Als die Sonne langsam am Horizont verschwand und der Himmel eine leicht violette Farbe annahm, kamen wir endlich beim Hauptquartier an. Steif und murrend rutschten Ruby und ich von den Pferden. „Ich glaube, ich bin jetzt fünf Zentimeter kleiner als heute nach dem Aufstehen", meldete sich Ruby und rieb sich das Kreuz, „und meinen Hintern spür' ich auch nicht mehr." Ich lachte und massierte mir ebenfalls den Rücken als ich antwortete: „Dann bist du immerhin mit Levi auf Augenhöhe. Und wegen dem Hintern: Sei froh, dass du ihn nicht spürst. Meiner ist eingeschlafen. Ich wusste nicht einmal, dass das funktioniert." Eiskalt wurde ich gleich einmal von meiner besten Freundin ausgelacht. Ich musste es ja auch unbedingt darauf anlegen.
Ungelenk sattelten wir unsere Pferde ab und führten sie in den Stall. Als wir diesen hundemüde verlassen wollten, zeigte Ruby auf zwei Personen und meinte: „Schau, da sind Fred und Peter." Anstatt auf den Ausgang hielten wir nun auf die zwei Jungs zu, die sich rege miteinander unterhielten. Während Fred unversehrt aussah, waren Peters braune Haare größtenteils von einem Verband verdeckt und sein Gesicht sah aus wie eine Pflaume. „Hey, was ist denn mit dir passiert? Du siehst aus wie ein Melone, die man aus dem zehnten Stock geworfen hat und dann mit Klebeband flicken wollte", sprach ich Peter freundlich wie eh und je an. Während Fred schön über meinen Vergleich lachen konnte und schon fast am Boden lag, warf mir Peter einen genervten Blick zu ... zumindest versuchte er es. Da allerdings sein halbes Gesicht ziemlich geschwollen war, sah es mehr aus als würde er gleich bewusstlos zusammensacken. „Ich bin unglücklich gelandet", nuschelte Peter kurz und bündig. Fred hingegen versuchte sich wieder ein zubekommen, um uns lachend erklären zu können: „Du ... Du bist ... nicht nur ... unglücklich gelandet ... Dein Gesicht ... hat den Boden ... praktisch geheiratet." Seine Erzählung wurde stetig von Lachern unterbrochen, weshalb Ruby und ich schlussendlich auch noch miteinstiegen.
Peter schnaubte noch ein: „Vielen Dank auch", und zog beleidigt ab. „Ich hoffe, er nimmt es nicht zu persönlich", lachte Ruby. „Ach was. Morgen lacht er sogar selber drüber", winkte Fred grinsend ab. „Na dann." „Hey, ihr da! Packt mal mit an!", wurde uns von einem Unbekannten zugerufen. Wir ging zu dem Soldaten und Ruby meckerte mit in die Hüfte gestemmte Hände: „Wir haben auch Namen." Mit einem „Und wenn schon" drückte er ihr eine Kiste gefüllt mit Klingen in die Hand. Empört sah ich den breitgebauten Mann an, ehe auch ich eine Kiste aufgedrückt bekam. Frechheit! Wo bleiben die Manieren?
Wir warteten zwar noch, bis man auch Fred eine Kiste angedreht hatte, drehten uns dann allerdings schnaubend um und gingen unserer Arbeit nach. Ohne ein weiteres Wort mit diesem Kerl zu wechseln, rannten wir vom Versorgungswagen zum Lager und wieder zurück, bis es nichts mehr zu tun gab. „Na endlich", rief ich erlöst aus und streckte meinen Rücken durch. „Ich hab' 'nen Mords Hunger. Ihr auch?", fragte Ruby und mein Körper antwortete für mich mit einem Magenknurren. „Wenn ich nicht bald was zwischen die Zähne kriege, kipp ich um", gab Fred noch zurück und wir machten uns zusammen auf den Weg zum Abendessen. Nachdem wir unsere Ration an der Essensausgabe bekommen hatten, verabschiedete sich Fred zu seiner Einheit und wir versuchten in dem Haufen an Soldaten unsere zu finden.
Wir grasten einmal den ganzen Speisesaal ab, fanden aber absolut niemanden von unseren Leuten, weshalb wir uns einfach einen leeren Tisch suchten und uns dort niederließen. Nach ein paar Minuten kam dann unser Goldenes Trio und ließ sich an unserem Tisch nieder. „Wo wart ihr? Wir hatten noch eine Besprechung mit dem Hauptgefreiten", fragte Armin uns. Ruby sah Armin mit einem Schön, dass uns das auch wer sagt-Blick an, während ich skeptisch eine Augenbraue hob und mich mal wieder aufregte: „Dann hätte uns das unser werter Hauptgefreiter auch sagen können. Ich weiß ja nicht, aber im Gegensatz zu ihm können wir keine Gedanken lesen. Das hat uns leider noch keiner beigebracht. Aber wenn Levi der Meinung ist, dass man das können muss, dann soll er uns zeigen, wie's funktioniert." Demonstrativ stopfte ich mir gleich noch einen Löffel Eintopf in den Mund, um meinen Unmut auszudrücken. Was war ich in letzter Zeit wieder leicht reizbar. „Kann's sein, dass der Tag etwas lang war?", fragte Armin pseudomäßig mitleidig und ich spielte mit, indem ich eine Schnute zog und in meiner bemitleidenswertesten Stimme ein „Ja" von mir gab. „Arme Toni", meinte nun Armin als würde er mit einem Hund reden, der nichts zu fressen bekommen hatte, und tätschelte mir den Kopf. „And what am I? Air?", fragte nun Ruby. Ich drehte mich von Armin zu Ruby und tätschelte ihr ebenfalls den Kopf, während ich in der gleichen Stimmlage wie Armin zu ihr sagte: „Arme Ruby." Nun begann Ruby zufrieden zu grinsen und wir drei und Eren brachen in Gelächter aus, während Mikasa das alles mit der typischen Ackerman-Distanz beobachtete.
Nach einigen weiteren Minuten kamen die restlichen Drei auch endlich an und wir quatschten über dieses und jenes. Nur die Expedition traute sich keiner so recht anzusprechen. Mit einer ziemlich guten Stimmung verließen wir den Speisesaal und wollten auf unsere Zimmer gehen. Doch in der Eingangshalle stand die Tür offen und es leuchtete in einem warmen Orangeton nach drinnen. „Was ist denn da los?", fragte ich und wechselte die Richtung. Ich trat nach draußen und sah mich zwei Lagerfeuern gegenüber. Ruby und die anderen traten nun ebenfalls nach draußen und Jean erklärte ernst: „Sie verbrennen die Toten." Stimmt, ja, da war ja irgendsowas.
Wie in Trance ging ich näher und blieb wie hypnotisiert vor einem der Feuer stehen. Nebenbei bemerkte ich, dass sich Ruby neben mich gestellt hatte. Vorhin noch mit einer Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung starrten wir jetzt betrübt auf die verbrennenden Überresten. „Ein trauriger Anblick", stellte Sasha fest, die sich ebenfalls zu uns gestellt hatte. Nach und nach kamen die anderen auch dazu und starrten schweigend ins Feuer.
„No time for rest", begann Ruby leise zu singen. „No pillow for my head
Nowhere to run from this
No way to forget." Ich griff nach der Hand meiner Freundin und stieg ein: "Around the shadows creep
like friends they cover me
Just wanna lay me down
and finally try to get some sleep." Und so sangen wir zusammen den Toten ein Lied, von dem wir wussten, sie würden es nicht hören ... und wenn doch, dann verstanden sie's trotzdem nicht.
„We carry on
through the storm
tired soldiers in this war
Remember what we're fighting forMeet me on the battlefield
Even in the darkest night
I will be your sword and shield
you camouflage and you will be mine
echoes of the shot rings out
we may be the first to fall
everything could stay the same
but we could change it all
Meet me on the battlefieldWe're standing face-to-face
With our own human race
We commit the sins again
and our sons and daughters payOur tainted history
Is playing on repeat
But we can change it
if we stand up strong and take the leadI was younger, I was named
A generation unafraid
For heirs to come, be braveMeet me on the battlefield
Even in the darkest night
I will be your sword and shield
you camouflage and you will be mine
echoes of the shot rings out
we may be the first to fall
everything could stay the same
but we could change it all
Meet me on the battlefieldWe carry on
through the storm
tired soldiers in this war
Remember what we're fighting forMeet me on the battlefield
Even in the darkest night
I will be your sword and shield
you camouflage and you will be mine
echoes of the shot rings out
we may be the first to fall
everything could stay the same
but we could change it all
Meet me on the battlefield
Meet me on the battlefield."*Mir lief eine kleine Träne die Wange hinunter und ich lehnte mich an Ruby, die das ebenfalls bei mir tat. Wir standen noch einige Zeit da und sprachen kein Wort. Wir bewegten uns keinen Zentimeter. Auch nicht als sich die anderen für die Nacht verabschiedeten. Irgendwann gingen auch wir und legten uns mit einem tristen „Nacht" schlafen.
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*Meet me on the battlefield von Svrcina
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Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!
FanficTeil 3 der Attack on Titan becomes reality-Reihe Nachdem die Charaktere aus der Attack on Titan-Welt wieder in ihre Heimat abgereist waren, versanken Ruby und Tonia in tiefer Melancholie ... aber nur bis sie die Idee hatten, ihren Freunden nachzurei...