86. Hobbys: Putzen und Verlaufen

9 2 0
                                    

Kurz bevor die zwei sich so richtig zu prügeln begannen, warf Connie noch mit seinem Löffel im Mund ein: „Schlagt euch nicht ins Gesicht, ja?" Natürlich wurde der Einwurf nicht beachtet und Jean ging mit einem „Mistkerl" auf Eren los, welcher mit einem „Ich reiß dich in Stücke" konterte.

Ich wollte etwas zu der Situation besteuern, aber schlussendlich atmete ich einmal durch und fragte Ruby: „Wieso genau kennen wir diese Leute?" Ruby sah dem Kampf zu und antwortete kopfschüttelnd: „Ich habe keine Ahnung." Ah gut. „Was genau machen die denn da?", fragte nun Marlo und Ruby und ich warfen ihm einen irritierten Blick zu. Wie dumm war der Kerl?

Eren und Jean tauschten ein paar Schläge aus, bevor sie kurz innehielten und Jean meinte, dass Eren ohne seinen Titanen schon längst gestorben wäre und er sich ständig von Mikasa würde retten lassen. Dann drohte Jean noch Eren umzubringen, falls er noch einmal einfach drauflosstürmen sollte, woraufhin der Titanenjunge erwiderte, er würde es sich hinter die Ohren schreiben und Jean solle seine Mama in Ehren halten.

Sollen wir sie einfach machen lassen?", fragte Armin und ich hätte ihn bei dem Gebrüll der Menge fast überhört. Mikasa nickte nur kurz und erwiderte: „Die kommen schon klar." „Ja, außerdem macht Levi sie sowieso alle", warf Ruby ein und ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. „Das ist besser als jede Reality-Show." Der Kampf ging noch etwa zehn Minuten, in denen keiner eingegriffen hatte und Eren und Jean schon die Schweißtropfen hinunterrannen. Allerdings wollte keiner von beiden nachgeben, weshalb sie noch immer halbherzig Schläge austauschten. Zumindest bis unser Vorgesetzt sich mit einem „Hey" einmischte. Mit einem Tritt in den Magen ging Eren zu Boden und mit einem Fausthieb lag auch Jean am Boden.

Ihr alle seid einfach zu übermütig", stellte Levi die Tatsachen fest und befahl dann, „Geht pennen ... und macht sauber." „Verstanden", kam daraufhin einstimmig von den Soldaten zurück. Ruby und ich, ganz die Irren, die wir waren, applaudierten natürlich für diese Vorstellung, was uns einige sonderbare Blicke einbrachte. „Aber noch eine Frage", verkündete ich und Levi drehte sich abwartend zu mir. „Zuerst pennen gehen und dann zusammenräumen oder zuerst zusammenräumen und dann pennen gehen?", stellte ich meine enorm wichtige Frage und Levi zog eine Augenbraue hoch. Genau diesen Blick hatte ich gefühlte Stunden auf mir liegen, weshalb ich schließlich die Frage selbst beantwortet: „In Ordnung, wir fangen jetzt schon mit dem zusammenräumen an." Schnell holte ich zwei Besen und drückte Ruby einen in den Hand. Levi war in dieser kurzen Zeit schon verschwunden. Ebenso wie die restlichen Soldaten, die sich wohl vor der Arbeit drücken wollten.

Schweigend kehrten Ruby und ich den leeren Raum zusammen, als wir ein erstickte Schreien hörten. Neugierig näherten wir uns dem Geräusch und fanden Sasha, gefesselt und geknebelt an einen Pfosten gebunden, vor. Ach stimmt, ja. Sasha gab es ja auch noch. „Warte kurz", meinte Ruby und entfernte den Knebel, während ich mich am Knoten des Seils zu schaffen machte. Nach viel Gefummel hatte ich den Knoten endlich offen und Ruby und ich konnten Sasha von dem Seil befreien. „Oh, ich habe so Hunger. Ist noch was übrig?", erkundigte sich Sasha und ich deutete auf die Küche. „Ich weiß nicht. Schau nach", meinte ich und schon war die rothaarige verschwunden. Ruby und ich sahen uns an, zuckten die Schultern und beendeten das Zusammenkehren. „So, den Rest können die anderen machen. Wir sind doch nicht ihre Bediensteten", stellte Ruby fest und lehnte den Besen wieder in die Abstellkammer. Ich nickte zustimmend: „Genau."

