17. Zum Frühstück zweierlei Motivation

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Müde blinzelnd schlug ich die Augen auf. Die ersten Sonnenstrahlen beleuchteten den Raum mit ihren warmen orangen Strahlen. Die Uhr zeigte sechs Uhr an und unter mir vernahm ich Rubys gleichmäßige Atemzüge. Als ich realisierte, dass Hanji mir gestern erneut bestätigt hatte, dass ich heute wieder mit dem Training anfangen konnte, schoss ich wie ein Springteufel mit einem breiteren Grinser als der Joker in eine aufrechte Position. In einer Stunde würde das Training beginnen und ich freute mich schon wahnsinnig darauf. Nicht unbedingt auf den ganzen Sport. Aber ich konnte gegen das Lernen einfach nichts sagen. Und ja, ich weiß, es ist komisch, lernen toll zu finden.

Voller Elan ließ ich mich von meiner Matratze auf den Boden rutschen und kam mit einem dumpfen, aber doch recht lauten Geräusch auf. Upsi. Murrend wälzte sich meine Freundin im Bett, ehe sie mich aus müden Augen und mit verstrubbelten Haaren ansah. „Guten Morgen", trällerte ich gut gelaunt. Mit einem „Uff" ließ sich Ruby wieder in ihr Kissen fallen und murrte: „Shut up." „Ach komm schon, heute werden wir immerhin zusammen gequält", versucht ich sie aufzuheitern. Die einzige Reaktion war ein weiteres Brummen. Na gut, dann halt nicht.

Ohne dass meine Motivation sich reduzierte, zog ich mich an und wartete wippend auf meine mürrische Seelenschwester. Als Ruby schließlich „Ready" grummelte, schnappte ich mir Tintenherz und hüpfte neben ihr her zur Kantine. Wir sahen vermutlich aus wie so ein Filmgeschwisterpaar, bei dem die eine eine ewig fröhliche, naive Blondine war und die andere eine schwarzhaarige, schlechtgelaunte Goth.

In der Kantine holten wir uns unser Frühstück und pflanzten uns neben unsere Teamkollegen. „Wieder gesund?", grinste mich Armin an, der neben mir saß. Glücklich grinsend mampfte ich mit undamenhaft vollen Mund: „Jap." „Wurde aber auch Zeit. Ruby war in den letzten drei Tagen noch mieser drauf als beim letzten Mal als ihr noch zusammen Training hattet", klinkte sich Eren ein und erhielt darauf gleich einmal einen von Rubys Killerblicken. Uh, sie konnte Levi richtig Konkurrenz machen. Ich lächelte den grünäugigen an und stellte fest: „Das heißt, du hättest lieber einen zweiten schlecht gelaunten Teenager und eine nicht ganz so schlecht gelaunte Ruby als eine total angepisste Ruby." „Genau", stimmte mir Eren enthusiastisch zu. „Mal sehen, ob dir das noch immer so gut gefällt, wenn es soweit ist", brummte Ruby in ihre nicht vorhandene Gesichtsbehaarung. Der Titanenjunge ließ sich dadurch allerdings nicht die Stimmung vermiesen, sondern biss einfach ein weiteres Mal energisch von seinem Brötchen ab. Ruby tat dasselbe, aber mit der Stimmung von Ebenezer Scrooge am Anfang der Weihnachtsgeschichte.

Nach einer halben Stunde machten wir uns schließlich gemütlich auf den Weg zum Trainingsgelände. Dort erwartete uns noch niemand, weshalb ich mich in die Wiese plumpsen ließ und die warmen Sonnenstrahlen genoss. Während wir warteten, wurde Connie von den zwei Mädchen sowie Eren und Armin über seine orangen Haare ausgefragt und Jean amüsierte sich prächtig, die Geschichte mit einigen schauspielerischen Darstellungen zu verdeutlichen. Anscheinend war er dabei als Connie seinen ... Unfall hatte. Am Ende rief jemand von weitem: „Springer! Was hast du mit deinen Haaren angestellt?" Unsere Versammlung sah zu demjenigen, der gesprochen hatte. Es war ein Mann mit braunen Haaren, die er sich zu einer Elvis-Presley-ähnlichen Frisur gestylt hatte und dessen Gesicht mich ein wenig an einen Frosch erinnerte.

Sofort stand die Gruppe stramm. Allerdings wusste ich nicht so recht, ob es wegen dem froschgesichtigen Typen war oder weil Levi neben dem Kerl stand. Tja, Schluss mit der Ruhe. Ächzend erhob ich mich und stellte mich entspannt salutierend neben Ruby, die mit genervtem Gesichtsausdruck ebenfalls ihre Faust auf dem Herzen liegen hatte. „Ihr trainiert heute wieder mit Klaus", kam von Levi, was mit einem einstimmigen und klaren, lauten „Jawohl" erwidert wurde. Das war also Klaus.

So dackelten unsere Kameraden dem Abteilungsführer hinterher, während Ruby und ich noch immer vor Levi salutierten. „Du auch, Göre", meinte der schwarzhaarige zu Ruby, die ihn daraufhin irritiert anschaute.
„Wirklich?"
„Ja und jetzt zisch ab."

Rubys Gesicht hellte sich auf und sie schlug sich mit einem „Jawohl" gleich noch einmal auf die Brust, ehe sie mit einem „Sorry, Toni" in die Richtung der anderen verschwand. Schade, eigentlich hatte ich mich gefreut nicht alleine Levis Opfer sein zu müssen. Vor allem da er heute anscheinend wieder eine besonders gute Laune hatte. Als ich merkte, dass ich von seinen grauen Augen wie ein Emmentaler durchlöchert wurde, straffte ich meine Haltung nach und erklärte: „Bereit zum Training, Sir." „Lass das Sir weg", wurde mir monoton entgegengebrummt. Ich gab meine Haltung auf und grinste: „Okay. Und bevor ich es vergesse ..." Ich holte das Buch hervor und streckte es dem Hauptgefreiten entgegen. Dieser nahm es mit hochgezogener Augenbraue, ehe er mit der üblichen Miene meinte: „Das habe ich schon vermisst." „Wolltest du es lesen?", fragte ich etwas schuldbewusst. Immerhin gehörte ihm das Buch. „Nein", kam allerdings zurück, weshalb ich nur ein verwirrtes „Hä?" ausstieß. Doch wie so oft wurde ich nicht beachtet. Levi drehte sich einfach um und stapfte in eine Richtung davon. Wollte er das Buch jetzt zurücktragen? Als er jedoch nicht zum Eingang des Gebäudes ging, hastete ich ihm schnell hinterher. Wer wusste schon auf was für Strafen er heute kommen würde, wenn ich nicht schnell genug war ... wobei ... ich war doch nie schnell genug.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt