99. Gefangenschaft 3 - Jetzt wird's echt langweilig

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Das nächste Mal als ich die Augen aufschlug, schien ein dämmriges Licht durch das kleine, vergitterte Fenster am oberen Rand der Wand. Es kam nicht genug Licht durch, um die Zelle zu erleuchten. Aber dennoch war es genug, um zu erraten, was für eine Tageszeit wir hatten. Und das Dämmerlicht sagte mir, dass die Sonne entweder gerade aufging oder unterging. Müde setzte ich mich auf und streckte mich einmal. Ich schaute aus reinem Reflex erst einmal zu den Gitterstäben, wo ich auch gleich ein Tablett mit zwei dampfenden Schüsseln, zwei Scheiben Brot und zwei Löffeln entdeckte. Mhm, Essen. Wie auf Kommando begann mein Magen zu knurren und ich stand auf, um schlurfend meine Portion zu holen.

Gerade als ich mich wieder auf mein Bett setzte, kam von meiner Freundin ein Murren. Wie ein auferstehender Zombie richtete sie sich auf und sah sich verschlafen um. „Wie spät ist es?", fragte sie und ich erwiderte kauend: „Keine Ahnung. Aber bei der Tür steht Essen" Ächzend schwang Ruby ihre Beine vom Bett und holte ebenfalls schlurfend ihr Essen. Schweigend verzehrten wir unser Frühstück beziehungsweise Abendessen. Pünktlich als wir fertig wurden, kam ein unerwarteter Besuch. Entgegen meiner Erwartungen kam nicht Hanji, um das leere Geschirr abzuholen, sondern unser griesgrämiger Gnom von Abteilungsführer.

Doch erst einmal ging er schnurstracks an uns vorbei und holte bei Eren das Geschirr, welcher sich artig bedankte. Danach kam er zu uns, um sich wortlos das Tablett zu schnappen und zur nächsten Zelle weiter zu schlendern. „Levi, welche Tageszeit haben wir gerade?", fragte ich, ohne ihn zu sehen. „Morgens", kam monoton zurück. Ich nickte und meinte: „Das heißt, wir haben gestern total verschlafen." „Sieht wohl so aus", kam aus Zekes Zelle von ebendiesem zurück. Wer hatte ihn bitte gefragt? „Mit dir hat keiner geredet", grollte ich und hätte zu gern Zekes Gesicht gesehen. Ich sah ein wenig in Gedanken versunken an die Wand neben Rubys Kopf, welche wiederrum gelangweilt in meine Richtung schaute. „Levi, mir ist langweilig", jammerte Ruby, bekam jedoch keine Antwort. „Levi?", fragte sie noch einmal. Wieder Stille. Vermutlich hatte er sich still und heimlich aus dem Staub gemacht. „LEEEEEEVIIIIIIII!!!", schrie sie einmal den Kerker zusammen.

„Levi ist weg", kam der ernüchternde Hinweis von Zeke. Dachte ich mir schon fast. „Und was machen wir jetzt?", fragte ich Ruby, welche mich leicht genervt ansah. „Keine Ahnung, lass dir was einfallen." Ich ließ meinen Kopf an die Wand fallen und erwiderte, „Wieso sagst du das mir? Du weißt doch, dass ich einfallslos bin." „Toniiii", bekam ich daraufhin quengelnd zurück. Allerdings ersparte man mir weiteres Grübeln, da Hanji mit einem fröhlichen „Wie geht's unseren Hübschen?" plötzlich vor unserer Zelle stand. „Langeweile", war Rubys simple Antwort und genau in diesem Moment kam mir eine Idee. Ich schoss nach vorne und fragte: „Sag mal, Hanji. Dürfen wir die Tagebücher von Doktor Jäger lesen?"