Danach wollten wir auf unser Zimmer ... nur leider verliefen wir uns mal wieder. „Also, so langsam reicht's mir", grummelte ich. „Don't worry", erwiderte Ruby noch recht gut gelaunt, „Wir werden das Zimmer schon irgendwie finden." Ich warf ihr einen Blick zu, der an dieser Tatsache stark zweifelte. Irgendwann hatten wir es sogar soweit geschafft, dass wir einen Gang entlanggingen, der nicht einmal mehr richtig beleuchtet war. „Also, hier sind wir definitiv nicht richtig", stellte Ruby fest und ich überdrehte die Augen. „Ach ne", ließ ich verlauten und bekam einen Seitenhieb von Ruby, die daraufhin jedoch starr geradeausstarrte.

Ich folgte ihrem Blick und entdeckte Levi am Ende des Ganges am Boden hocken. Die erste Frage, die mir bei dem Bild kam, war nicht: „Was macht er da?", sondern „Ob er den Boden vorher gefegt und gewischt hatte, bevor er sich dort hingesetzt hat?" Langsam näherten wir uns unserem Vorgesetzten und hörten langsam auch Armins begeisterte Stimme. Zwischen uns und Levi befand sich noch ein Durchgang nach draußen, durch den Licht in den düsteren Gang fiel. Wir blieben vor diesem Durchgang stehen und traktierten Levi mit unseren Blicken, während der wohl dem Gespräch der drei Freunde zuhörte. „Levi", versuchte Ruby flüsternd die Aufmerksamkeit des schwarzhaarigen auf sich zu ziehen. Der Angesprochene drehte langsam seinen Kopf zu uns und sah uns monoton an, woraufhin Ruby ihm zuflüsterte: „Lauschen ist unhöflich."

Der schwarzhaarige zog eine Augenbraue hoch und erwiderte: „Ihr tut es doch auch." Er bemühte sich nicht wirklich zu flüstern, sprach aber doch recht leise. „Ja schon", antwortete ich, „aber wir kennen das Gespräch." Daraufhin erklang einfach nur ein „Tz" und er wandte sich wieder von uns ab. Ruby und ich wechselten einen Blick und starrten Levi noch einmal kurze Zeit an, bevor ich fragte: „Levi, kannst du uns helfen?" Der Hauptgefreite drehte abermals seinen Kopf zu uns und Ruby erklärte: „Wir haben uns verlaufen." Sie machte eine kurze Pause und ergänzte dann noch: „Schon wieder."

Levi seufzte und stemmte sich dann auf. Er griff nach seinen Becher und ging an uns vorbei. Überrumpelt starrten wir ihm nach. Als er schon einige Meter zurückgelegt hatte, drehte er sich noch einmal um. „Wird's bald?", ertönte monoton und Ruby und ich hasteten unserem Vorgesetzten nach.

Auf dem Weg zu einem bekannten Anhaltspunkt schwiegen wir uns hauptsächlich an. Nur einmal unterbrach Levi die Stille: „Ihr werdet euch morgen auf dem Weg nach Shiganshina hoffentlich nicht auch verlaufen. Wenn doch kann euch keiner helfen." Ruby und ich wechselten einen Blick und begannen dann zu Lachen. „Keine Sorge. So leicht wirst du uns nicht los", meinte Ruby und ich fügte hinzu: „Und wenn wir uns doch verlaufen sollten, werden wir trotzdem früher oder später wieder bei euch auftauchen. Wir sind in dieser Hinsicht wie Unkraut." Daraufhin kam nichts mehr. Nur noch ein „Gute Nacht" von uns und ein Brummen von Levi.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt