101. And the Oscar goes to ...

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Zwei Wochen später waren Sasha und Fred wieder so weit gesund, dass sie eine Reise nach Mitras machen konnten. Ach, und Peter ging's auch wieder gut, aber der war schon auf dem Heimweg von Shiganshina wieder normal. Hanji hatte ihm nur noch einige Tage Ruhe verordnet, um sicher zu gehe, dass er nicht doch einen ordentlichen Hirnschaden hatte. Und so kam es auch, dass wir jetzt in dem riesigen Vorraum einer Zeremonienhalle standen, die vollgestopft war mit Soldaten und warteten, dass wir endlich unsere „Ehrenmedaillen" bekamen, weil wir Shiganshina zurückerobert hatten. Selbst Pieck und Porco wollte Historia für ihre Hilfe danken, weshalb nun alle Bewohner des Hauptquartiers hier versammelt waren. Mit Ausnahme von Zeke natürlich. Der durfte weiterhin in seiner Zelle ohne Arme versauern.

„Wieso bin ich hier? Hier sind so viele Menschen. Ich hasse Menschen", stellte Ruby gerade fest und sah wenig begeistert in die rappelvolle Halle. Ich tat es ihr gleich und stimmte zu: „Ja. Ich lebe auch ganz gut ohne Ehrung. Außerdem bekomme ich die Zeit, die ich hier sein muss, nie wieder zurück." „Was hättest du denn gemacht, wenn du im Hauptquartier hättest bleiben dürfen?", fragte Jean belustigt. Ich warf ihm einen emotionslosen Blick zu und erwiderte ernst: „Ich hätte vermutlich etwas gelesen ... oder irgendetwas anderes gemacht, was zehn Mal spannender ist als hier zu stehen und zu warten." Ich sah auf meine Kameraden und gab zu: „Jetzt finde ich es sogar schade, dass Flocke nicht mehr da ist. Der hätte sich jetzt bestimmt über irgendwas beschwert und ich hätte ihn wenigstens zur Schnecke machen können." „Ja, vielleicht hätte ich es geschafft, ihm endlich seine dämliche Frisur auszureden", meinte Ruby mit vor Langeweile triefender Stimme.

„Hey, ihr müsst das positiv sehen", mischte sich Peter fröhlich in unsere Unterhaltung ein, „So unternehmen wir wenigstens mal wieder was zusammen." Skeptisch sahen Ruby und ich den brünetten an. „Wir haben noch nie was zusammen unternommen", zerstörte ich Peters Motivation, „Es sei denn du zählst in derselben Küche stehen und kochen oder Kisten schleppen als „etwas miteinander unternehmen"." „Du bist fies", schmollte der Soldat und wurde frech von Fred ausgelacht. „Ist ein Hobby von mir", schmetterte ich im besten Levitonfall. So, jetzt hatte ich es so weit gebracht, dass das Schweigen unsere Gruppe beherrschte.

„Ich sehe, ich sehe, was du nicht siehst und das iiiist ....", begann ich gelangweilt und suchte kurz nach dem passenden Ding. „Einhorn", riet Ruby monoton und lag damit vollkommen richtig. Ich hatte meinen Blick auf das Emblem der Militärpolizei gerichtet, welches sich auf den Uniformjacken befand. „Ja", bestätigte ich gelangweilt. „Hm", überlegte Ruby, „ich sehe ... ich sehe, was du nicht siehst und das ist ... klein." „Okay, das ist fies", gab ich meine Meinung kund und sah mich um. Mein Blick fiel auf Levi, der auf uns zukam und daher war meine erste Annahme: „Levi." „Nein", war die simple Antwort, während Levi mit seiner üblichen Motivation vor uns stehenblieb und uns die bedeutungsvolle Nachricht überbrachte: „Es ist so weit." Wie ein Rudel Hunde folgten wir Levi auf den Fuß.

Während alle anderen Soldaten in den Saal gingen, stellte sich unsere klägliche Division vor den gigantischen Flügeltüren auf und wartete auf ihren Einsatz. „Die Türschnalle?", ließ ich mich nicht abbringen, bekam aber eine weitere Verneinung. „Okay, sag's mir. Alles andere, was mir einfällt ist gemein oder zu groß", bat ich meine Freundin, die zu grinsen anfing. „Der Staub", löste sie und ich sah sie einen Moment sprachlos an, ehe ich grinsend den Kopf schüttelte und ihr meine Hand entgegenstreckte. „Respekt", gratulierte ich ihr und sie schlug mit einem „Danke" ein. Genau in diese Moment öffnete sich auch die Tür und eine Fanfare begleitete unseren Einmarsch.

Im Mittelgang war ein roter Teppich ausgerollt worden, der zu einer Art breitem Podest führte, wo Historia stand und uns erwartete. Ich hätte mich ja fast wie ein Star bei einer Preisverleihung gefühlt, wenn die ganzen ernstdreinschauenden Soldaten nicht gewesen wären. Vor dem Podest gaben wir der Königin die gebührende Ehre und knieten uns hin. Und ein weiterer Grund, warum ich lieber im Hauptquartier geblieben wäre. Das fühlte sich so erniedrigend an.

Historia hielt kurz eine Ansprache über den Heldenmut des Aufklärungstrupps und verschwieg dabei ganz geflissentlich, dass der Großteil deswegen gestorben war, bevor sie einem nach dem anderen seine Cowboy-Ehrenmedaille überhängte und sich die Hände küssen ließ. Als Eren Historias Hand berührte, sah er plötzlich ziemlich ... wie benennt man es am besten ... ich sage jetzt einmal, er sah so aus, als würde er am liebsten schreiend davonrennen wollen. „Eren?", fragte Historia, ehe sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte. Ja, ja, Erinnerungen sind eine Geißel.

Als Eren jedoch den Kopf noch etwas senkte und sich leise bei der Königin entschuldigte, ging die Zeremonie reihum weiter. Bis sie bei Ruby und mir endete. Danach durften wir uns erheben und unsere alte Kameradin wie eine Leibgarde flankieren, während sie Pieck und Porco zu sich bat und auch noch ein wenig über ihre großzügige Hilfe schwafelte und sich dafür herzlich bei ihnen bedankte. Natürlich alles im formellen und angemessenen Rahme.

Auch die zwei Titanenwandler hielten sich an das Hofzeremoniell und verbeugten sich vor der Königin. Was wäre das nur für ein Eklat geworden, wenn sie das nicht getan hätten. Vermutlich wäre die Militärpolizei als erstes aufgesprungen und hätte ihnen gedroht sie zu erschießen, wenn sie nicht sofort auf den Knien rutschten. Wer denkt, das ist übertrieben, sollte bedenken, dass die Militärpolizei grundsätzlich nur übertrieb. Diese Flaschen.

Na gut, es wurde keiner bedroht. Nach der Zeremonie wurde nur ein bisschen gestichelt und gezankt. So wie meistens. Und das auch hauptsächlich nur zwischen Jean und Eren, weil die Pferdefresse es mal wieder nicht lassen konnte, Erens kurzen Aussetzer zu kommentieren. Ja, in diesem Moment war wieder alles so wie es sein sollte. Locker flockig dahin, bis Levi kommt und uns zum Putzen verdonnert.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt