2. Ri, ra, rutsch, wir fahren mit der Kutsch

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Wir beeilten uns Levi und Erwin zu folgen, die geradewegs auf eine Kutsche zuhielten. Wir wollten immerhin nicht schon wieder als Gefangene enden. Und erstrecht nicht von DEN Typen. Die waren mir alle nicht ganz geheuer.

An der Kutsche meinte Erwin, wir könnten unser Gepäck hinten auf die Gepäckablage geben, woraufhin Levi gleich meckerte, dass er es nicht glauben könne, dass wir wirklich Gepäck mitgenommen hatten. Tja, wir waren halt zwei moderne Menschen und brauchten unser Gepäck. Als wir unser Gepäck auf die Ablage hievten, fielen wir aufgrund des Gewichts fast wieder rücklings hin, schafften es aber geradeso zu zweit, die Sachen zu verstauen, ohne uns wehzutun. Ein Wunder!

Danach saßen wir Levi und Erwin gegenüber und die Kutsche fuhr schaukelnd ab. Während Erwin auf irgendetwas zu warten schien, verbarg Levi seine grenzenlose Freude uns wiederzusehen hinter einem skeptischen Blick, der nicht so ganz deuten ließ, was er jetzt von uns hielt. „Also gut. Bin ich tot oder warum seid ihr wieder hier?", fragte Levi schließlich unverhältnismäßig emotional und bezog sich wohl auf unseren Abschied bei uns. Ich zog eine Augenbraue nach oben und erklärte: „Zuhause war's zu deprimierend." Ich sah auf die vorbeiziehenden Häuser und setzte belanglos nach: „Wir sind innerhalb von Sina, oder?" Erwin nickte bestätigend, während sich Ruby zu Levi beugte und ihm auf den Arm tippte und meinte: „Für einen Toten fühlst du dich ziemlich lebendig an." So schnell konnte ich gar nicht schauen, hatte der schwarzhaarige Rubys Hand weggeschlagen und fauchte sie an: „Pfoten weg!" Geschockt sahen wir zu unserem Gegenüber. Da war heute jemand aber ordentlich gereizt.

„Levi, beruhig dich wieder. Du machst ihnen Angst", versuchte Erwin den lebenden Vulkan neben sich wieder herunterzubringen. Nicht sonderlich erfolgreich, so nebenbei gesagt, da die einzige Reaktion ein gegrummeltes „Na und?" war. Erwin schüttelte die Hoffnung über Board werfend den Kopf, ehe erneut ein eher unangenehmes Schweigen entstand, welches anhielt, bis wir die Mauer Sina verlassen hatten und einen ungepflasterten Feldweg entlangfuhren.

„Wieso wart ihr eigentlich im Inneren Bezirk?", fragte ich aus Neugier und weil ich mich ablenken musste. Ich saß nämlich entgegen der Fahrtrichtung und so langsam wurde mir richtig übel. „Wir hatten ein Gespräch mit der Königin über die nächste Mission", klärte mich der Blonde auf. Rubys Kopf schoss vom Fenster zum Kommandanten und sie fragte: „Bei Historia? Wie geht's ihr?" Erwins Gesicht zierte ein sanftes Lächeln und er antwortete kurz angebunden: „Die Königin erfreut sich bester Gesundheit." Ruby sah ihn skeptisch an, gab sich aber mit der unzureichenden Antwort zufrieden. Das war auch mal was Neues.

Und erneut kehrte Stille ein. Man, das ist echt nicht förderlich. Ich hielt es knapp fünf Minuten aus, bevor ich aufgab und schüchtern an die zwei Männer fragte: „Mag vielleicht wer tauschen? So langsam ist mir echt schlecht. Das verkehrt Fahren passt meinem Körper gar nicht." Erwins Mundwinkel zuckte verräterisch als er meinte, ich könne mit ihm tauschen. Er sollte es nur wagen mich auszulachen.

Umständlich, da die Kutsche nicht hoch genug war, um aufrecht zu stehen, drückte ich mich an eine Kutschenwand, während Erwin Platz wechselte. Als ich schließlich auf dem Platz des Kommandanten saß, atmete ich erleichtert auf, ehe ich zu ebendiesem meinte: „Manchmal glaube ich wirklich, dir würden Kinder guttun, Erwin." Ich musste da allerdings die Phasen ausklammern, in denen er auf seinem Psychotrip war.

Ruby sah mich entgeistert an und Levi hatte einen Blick drauf, der fragte, ob ich noch alle Tassen im Schrank hatte, während Erwin amüsiert vor sich hin grinste. „Natürlich meine ich eigene und nicht die, die du sowieso schon unter deinem Kommando hast", fügte ich hinzu. „Meinst du?", fragte der blonde schließlich mit einem Unterton, der deutlich machte, dass er nicht einmal ansatzweise darüber nachdachte. Ich nickte abschätzend. „Ja, so ab und zu, kommt bei dir wirklich die Vaterrolle durch." Nun musste selbst Ruby zustimmend nickend, woraufhin Erwin einfach nur lachte. Beleidigt verschränkte ich die Arme. „Hör auf zu lachen. Das ist mein Ernst." Allerdings meinte er nur erheitert „Natürlich" und wuschelte mir mit seiner Pranke von Hand durch die Haare. Mir blieb einfach nichts anderes übrig als zu schmollen. Auch wenn ich mich wirklich zusammenreißen musste, dass ich nicht zu grinsen anfing, weil diese Aktion einfach genau das traf, wovon ich eben gesprochen hatte. Auch wenn er hin und wieder absolut hirnrissige Ideen hatte, er hatte das Herz am rechten Fleck und war für ziemlich viel Unfug zu haben ... ach du Schande, der Typ war eine zweite Version von meinem Vater, nur mit weniger Trachtenkapellenproben und einem viel größerem Knacks im Hirn.

Über den Gedanken entkam mir ein kleines Kichern, was ich sofort im Keim erstickte. Allerdings wurde ich trotzdem von drei Augenpaaren verwirrt angesehen. „Einfach nicht beachten. Eren, Mikasa und Armin haben mich beim Thermenbesuch kaputt gemacht", stellte ich kichernd in den Raum. Ruby schlug sich dafür einmal schön die Hand auf die Stirn, sodass sie sich diese gleich darauf rieb. Levi schüttelte den Kopf und gab jegliche Hoffnung für mich auf. Und Erwin sah mich einfach verwirrt an. Kein Wunder, ich verhielt mich als wäre ich aus der Psychiatrie entkommen, aus der wir Hanji geholt hatten. Vielleicht hätte ich gleich dortbleiben sollen. Ja! Schau mich an. Sowas kann doch nicht normal sein!, brüllte eine Stimme in meinem Kopf. Ach, halt's Maul. Du bist nur mein Rationales Denkvermögen, wegen dir muss ich noch lange nicht in die Klapse.

Es wurde nicht weiter auf meinen anscheinend leicht bedenklichen psychischen Zustand eingegangen. Stattdessen besprachen Erwin und Levi irgendwelche wichtigen Dinge, die ohne Zusammenhang keinen Sinn ergaben, weshalb Ruby und ich die restliche Fahrt in Schweigen verbrachten und lieber gelangweilt nach draußen schauten.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt