59. Wie vom Erdboden verschluckt

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Ich kann euch trösten. Connie hat den Tag überlebt ... nachdem Ruby ihn allem Anschein nach in Rekordzeit einmal quer durch das Hauptquartier gejagt hatte und am Trainingsplatz schließlich von Levi dazu angehalten wurde, ihre Probleme, wann anders zu klären. An diesem Tag wurde Connie entweder ignoriert oder mit Blicken erdolcht. Ein Glück, dass Ruby keine Laseraugen hatte. Am nächsten Tag hatte Connie dann ein Abendessen für sie arrangiert, welches laut Rubys Schwärmen einem Candle-Light-Dinner entsprach und seitdem herrschte zwischen den zweien wieder Friede, Freude, Eierkuchen.

Ansonsten verging der Rest vom Jahr richtig unspektakulär. An Silvester ließen wir allen den Neujahrscountdown erspart, da wir am ersten Jänner Training hatten und da wollte wirklich keiner bis Mitternacht wach sein. Vor allem nicht, wenn den ganzen Jänner keiner über Levis Training, Putzdienste, et cetera jammern durfte und vermutlich dementsprechend schlecht gelaunt sein würde. So verging der erste Tag des neuen Jahres mit Todesblicken für diverse Personen von so ziemlich jedem im Team.
Dafür versprach der nächste Tag deutlich entspannter zu werden. Erwin hatte einiges Organisatorisches für dieses Jahr zu besprechen und dafür mussten die Abteilungsführer anwesend sein, um abzuklären, wie viel Material für das Training und etwaige Einsätze benötigt wurde, wie der Stand der Teams beim Training war, um dort vielleicht diverse Kooperationen zu treffen und sonstige Dinge, die über das Jahr benötigt wurden, wie Lebensmittel oder Baumaterial zum Ausbessern verschiedenster Gebäudeschäden. So konnte ich mich auf das morgendliche Ausschlafen freuen.

Allerdings wurde ich trotzdem um sieben wach. Als ich blinzelnd auf die Uhr schaute, konnte ich mich nur zurück in die Kissen fallen lassen, mir die Decke über den Kopf ziehen und frustriert grummeln. Körper! Ich habe gesagt, ausschlafen! Heute ist mein Geburtstag, da wird nicht um sieben Uhr morgens aufgestanden! Erst um acht. Allerfrühestens um acht! Ich versuchte mich noch einmal ins Bett zu kuscheln und einzuschlafen, scheiterte aber kläglich. Nach zehn Minuten schlug ich wieder die Augen auf und katapultierte mich in eine aufrechte Position. Bei allen Göttern, da kann man einmal und dann geht's nicht so wie's soll. Schnaubend befreite ich mich aus meiner Decke und kletterte vom Bett. Als ich zu Ruby schaute, entdeckte ich nur eine zerschnuddelte Bettdecke. Ruby war freiwillig vor acht auf? Das war ungewöhnlich. Während ich mich anzog und bürstete, musterte ich Rubys verwaistes Bett skeptisch. Sie steht nie so früh auf.

Mit einer tiefen Denkfurche auf der Stirn ging ich schließlich zum Frühstück, wo ich mir erhoffte, den Rest vom Team zu finden ... und Ruby. Aber Nada. Nix da. Kein Einziger aus der Spezialeinheit war im Speisesaal zu finden. Mit dem Gedanken, dass sie einfach alle noch schliefen oder vielleicht sogar so früh wach waren, dass ich sie verpasst hatte, suchte ich mir mit meinem Käsebrötchen einen freien Platz und mampfte es in aller Ruhe. Eine gefühlte halbe Stunde saß ich dort und frühstückte und trotzdem war noch immer keiner meiner Teamkameraden zu sehen. Das ist doch nicht normal. Entschlossen dem mysteriösen Nicht-vorhanden-sein meiner Freunde auf die Spur zu gehen, brachte ich mein Teller weg und steuerte als erstes in Richtung von Connies Zimmer. Wenn Ruby nicht beim Frühstück war, nicht in unserem Zimmer und auch nicht bei Hanji sein konnte, war die letzte Möglichkeit, die mir einfiel, Connie.

Schnell stand ich vor der Tür, die durch ein Türschild mit der Gravur „Springer & Kirstein" als die gesuchte Tür markiert wurde. Ich donnerte meine Faust gegen die Tür und wartete. Als sich nach einigen Sekunden nichts rührte, versuchte ich es noch einmal. Als dann noch immer nichts kam, öffnete ich vorsichtig die Tür und linste in das Zimmer. Überall lagen Kleidungsstücke verstreut und das Bett war ungemacht, aber es war keine einzige Person zu entdecken. Ich schloss die Tür wieder. Misstrauisch wiederholte ich die Prozedur ein paar Türen weiter mit dem Namensschild „Jäger & Arlert", doch ich fand dasselbe Bild. Wenn auch um einiges ordentlicher. Mein nächster Halt war ein paar Gänge weiter, in der Nähe meines eigenen Zimmer, wo ich mir erhoffte Sasha und Mikasa in ihrem Zimmer zu finden. Doch dieses war ebenfalls leer. Was war hier los?!

Meine letzte Hoffnung, bevor ich das ganze Gebäude durchsuchte, war das Besprechungszimmer. Normalerweise wäre ich jetzt in so einer Zwickmühle zwischen Ich will unbedingt wissen, wo diese Deppen sind und In eine Besprechung zu platzen, ist total unhöflich und peinlich ... aber ich war schon so genervt, dass ich niemanden fand, dass ich keinerlei Zweifel an meinem Vorhaben hatte. Strammen Schrittes marschierte ich auf die Doppeltür zu und klopfte. Die gedämpfte Stimme, die eben noch durch die Tür klang, verstummte. Es dauerte kurz und das ernste Herein ertönte. Ich öffnete die Tür nur einen Spalt, steckte meinen Oberkörper durch und sah in einen Haufen unzufriedener Gesichter von Abteilungsführern ... die mir allesamt schnuppe waren. „Ich will nicht lange stören. Ich wollte nur wissen, ob jemand von euch Ruby oder irgendwen anderen von meinen Leuten gesehen hat", stellte ich ohne Umwege in den Raum, woraufhin mich verwirrte, desinteressierte und verständnislose Blick trafen. Die nehme ich allesamt als „Nein, wir haben niemanden gesehen".

„Du findest die anderen nicht?", fragte Hanji sofort nach, noch bevor irgendjemand zu seinem Blick ein Wort verlieren konnte. Ich nickte einfach schlicht und die Wissenschaftlerin sprang auf. „Ich helfe dir suchen. Das hier ist sowieso zum Einschlafen", meinte sie zu mir und wandte sich dann an Erwin, „Also, eine immense Menge Seile, Nägel und Netze. Eine GANZ immense Menge." Dann knallte sie den Pack Zetteln, den sie eben noch in der Hand hatte auf den Tisch und marschierte auf mich zu. Erwin seufzte einfach, zog den Pack zu sich und ließ Hanji ziehen. Da keine Einwände von dem Oberbefehlshaber kamen, passierte so etwas wohl häufiger.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt