Kaum war die Tür zu, zog ich mir wieder mein Nachthemd an, schnappte mir die Suppenschüssel, die am Tisch stand und huschte in das obere Bett unter die Decke. Zufrieden aß ich die Suppe und wartete, dass Hanji wieder kam. Nach einer geschätzten Viertelstunde knallte die Tür wieder auf und Hanji kam grinsend mit einem Buch in der Hand zu mir. Wir tauschten Suppenschüssel und Buch und ich bedankte mich herzlichst bei ihr. Am liebsten würde ich ja sagen, wenn sie einmal etwas brauchte, konnte sie mich ruhig fragen, aber aus zwei Gründen verkniff ich mir das gerade noch. Erstens würde sie das ohnehin tun und zweitens, wusste ich nicht, ob ich es überleben würde, wenn sie mich in Anspruch nahm. Es war immerhin Hanji. Bei ihr wusste man nie.
Als ich mir den Einband ansah, stockte ich kurz. Wie wahrscheinlich war es, dass Hanji UND Levi Tintenherz in ihrem Bücherregal stehen hatten. Sehr unwahrscheinlich. Ich musste anfangen zu grinsen, ehe ich Hanji erneut aufhielt und fragte: „Das Buch ist von Levi, oder?" Sie lächelte mir entgegen und erklärte: „Ich hab' dein Bücherregal gesehen und dachte mir, es entspricht dir eher." Sie hatte recht. Auch wenn ich genauso auch ein Sachbuch gelesen hätte, um mir die Zeit zu vertreiben. Lachend erwiderte ich: „Da hast du recht." Mit einem Winken verabschiedete sie sich schließlich und ich begann in die Welt einzutauchen, die ich bisher nur als Film kannte.
Zu Mittag brachte mir ausnahmsweise nicht Hanji meine Hühnersuppe vorbei, sondern Ruby, welche mir Gesellschaft leistete und sich tierisch über Levis Training aufregte. „Falls es dich tröstet. Mir wird das ganz sicher auch noch blühen", meinte ich. Der Blick, den ich abbekam, schrie laut und deutlich Es tröstet mich nicht! Tja, ein Versuch war's wert. „Und vielleicht hast du ja Glück und du darfst in der Zeit, in der ich nachholen muss, bei den anderen mittrainieren", startete ich einen zweiten Versuch, der mit einem mürrischen „Hopefully" kommentiert wurde.
Leider musste Ruby auch viel zu schnell wieder weiter zum Training mit unserem Gnom, weshalb ich wieder anfing das Buch weiter zu lesen. Allerdings schaute im Laufe des Nachmittages immer wieder einer meiner Teamkameraden vorbei. Wie sich herausstellte, hatten die nämlich diesen Nachmittag frei. Und irgendwie schienen sie es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, mir die Zeit zu vertreiben. Zumindest sofern ich Bedarf daran hatte. Und ich hatte eine Menge Bedarf, weil ich nämlich keine Lust mehr zum Lesen hatte. Ja, ich weiß. Ein Schock, oder?
So kam kurz nach dem Mittagessen Armin vorbei und versuchte mir kläglich Schachspielen beizubringen. Er meinte, ich hätte es irgendwann einmal nebenbei erwähnt. Allerdings konnte ich mich daran nicht erinnern. Aber egal. Was zählte war, dass sich recht schnell herausstellte, dass ich für Taktik und Strategie einfach kein Talent hatte, weshalb mein König immer innerhalb von den ersten zehn Zügen Matt lag. Nach der gefühlt hundertsten Partie lachte ich schließlich: „Ich glaube, das wird nichts mehr. Aber danke, dass du's versucht hast." Wie immer der gute, positive Junge, der er war, meinte mein Gegenüber: „Ach was. Nur nicht aufgeben. Das kriegst du schon noch hin." Äääähhh, ja. Gedanklich legte ich meinem Freund eine Hand auf die Schulter. Solange du daran glaubst, Armin. Ich tu's auf alle Fälle nicht mehr. Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Armin blieb noch eine halbe Stunde zum Quatschen, ehe ich ihn praktisch aus dem Zimmer verscheuchte, weil er ständig auf die Uhr schaute. War ja nicht auszuhalten.
Es war etwa halb vier, da schauten Eren und Mikasa herein und erzählten von ihrem Training und was es sonst so Neues gab. Eren war dabei irgendwie der Meinung, nun da ich ja ganzen Tag im Zimmer rumhockte, wäre ich absolut hinten nach mit dem Informationsfluss. Deswegen plapperte er mich auch mit so viel Zeug voll und das so schnell, dass mein Hirn mit dem Verarbeiten schon nicht mehr hinterherkam. Am Ende als mich der braunhaarige fragte, ob ich denn noch etwas wissen wollte, konnte ich ihn nur fragen, ob er in letzter Zeit viel mit Hanji zusammen war. Verwirrt hatte er die Frage bejaht und der Wasserfall an Worten war erklärt. Zumindest für mich. Eren wurde nur mitsamt seiner Verwirrung von Mikasa, die meine Überforderung bemerkt hatte, aus dem Zimmer geschleift. Frauen halten eben zusammen.
Oder auch feste Freunde und Freundinnen der besten Freundin. Denn nach den Ziehgeschwistern besuchten mich Connie und Sasha und erzählten mir wie Rubys Nachmittagstraining verlief. Wir lachten viel, da Ruby einfach nur noch in einem dauerhaft schlechtgelaunten Zustand war und so Levi, während ihrem Training nur mit Blicken erdolchte, die den Hauptgefreiten allerdings komplett kalt ließen. Zumindest wurde es mir so erzählt ... und ich fand es nicht sonderlich abwegig. Zudem erklärten mir die Seelengeschwister, dass Ruby wohl in nächster Zeit nicht mehr so bald in die Nähe eines Pferdes gehen würde, da Levi sie anscheinend noch immer mit Reitunterricht piesackte. Klasse, wenn mich das auch traf, dann würde ich am Ende des Tages sicherlich mit einer ganzen Großfamilie an blauen Flecken einschlafen.
Zur Abendessenszeit verabschiedeten sich auch die zwei nach wie vor lachend. Hanji brachte mir noch eine Schale Suppe, ließ mich erneut die Medizin schlucken und wünschte mir anschließend noch eine Gute Nacht. Und Ruby? Ruby kam nach dem Abendessen, fluchte irgendetwas über sadistische Gartenzwerge und fiel, ohne weitere Worte völlig K.O. ins Bett. Armes Rubychen.
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Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!
FanfictionTeil 3 der Attack on Titan becomes reality-Reihe Nachdem die Charaktere aus der Attack on Titan-Welt wieder in ihre Heimat abgereist waren, versanken Ruby und Tonia in tiefer Melancholie ... aber nur bis sie die Idee hatten, ihren Freunden nachzurei...