Beim Mittagessen stießen wir wieder zu unseren Teamkollegen und danach trennten wir uns wieder, weil alle anderen noch immer etwas zu tun hatten, weshalb wir wieder verloren in der Eingangshalle stand. „Mal ehrlich, wir sollten uns Hobbys suchen", meinte ich schon leicht genervt, weil ich das Gefühl hatte, dass uns diese Situation noch öfter begegnen würde. „Definitely." Wir atmeten einmal durch und schlurften dann wieder in unser Zimmer. Als wir hineinkamen, beschloss ich kurzerhand auch ein bisschen zusammen zu räumen. Ich verstaute das Kastenbrett wieder, räumte Zettel und Stift in den Schreibtische und ordnete alles, was auf diesem rumkullerte.
Nach nicht einmal zehn Minuten sah das Zimmer wieder recht ordentlich aus, weshalb ich mich auf den Schreibtischsesseln hockte. Und schon war mir wieder langweilig. Stumm starrten Ruby und ich ins Nichts und versuchten irgendetwas zu tun zu finden.
Nach einer gefühlten Ewigkeit stieß Ruby aus: „Wir müssen noch die Liste aufhängen", und sprang von ihrem Bett auf. Während sie die zwei Schritte zum Schrank machte, fragte ich monoton: „Hä? Welche Liste?" Meine Freundin zog aus dem Kasten einen schneeweißen Zettel und hielt mir die Druckbuchstaben vor die Nase. „Die Liste." Oh, DIE Liste. Auf meinen Lippen breitete sich ein Grinsen aus und ich stand von meinem Sessel auf. „Na dann los", ließ ich voller Tatendrang verlauten.Und schon waren wir wieder in der Eingangshalle und sahen uns suchend um. „Gibt's hier überhaupt sowas Ähnliches wie ein Schwarzes Brett?", fragte ich, während ich die Halle durchsuchte. „Doesn't look like it", erwiderte die sich umschauende Ruby. Geschlagen atmete ich aus. Und so einfach konnte ein Plan zunichte gemacht werden. „Hey, du!", rief meine Freundin plötzlich neben mir, weshalb ich ihrem Blick folgte, der auf einer jungen Frau mit blonden Haaren lag, die soeben bei der Tür hereinkam. Die Blondine sah verwirrt zu uns und fragte: „Ich?" „Ja, du", gab meine Freundin zurück und hielt auf die junge Frau zu. „Gibt es hier irgendwo ein Infobrett?", fragte Ruby nun mit einer engelsgleichen Freundlichkeit. In dem Blick der Soldatin spiegelte sich leichte Verwirrung, doch sie antwortete schließlich: „Äh, ja. Im Speisesaal hängt eines."
„Ah, okay. Danke", bedankte sich Ruby und wir ließen eine leicht perplexe Aufklärerin stehen.Der Speisesaal war nahezu leer. Nur an wenigen Tischen saßen vereinzelte Personen und grübelten über Büchern und Zetteln oder besprachen irgendetwas miteinander. Die zwei Soldaten, die Levi heute Morgen mitgeschleift hatte, waren schon wieder brav am Arbeiten und putzen die Tische und kehrten den Boden zusammen. Ruby und ich suchten kurz den Raum ab und fanden nach dem zweiten Mal darüberschauen das gesuchte Brett an einer Wand hängen. Gezielt gingen wir auf das Brett, auf welchem schon ein paar Zetteln hingen, zu und klatschten unsere obligatorisch zu befolgenden Verhaltensregeln* dazu. Aus Neugierde schaute ich, was sonst noch da rumhing. Auf einem Zettel stand das Datum der nächsten Expedition, auf einem anderen sogar ein Notausgangplan im Brandfall, an den sich wahrscheinlich hier ohnehin keiner hielt und auf einem wieder anderen eine Liste, wo der Kommandant sowie die Abteilungsführer ihre Büros hatten. Wie oft sie dies Liste wohl erneuern müssen?
Nachdem wir unsere kurzzeitige Beschäftigung erledigt hatten, war uns ... schon wieder langweilig. Genervt von der Langweile, fragte ich in der Eingangshalle einfach: „Gehen wir spazieren?" Ruby zuckte mit den Schultern. „Why not." Und so begannen wir auf den Ländereien des Aufklärungstrupps herumzuschlendern. Zuerst machten wir eine Runde um das Gebäude und schauten, ob sich irgendetwas verändert hatte, danach ging's in den Wald. Als der Wald endete und wir auf einer weitläufigen Wiese standen, ließen wir uns ins Gras fallen.
Dort saßen wir einige Zeit und redeten über Belanglosigkeiten. Irgendwann stand Ruby dann auf und salutierte in bester AoT-Manier. Ich zog eine Augenbraue hoch, weil ich wirklich nicht wusste, was sie da machte. Doch das klärte sich schnell auf als sie einmal durch den Mund einatmete und mit tiefer Stimme in die Ebene schrie: „Eren Jäger!"** Ich begann so sehr zu lachen, dass ich am Boden lag und mir den Bauch hielt. Das war so unerwartet. Und weil es so lustig war, musste ich es ebenfalls machen und wir zwei zusammen natürlich auch und das Ganze wiederholten wir ein paar Mal, weil es so lustig war. So verging auch die Zeit.
Ich weiß nicht, wie lange wir auf dieser Wiese waren, aber ich schätzte bestimmt eine Stunde, deshalb schlenderten wir weiter. Irgendwann wollten wir dann langsam zurück zum Hauptquartier, weshalb wir wieder in etwa in die Richtung zurück stapften. Früher als erwartet, kamen wir wieder an einer Wiese an, über die wir bereits das Hauptquartier in einer ziemlichen Entfernung sehen konnten. Wir waren ja ein ganz schön ordentliches Stück gegangen.
Wir hatten etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt, da kam uns Erwin entgegen. „Ist die Besprechung schon vorbei?", fragte ich mit einem Grinsen im Gesicht. „Eine Weile schon." Er schaute kurz gedankenversunken zum Horizont, ehe er fragte: „Stört es euch, wenn ich euch auf dem Rückweg begleite?" Ruby und ich sahen uns gegenseitig an und schüttelten dann synchron den Kopf. So setzten wir unseren Weg in unangenehmen Schweigen fort.
Nach einigen Minuten sprach Erwin: „Ihr wisst doch, dass in zwei Wochen eine Expedition startet." Während Ruby zustimmend nickte, murmelte ich etwas belustigt: „Seit heute schon." Von Erwin bekam ich nur einen nicht zu deutenden Blick zugeworfen, bevor er fortfuhr: „Ich nehme an, ihr habt keinen Hinweis für mich, oder?" Erneut wechselten Ruby und ich einen Blick und ich erwiderte: „Wenn es die nach Shiganshina ist, dann schon." Erwins Augen nahmen einen leicht trüben Glanz an. Bitte, werd' jetzt nicht wieder gruselig. Sonst greif ich mir das Nächstbeste und brat' dir eins über. Doch es kam nur ein einfaches „Nein" als Antwort. „Tut uns leid, Erwin", entschuldigte sich Ruby betrübt, legte jedoch ihre Aufmerksamkeit sogleich auf etwas anderes. „Hey, ist das euer Friedhof?", fragte sie und blieb vor einer Ansammlung lauter gleichaussehender Grabsteine stehen. Also, ich musste schon sagen, dass diese einfachen Militärfriedhöfe schon ihren Charme hatten.
„Ja", bekam meine Freundin als kurzangebundene Antwort. Sie sah sich kurz die akkuraten Reihen an und wollte schon weiter gehen, stockte jedoch mitten in der Bewegung. Mit großen Augen glotzte sie einen Grabstein an. „Äh, Erwin, warum stehen da Grabsteine von uns?", fragte sie leicht unsicher und deutete auf unsere Grabsteine. Ach, stimmt ja, offiziell waren wir ja tot. Erwin schaute ebenfalls auf die Steine und erwiderte gelassen: „Wir mussten euren Tod glaubhaft darstellen."
„Ah, war die Zeremonie wenigstens schön?", fragte nun meine Freundin. „Dazu sind wir leider noch nicht gekommen." Eiskalt. Rubys linkes Auge begann leicht zu zucken und ich ahnte schon Schlimmes, da durchbrach eine Stimme Rubys unterdrückten Zornesausbruch: „Wieso stehen da Grabsteine von euch?" Während Ruby und ich zu der Stimme herumfuhren, drehte sich Erwin gelassen zu einem seiner Soldaten. Wie sich herausstellte hatte sich Marlo an Jean gehängt und die zwei waren wohl auch spazieren gegangen. Ich hoffte, Jean erzählte nicht schon wieder Blödsinn. „Ja, also, weißt du, wir werden bei der nächsten Mission sterben", antwortete Ruby auf Marlos Frage als würde sie ihm irgendeine unwichtige Information geben. „Wir planen unseren Tod eben schon im Voraus", lächelte ich nun ebenfalls. Marlos Blick war wirklich Gold wert, so geschockt wie er war. Jean verdrehte nur die Augen und schleifte den armen Jungen einfach mit sich mit, während Erwin einfach hoffnungslos den Kopf schüttelte.„Ihr könnt es aber auch nicht sein lassen", meinte der Blonde schließlich als wir uns wieder in Bewegung setzten. Ruby und ich konnten nur treudoof grinsen und erwiderten unisono: „Nö." Bitte, Erwin, du solltest uns doch nun wirklich schon kennen. Von uns konnte man doch gar nichts anderes erwarten, außer irgendeinen Blödsinn. Erneut schüttelte der Kommandant den Kopf und schwieg den restlichen Weg. Genauso wie wir.
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* Oben nochmal ein Bild mit den Regeln (Attack on Titan becomes Reality 2, Kapitel59)
** Es geht um Minute 12:19. Ich danke diesem Tiktoker wirklich für dieses Video. Es erheitert mir jedes Mal den Tag.
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Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!
FanfictionTeil 3 der Attack on Titan becomes reality-Reihe Nachdem die Charaktere aus der Attack on Titan-Welt wieder in ihre Heimat abgereist waren, versanken Ruby und Tonia in tiefer Melancholie ... aber nur bis sie die Idee hatten, ihren Freunden nachzurei...