47. Ich bin schrecklich(/)vergesslich!

18 6 0
                                    

Drei Tage später, während denen ich Levi doch wieder mehrere Stunden unter die Augen treten musste und ich einfach so tat als wäre der Abend von Halloween nie passiert, stand ich völlig entspannt auf und schlenderte mit Ruby gut gelaunt quatschend zum Frühstück. Überraschenderweise waren wir heute einmal vor dem Rest da, weshalb wir uns an einen leeren Tisch fallen ließen und locker plaudernd begannen unser Frühstück zu verspeisen. Eine Seltenheit. Die ersten von unserer Einheit, die dahergeschlichen kamen, waren Jean und Connie. Sie setzten sich mit einem dahergemurmelten „Guten Morgen" uns gegenüber und begannen schweigend zu essen. Gleich darauf kamen Mikasa und Sasha, die weitaus besser drauf waren und zum Schluss kamen die zwei Fehlenden: Eren und Armin. „Armin", wurde dem Blonden schon einige Meter entfernt von Connie zugerufen, „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag." Während Armin, vermutlich lächelnd, ein „Danke" zurückgab, verschluckte ich mich erst einmal an meinem Brötchen. Ruby schlug mir ein paar Mal auf den Rücken, sodass ich nicht mehr halb am Ersticken war. GEBURTSTAG?!?! WIESO SAGT MIR DAS KEINER!!!! Mein Glück war, dass ich mit dem Rücken zu Armin saß, allerdings verhinderte das nicht, dass Armin mitbekam, wie ich kurz vorm Ersticken war.

Als Armin mich dann noch fragte, ob alles in Ordnung sei – mal wieder. Er ist ja so fürsorglich ... und ich bin so eine miserable Freundin! – trank ich gerade einen Schluck Wasser, den ich als ich angesprochen wurde, sofort ausspuckte. Natürlich bekam Jean das dann voll ab. Hoppla. „Geht's noch?!", meckerte Jean über den Tisch, doch ich beachtete ihn nicht. Ich habe gerade wirklich wichtigere Probleme als deinen Ekel vor etwas Wasser und Speichel, Jean! Erneut begann ich zu husten und Ruby tätschelte mir den Rücken, während sie über mich hinweg zu Armin lächelte: „Sie hatte keine Ahnung, dass du heute Geburtstag hast." Mit Schwung donnerte ich meine Ferse auf ihren Fuß, woraufhin sie zusammenzuckte und jammerte: „Aua." Ich warf ihr einen bittersauren Blick zu und hoffte, dass er meine Botschaft gut rüberbrachte. Ruby ... ich HASSE dich! Kurz darauf drehte ich mich zu Armin, der sich neben mich auf der Bank platziert hatte und bis eben noch zwischen mir und meiner besten Freundin hin- und hersah. Mit gesenktem Kopf schielte ich in diese gütigen, blauen Augen und murmelte trübselig: „Es tut mir leid, ich wusste es wirklich nicht." Dann richtete ich auch meine Augen nach unten, drehte mich wieder gerade hin und ließ meinen Kopf auf die Tischplatte knallen. „Ich bin eine miserable Freundin", jammerte ich und schämte mich zutiefst. Ich hatte zwar allgemein ein grässliches Gedächtnis, wenn es um Geburtstage ging, aber wenigstens den von meinem Freund hätte ich in Erfahrung bringen können und mir auch MERKEN!

In Selbstmitleid badend – was war ich schlecht – spürte ich wie mir der Rücken getätschelt wurde und Armin meinte: „Das ist doch nicht schlimm. Für nächstes Jahr weißt du es ja jetzt." Genau ... nächstes Jahr hatte ich es dann schon wieder vergessen ... vorausgesetzt dem Fall, dass wir dann noch immer in dieser Welt waren. Es kam noch ein gequältes Jammern aus mir, ehe ich leidend zu dem Blonden sah und jammerte: „Du bist so nett. Ich hab' dich nicht verdient." Und schon knallte mein Kopf wieder auf die Tischplatte. „Nein, hast du nicht", kam nun von der Pferdefresse, was gleich von einem dumpfen Geräusch und einem empörten „Hey!" gefolgt wurde. Eine Hand legte sich auf meine Schulter, ich nahm an, dass es Armins Hand war, und mein Freund sprach weiter besänftigend auf mich ein: „Mach dir nichts daraus. Das passiert ab und zu, deswegen bin ich doch nicht sauer." Ich schniefte und sah in dieses viel zu gütige Gesicht, dass von einem Lächeln geziert wurde. Ich bin schrecklich.

Ich verharrte ein paar Sekunden in dieser Position, ehe ich mein Gesicht zu einer Grimasse verzog und jammerte: „Aber -", ehe ich anfing herumzufuchteln und unverständlich irgendetwas zu brabbeln, von dem ich selbst nicht ganz wusste, was es heißen sollte, um irgendwie meine Situation darzustellen. Hauptsächlich wollte ich noch einmal klarstellen, dass das Vergessen des Geburtstags deines Freundes einfach nur schrecklich war und ein Hauptgrund dafür, dass man nach dem Tod in die Hölle kam ... glaube ich. Während ich so in meinem Dahinnuscheln war, bekam ich einen seichten, aber doch irgendwie ziemlich bestimmten Schlag auf den Hinterkopf. Mit einem verwirrten „Huuuuu?" drehte ich mich zu meinem Peiniger, der niemand anderes war als meine beste Freundin war, die mich überhaupt erst in diese Lage manövriert hatte ... vielleicht wär's zwar früher oder später trotzdem so weit gekommen ... ABER das konnte keiner wissen!

Kaum hatte ich mich zu Ruby gedreht, meckerte sie mich an: „Calm down! He said, he isn't angry.Also reiß dich zusammen und steh deine Frau!" Damit gab sie mir noch eine halbstark Ohrfeige. Irritiert blinzelnd starrte ich ihr einfach in die braunen Augen. In meinem Gehirn war gerade Sendepause. Irgendwann brachte ich dann ein „Äääääääähhhhh" heraus, weshalb ich gleich eine zweite Ohrfeige abbekam mit der dahinter nach gesetzten Frage: „Besser?" Erneut entkam mir nur ein langgezogenes „Ääääähhhh", diesmal eine halbe Oktave höher. Als hätte man zurückgespult und die ganze Szene noch einmal abspielen lassen, kam eine dritte Ohrfeige und die erneute „Besser"-Frage. Mir stand kurz der Mund offen, ehe ich in einem vollständigen Satz antwortete: „Ja, denke schon." Na ja, so halbwegs vollständig. Mit einem zufriedenem Nicken, aber dennoch ernstem Gesicht zeigte sie nun auf meinen Teller. „Gut, dann iss dein fucking Frühstück fertig, bevor wir zu spät zumTraining kommen und Levi uns wieder extra Runden laufen lässt", meinte sie und ließ es so klingen als sei Levi ein Splitter, den man sich einzog, wenn man keine Handschuhe beim Arbeiten mit ungeschliffenem Holz trug. Was's denn jetzt los? Als sie sich den nächsten Bissen von ihrem Käsebrötchen reinstopfte, fragte ich: „Warum plötzlich so angepisst?" Ich bin irritiert ... und auch ein wenig verletzt, aber das war vernachlässigbar. Alles, was ich zurückbekam, war ein mit halbvollem Mund genuscheltes „Ich hasse Dramen am Morgen." Während ich gerade einfach nur versuchte die neuste Seite meiner besten Freundin zu entschlüsseln, kam von Connie munter und fröhlich mit stolzer Stimme: „Das ist meine Freundin." Der Rest am Tisch, der während meines kleinen Dramas schon längst andere Gesprächsthemen aufgegriffen hatte, sah nun verwirrt zu Connie, während Ruby und ich ihm einen dieser What's wrong with you?-Blick schenkten. Na immerhin, war das Geburtstagsthema jetzt erstmal vom Tisch.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt