„Noch immer sauer wegen Eren?", wurde ich von der Seite angesprochen, während ich mit der Decke über dem Arm auf das Tor zusteuerte. „Was?", ich blieb stehen und schaute überrascht zu Armin, ehe ich zu lächeln begann und abwinkte, „Ach was, nur sauer auf meine eigene Dummheit." Wobei das mit Eren heute nun wirklich nicht hätte sein müssen, aber was soll's. Nun begann mein Gegenüber ebenfalls zu lächeln und er fragte: „Kann man dir irgendwie helfen?" „Kannst du Erinnerungen durchforsten oder in die Vergangenheit sehen?", fragte ich rhetorisch und bekam ein leicht irritiertes „Nein?" zurück. „Dann kannst du mir nicht helfen." Der blonde entgegnete mit einem verstehenden Nicken, ehe er auf die Decke zeigte und feststellte: „Du wolltest nach draußen." „Ja, ein wenig lesen", erwiderte ich und durchlöcherte das Buch kurzdarauf mit meinen Blicken, „Wenn ich meine Seite wiederfinden würde." Es war absolut irrelevant, dass das Buch nichts dafürkonnte. Irgendjemandem musste ich die Schuld geben. Irgendjemand, der nicht Armin war.
„Stört es dich, wenn ich mich dazusetze?", wurde ich gefragt, woraufhin ich meinen Killerblick von dem Buch abwendete und meinen Freund engelsgleich anlächelte: „Nein, gar nicht. Es würde mich freuen." Erfreut zogen sich seine Mundwinkel noch ein Stückchen nach oben. Kaum sichtbar, nur minimal. Wie süß. So machten wir uns zusammen auf dem Weg nach draußen zu einem Plätzchen, wo die untergehende Sonne noch die Schlossmauer anwärmte. Ich klemmte mir das Buch unter die Achsel und breitete die Decke aus, ehe wir uns darauf niederließen und uns an die warmen Steine lehnten. Ich begann wieder meine Seite zu suchen und wurde dabei von Armin beobachtet. Das war irgendwie komisch. Unangenehm ... aber angenehm unangenehm ... kapiert kein Mensch, oder? Gut, ich nämlich auch nicht.
„Wie sieht die Seite denn aus, die du suchst?", wurde ich nach einer Weile gefragt. Ich seufzte und schlug das Buch irgendwo in der Mitte auf und hielt es Armin hin. „Wie die ...", antwortete ich, ließ ein paar Seiten über meinen Daumen rasen, ehe ich fortsetzte, „... und die...", dann blätterte ich weiter und meinte währenddessen leicht sauer, „... und wie jede andere verdammte Seite in diesem Buch." Frustriert schlug ich das Buch zu und ließ meinen Kopf an die Steinmauer fallen. „Hatte die Seite irgendwelche Flecken oder Knicke oder um was ging es denn?", versuchte der blonde mir weiterzuhelfen, doch ich schielte nur mutlos zu ihm und erwiderte: „Das ist es ja. Ich habe keine Ahnung." Frustriert richtete ich meine Augen nach oben, in den Himmel, während Armin weiter überlegte, wie ich meine Seite wiederfinden konnte. Schon lustig ... wenn ich zurückdenke an die Zeit, bevor Ruby und ich in dieser Welt waren ... ich hätte mir wohl nie gedacht, dass ich mit meinem Freund einmal darüber reden würde, dass ich nicht mehr wusste, wo ich aufgehört hatte zu lesen. Geschweige denn, dass es ihn überhaupt interessierte. Und jetzt sitze ich hier mit einem eigentlich fiktiven Charakter, bin mit ihm zusammen und rede über das Nichtfinden einer Buchstelle. Absolut irrwitzig.
Mein Blick ging zum Buch und ich musste kurz auflachen. Ich musste wohl oder übel alles überfliegen, bis ich die Stelle gefunden hatte, die ich suchte ... aber das würde ich ein anderes Mal machen. „Was ist?", fragte mich Armin leicht überrascht. Ich lächelte ihn an und meinte: „Ach, nur Gedanken. Nichts wichtiges." Ich atmete einmal durch. „Weißt du was? Vergiss das Buch. Lass uns einfach hier sitzen und ...", begann ich, stockte dann aber weil ich keine Ahnung hatte, was man denn neben sitzen sonst so machen sollte. „... und, keine Ahnung, die Sonne genießen?", fragte ich dann eher, woraufhin ich allerdings ein aufrichtiges Lächeln bekam, was ich als Zustimmung wertete. So saßen wir da und genoss die letzten Sonnenstrahlen, des 3. Novembers, der Armins Geburtstag war und den ich hoffentlich nie wieder vergessen würde! Und wenn doch, durfte mich Ruby ohne 3D-Manöver von einer Klippe schubsen.
„Armin?"
„Hm?" Weder ich noch er sahen zum jeweils anderen.
„Wegen heute Morgen ...",begann ich. Nun sah Armin doch zu mir, während ich weiter geradeausschaute, „... ich ... hätte ich es gewusst und nicht vergessen nachzufragen, ich hätte dir irgendetwas besorgt oder mir etwas einfallen lassen ... es tut mir leid." Das war mir wirklich peinlich, deswegen musste das gesagt werden ... so unangenehm es auch war. Und weil es so unangenehm war, drehte ich meinen Kopf ein wenig von dem blonden weg, weshalb ich blind auf eine Antwort wartete. Als keine kam, dachte ich schon Toll, jetzt hasst er mich endgültig oder Ist er gegangen?, doch innerhalb von Sekunden fand ich mich in einer Umarmung wieder. Ich war total geschockt. In meinem Kopf sprangen überall rote Warnlampen an und das Personal rannte hilflos umher, weil es keine Ahnung hatte, was es tun sollte. Währenddessen dröhnte durch die Lautsprecher: „Alarm! Alarm! Körperkontakt mit einem Jungen! Darauf waren wir nicht vorbereitet! AAAAAAAAAAAHHHHHHH!!!!" Ihr müsst verstehen, ich bin schüchtern und ein ziemlich prüder Mensch. Ich wäre eine klasse Anstandsdame, aber in Beziehungsdingen würde ich mich definitiv als fragwürdig kategorisieren. Deshalb dauerte es etwas, bis ich mich entspannte und die Umarmung erwiderte. „Es reicht, dass du einfach da bist", meinte Armin und ich konnte mich erst nicht entscheiden, ob ich mich übergeben sollte, weil es so schnulzig war, oder ob ich verzückt aufquietschen sollte. Ich entschied mich schließlich für Süßholzgeraspel: „Ich werde nicht verschwinden. Keine Sorgen." Und schon wurde ich noch fester gedrückt als ohnehin schon.Dieser schlanke Kerl konnte ganz schön zudrücken, kann ich euch sagen. Er hatte fast schon Hanji-Qualitäten. Nur dass ich bei ihm noch Luft bekam und nicht kurz davor war an einem Erstickungstod zu sterben. Na ja, auf alle Fälle saßen wir dann noch bis zum Abendessen dort und genossen die Stille und das Untergehen der Sonne, während ich mich fühlte wie von einem Einhorn vollgekotzten. So viel Romantik hatte ich zuletzt vor zwei Jahren erlebt als ich mich von Armin verabschiedet hatte. Und für diese Woche war mein Pensum an Schnulze eindeutig ausgefüllt.
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Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!
FanfictionTeil 3 der Attack on Titan becomes reality-Reihe Nachdem die Charaktere aus der Attack on Titan-Welt wieder in ihre Heimat abgereist waren, versanken Ruby und Tonia in tiefer Melancholie ... aber nur bis sie die Idee hatten, ihren Freunden nachzurei...