Überrascht sah Hanji von ihrem Platz an der Wand zu uns und meinte überlegend: „Ich müsste erst mit Erwin reden, aber ich denke, es spricht nichts dagegen." „Zum Glück, sonst gehen wir hier vor Langeweile ein", grinste ich leicht und Hanji begann zu lachen. „Eure Probleme hätte ich gerne", mischte sich Zeke ein weiteres Mal ein. „Keiner hat dich gefragt!", rief Ruby, woraufhin Zeke schwieg. „Und wie geht's dir, Eren?", wandte sich Hanji nun an ihren anderen Schützling. „Gut, danke", erwiderte unser Kamerad und begann mit der Abteilungsführerin zu plaudern. Ruby und ich dümpelten in dieser Zeit weiter in unserer Langeweile, bis Hanji verschwand und uns eine halbe Stunde später die Tagebücher vorbeibrachte.

„Eren, willst du mitmachen?", fragte ich den Gleichaltrigen eine Zelle weiter. „Nein, danke", kam leise zurück und hörte sich dabei ziemlich überlegend an. Schulterzuckend nahm ich mir das rote Buch, während Ruby bereits das grüne Buch in Händen hielt. Ich schlug das Buch auf und bei der ersten Seite stellte ich etwas fest. Der Kerl hatte eine Sauklaue. „Also, eins muss ich sagen, die Schrift passt definitiv zum Beruf", meinte ich und bekam nur ein Nicken in Kombination mit einem „Mhm", während Ruby versuchte die erste Seite zu entziffern. Durch das Drehen und dem Ändern der Entfernung des Buches versuchte ich die recht unleserliche Schrift zu dechiffrieren. Es dauerte eine ordentliche Zeit, bis ich Seite Nummer eins gelesen hatte, auf welcher nichts Neues stand. Mit jeder Seite wurde es jedoch einfacher Doktor Jägers Schrift zu entziffern.

So hatten Ruby und ich am Nachmittag etwa die Hälfte des jeweiligen Buches gelesen und konnten nicht mehr damit aufhören. Erens Vater beschrieb in dem Buch, welches ich las, wie Marley aussah und welche Unterschiede es zu Paradis gab. Gebannt las ich gerade wie Grisha die Luftschiffe beschrieb, da machte Ruby auf sich aufmerksam: „Hör dir das an." Ich sah von dem Tagebuch zu Ruby, welche einen Blick draufhatte, der eine Mischung aus Unglauben und Ich drehe dem Kerl den Hals um war. „Hier steht, dass der Urtitan angeblich die Gedanken aller Menschen ändern kann", meinte sie und ich hob eine Augenbraue. „Ja, alle Eldia", stimmte ich zu und wusste nicht ganz, worauf sie hinauswollte, immerhin war das keine neue Information für uns. „That's not what I mean. I mean the Founding Titan can control every single person. Everywhere. Marley, Eldia, simply everyone", erläuterte mir meine Freundin abermals und so langsam wurde mir die Bedeutung ihrer Worte klar. „Das ändert alles", hauchte ich ehrfürchtig und starrte an die Wand gegenüber. „Ja, erstens und zweitens, Isayama was wrong .... again", meinte Ruby bedeutungsvoll. „Dieser Arsch", wollte ich ernst sagen, konnte mir aber irgendwie das Lachen nicht verkneifen. Mal abgesehen davon, dass die Beleidigung vollkommen zusammenhangslos war, konnte ich sie irgendwie nicht ernst nehmen. Ruby stieg ebenfalls in mein Lachen ein.

Irgendwann schaute ich versunken durch das kleine Fenster in den blauen Himmel und meinte zu Ruby: „Guck mal. Da draußen ist Freiheit." Ernst schaute meine Freundin zu mir und fragte: „Bist jetzt kurz zu Eren geworden, oder was?" Irritiert sah ich zu ihr und ließ nach einigen Sekunden verlauten: „Tatakae." Und damit lachten wir die nächste Viertelstunde durch. Zu Zekes Leidwesen. Aber wen interessierte schon Zeke.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt