Ich gebe euch einen Rat: Verliert niemals, wirklich niemals, jemanden im Hauptquartier des Aufklärungstrupps. Wenn ihr die Person dann nämlich sucht, habt ihr vier Stockwerke plus Keller und gefühlte Millionen an Räumen zu durchsuchen ... und da sind die 50 Besenkammern, die wohl von unserem herzallerliebsten Putzfanatiker eingerichtet wurden, noch nicht einmal miteinberechnet. Wieso ich euch das erzähle? ...
Also, das war so ... Nachdem ich Armins Geburtstag vergessen hatte und nicht mehr ganz so sehr in Selbstmitleid badete, hatten wir Training. Alles völlig normal. Dann gingen wir Mittagessen und den Nachmittag hatten wir frei. Wir hatten beschlossen uns ein paar Minuten später im Gemeinschaftsraum zu treffen. Ebenfalls nichts Besonderes, genauso wenig, wie dass Jean auf dem Weg zu den Zimmern mal wieder stichelte. Diesmal ging er auf Rubys und Connies Beziehung los, was die zwei aber ziemlich humorvoll nahmen. Na ja, auf alle Fälle waren Ruby und ich die ersten im Gemeinschaftsraum und nach und nach trudelten die anderen ein. Nur Sasha ließ auf sich warten. Nichtsdestotrotz fingen wir einfach mal damit an Karten zu spielen ... bis aus dem Gang ein Poltern ertönte. Ihr müsst wissen, die Tür stand offen und etwa zehn Meter davor musste man um eine Ecke biegen, um zum Gemeinschaftsraum zu kommen. Die Person, die den Krach verursachte, knallte beim um die Ecke biegen mit dem Fuß an die Wand und flog der Länge nach auf den Boden. Nun erkannten wir, dass es sich um Sasha handelte, die da wie irre auf uns zu rennen wollte. Na gut, auch noch nicht wirklich das, worauf ich hinauswill, aber gleich. Als sich die rothaarige wieder aufgerappelt hatte, weiter hetzte und schließlich außer Atem in der Tür stehenblieb, teilte sie uns keuchend mit: „Eren ist verschwunden!"Und da haben wir's! Deswegen befinden wir uns hier und durchsuchen zu zweit das gesamte Erdgeschoss. Und wenn ich das gesamte sage, meine ich auch wirklich das gesamte. Und wisst ihr wieso? Weil Hanji unbedingt JETZT etwas von Eren wollte und ihn nicht finden konnte. Deswegen durften wir jetzt in jeder Kiste und in jeder Mauerritze gucken, wo Eren hineinpassen könnte oder auch nicht hineinpassen könnte ... Hanjis Worte, nicht meine. Deswegen hatten wir bis jetzt den Großteil unseres FREIEN Nachmittages damit verbracht, das Hauptquartier in Zweierteams abzugrasen. Bis in den letzten möglichen und unmöglichen Winkel ... ebenfalls Hanjis Worte ... sie hatte fast eine Viertelstunde lang eine Rede gehalten. Und so, standen Ruby und ich in einer dieser unzähligen Besenkammern und drehten genervt jeden Eimer nach Eren um ... ohne Erfolg. Wer hätte das gedacht? Nachdem er nicht in dieser Besenkammer war, genauso wenig wie in den zehn nächsten und in den zehn Räumen danach, fragte Ruby vor der Tür zum Speisesaal: „Break?", und ich nickte: „Pause." Mit Schwung kleschte Ruby die Holztür nach innen und blieb erstarrt stehen. Kurz darauf hörte ich sie sauer fragen: „Are you kidding me?", gefolgt von einigen abgehackten exzentrischen Gesten und unterdrücktem Gefluche, das in saurem Herumgezische endete. Was auch immer Ruby so aufregte ... ich wollte es unbedingt sehen! Aus diesem Grund drückte ich Ruby, die nun einfach nur stinksauer in den für gewöhnlich eher leeren Raum stierte, beiseite und besah mir selbst das achte Weltwunder.
Erstens: Der Raum war zurzeit nur von einer Person besetzt. Das war zwar jetzt nicht so erstaunlich, aber dennoch eher ungewöhnlich. Zweitens: Diese Person war Eren. Das war so hirnsprengend, dass mir einfach die Kinnlade nach unten klappte und ich nichts herausbekam. Hanji! Bist du blind, oder was ist los? Brauchst du eine neue Brille? Der trübselige Trottel dort neben dem Haufen Papier sah nämlich so aus als würde er schon Stunden dort sitzen. Erst Rubys Schnauben riss mich aus meiner Starre. Meine Freundin löste ihre Arme, die sie krampfhaft verschränkt hatte, griff die Tür und donnerte sie zu. Nur knapp entkam ich dem hölzernen Raumtrenner. Dann stampfte Ruby wie ein wütender Bulle auf den Titanenjungen zu, der durch das Krachen aufgeschreckt war. Und ich eilte hinten nach, um zu verhindern, dass Ruby die Hoffnung der Menschheit auf dem Gewissen hatte. „How dare you!", knurrte Ruby den Vermissten an, „Was fällt dir ein einfach so zu verschwinden und dann hier seelenruhig zu sitzen und uns suchen zu lassen?!" Sie war kurz davor dem überforderten braunhaarigen an die Kehle zu springen als ich sie festhielt und murmelte: „Komm runter. Lass uns erst herausfinden, warum er hier ist, bevor wir ihn lynchen", und deutete mit dem Kopf auf die Stapeln mit Papier keine fünf Meter neben ihm. Ich tippte mal, dass sich Levi oder Erwin hier eingenistet hatte, wenn ich nach der feinsäuberlichen Schrift ging. Wenn ich die akkurat drapierte Teetasse und die Tatsache, dass die Dokumente perfekt aufeinander lagen miteinbezog, tendierte ich eher zu ersterem. Konnte ja sein, dass der Hauptgefreite Eren irgendeine Strafe aufgebrummt hatte, von der keiner wusste.
Mit einem gegrummelten „Na gut" ließ sie sich Eren gegenüber fallen und durchlöcherte ihn mit potenziell tödlichen Blicken, während ich mich seichte lächelnd neben sie setzte und Eren fragte: „Warum verkriechst du dich hier? Das ganze Team sucht nach dir." Eren sah mit traurigen Augen zu uns und ich erwartete jetzt eine herzzerreißende Geschichte von was weiß ich was, aber alles was kam war: „Ich hätte so gerne eine feste Freundin." Wie bitte, was? Und deswegen saß er hier und ließ uns unseren freien Tag vergeuden? Also, wenn jetzt nicht noch was richtig Wichtiges kommt, kann die Menschheit einpacken gehen ... oder auf eine neue Hoffnung warten, weil die alte dann nämlich Geschnätzeltes wäre. Synchron hoben sich unsere Augenbrauen. „Seriously?", kam von Ruby, während ich zeitgleich fragte: „Dein Ernst?" „Ja", erwiderte Eren vollkommen ernst, „Ich meine, ihr seid so glücklich. Ich will das auch haben." Oh, wow. „Du hast meinen Nervenzusammenbruch heute Morgen mitbekommen, oder?", fragte ich sicherheitshalber skeptisch nach. Immerhin brauchte er für einen Nervenzusammenbruch nun wirklich keine Freundin. „Ja, und Armin war so fürsorglich als er dich beruhigt hat ...", philosophierte Eren träumerisch weiter. Ich hätte ja wirklich gerne was gesagt, aber irgendwie musste ich mein Auge vom Zucken abhalten und mich zu Tode schämen. Herrgott im Himmel, lass mich im Erdboden versinken. SOFORT!!! Eren schwärmte auch von Rubys Beziehung, weshalb sie mir einen irritierten Blick zu warf. Tut er das gerade wirklich? Ich deutete ein Nicken an. Jap. Wortlos formte sie mit ihren Lippen einen Satz. Warum sind wir hier? Ich überdrehte die Augen. Keine Ahnung, aber ich find's mega anstrengend. Seufzend drehten wir uns wieder zu Eren, der nach wie vor einfach vor sich hin quasselte. „Eren, hör mal, eine Beziehung ist viel Arbeit", unterbrach nun Ruby und ich stimmte zu: „Ja, willst du dir das wirklich antun?" „Heißt das ihr seid unglücklich in eurer Beziehung?", kam traurig Erens Frage. Irritiert sahen wir unser Gegenüber an, ehe wir anfingen zu Lachen und Ruby meinte: „Ach was, eine Beziehung ist klasse." Keine Sekunde später wurden wir todernst und Ruby ergänzte: „Nur empfehlen würde ich es dir nicht." Ihr dürft das nicht falsch verstehen, wir wollten Eren eine Beziehung keinesfalls ausreden, aber er wäre vermutlich der erste, der rumflennen würde, wenn er 'nen Korb bekommt ... oder er würde ausrasten. Je nachdem.
„Ihr macht mich fertig", kam jetzt aufgelöst von dem Titanenwandler, der sein Gesicht in seinen Armen vergrub. Ich sah zu Ruby und flüsterte: „So eine Dramaqueen." Sie nickte: „Ja, really." Ich drehte mich wieder zu dem schniefenden Jungen und lächelte aufgesetzt: „Eren, wie wär's, wenn du dir erst einmal die Nase putzt und dann reden wir weiter." Der braunhaarige sah mich aus spiegelnden Augen an und nickte. Ich wollte ihm gerade ein Papiertaschentuch aus der Packung in meiner Hosentasche geben, die ich seit einem Eintopfdebakel, über das ich jetzt nicht unbedingt reden möchte, immer dabeihatte, da griff der Gleichaltrige zu einem Stück Stoff, das neben ihm lag. „NEIN, NICHT DAS!!", wollten Ruby und ich ihn noch abhalten, aber es war zu spät. Na klasse.
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Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!
FanfictionTeil 3 der Attack on Titan becomes reality-Reihe Nachdem die Charaktere aus der Attack on Titan-Welt wieder in ihre Heimat abgereist waren, versanken Ruby und Tonia in tiefer Melancholie ... aber nur bis sie die Idee hatten, ihren Freunden nachzurei...