaarige vor sich hin und ich war kurz davor, ihm an die Kehle zu springen. Stattdessen stand ich auf, ging mit meinem Essen zwei Plätze weiter und setzte mich Jean gegenüber wieder hin. Sauer sah er mich an. „Was?!" In einer schnellen Bewegung streckte ich meinen Arm über den Tisch und drückte Jeans Oberkörper nach unten, sodass sein Gesicht schön auf die Tischplatte knallte. Eigentlich wollte ich ihn in seinem Eintopf baden, aber was soll's. „Ich wiederhole mich nicht, Jean", funkelte ich ihn drohend an. Wütend schielte Jean zu mir und knurrte: „Auf ihr Zimmer vermutlich." Ich ließ ihn los und lächelte zuckersüß: „Danke." Noch bevor ich über die Bank gestiegen war, grummelte Jean in seinen nicht vorhandenen Bart: „Blöde Kuh." In einem Zug schnappte ich mir meine Schüssel und stülpte sie ihm über, sodass er nun doch in Eintopf gebadet war. Schnaubend machte ich mich vom Acker. Allerdings nicht, ohne mich noch einmal umzudrehen und den anderen zuzurufen: „In einer halben Stunde in der Küche, ja?" Von der ganzen Bagage bekam ich einen Daumen hoch, was mich grinsend abziehen ließ.
Mein Weg führte zuerst zur Essensausgabe, wo ich Ruby eine Portion Eintopf mitnahm und dann in unser Zimmer. Zur Sicherheit klopfte ich an, bevor ich die Tür aufdrückte. Und hätte ich auf eine Antwort gewartet, dann wäre mir vielleicht das Ausweichmanöver erspart worden, wo ich fast Rubys Essen ausleerte. „Oh, du bist es", stellte Ruby verblüfft fest, während ich die Haarbürste aufhob, die eben noch als Geschoss verwendet worden war. „Jap ... und ich habe Essen dabei", lächelte ich und hob die Schüssel Eintopf in die Höhe. Ruby ließ sich auf ihr Bett fallen und murmelte: „Ich hab' keinen Hunger." Besorgt sah ich auf meine Freundin und stellte das Essen erst einmal auf den Schreibtisch, bevor ich mich neben sie auf das Bett setzte und seufzend fragte: „Also gut, was hat er getan?" „Er ist ein Idiot", grummelte meine Freundin und ich lächelte leicht: „Das ist nichts Neues. Weiter." „Ach, ich weiß nicht. Er bringt mich total auf die Palme!", meinte Ruby aufgebracht und ich hätte fast den Spruch „Was sich liebt, das neckt sich" losgelassen, aber da Jean sich mit so gut wie jeden anlegte, passte das nicht so ganz. „Okay. Und weiter?", stocherte ich nach, woraufhin sie mich mit diesem Weißt du eigentlich wie doof Jungs sind?-Blick ansah. „He said he would rather die than agree with me", jammerte sie und ich zog eine Augenbraue hoch. „War das das Letzte, das er gesagt hat?", fragte ich nach und meine Freundin nickte trübselig. Ich seufzte und strich ihr beruhigend über den Rücken, während ich erklärte: „Nimm's dir nicht zu Herzen. Wie du gesagt hast: Jean ist ein Idiot. Er muss einfach das letzte Wort haben. Ich meine ... glaubst du wirklich er würde lieber sterben als mit dir einer Meinung zu sein. Stell dir das vor, er würde heulen wie ein Kleinkind, wenn er deswegen sterben müsste." Nun begann Ruby zulachen und meinte: „Du hast recht." „Na also", erwiderte ich, holte das Essen und drückte es ihr in die Hand, „Und jetzt iss. Wir haben nur eine Viertelstunde, bis wir in der Küche erwartet werden."
DU LIEST GERADE
Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!
FanficTeil 3 der Attack on Titan becomes reality-Reihe Nachdem die Charaktere aus der Attack on Titan-Welt wieder in ihre Heimat abgereist waren, versanken Ruby und Tonia in tiefer Melancholie ... aber nur bis sie die Idee hatten, ihren Freunden nachzurei...