Kapitel 51

1.5K 63 2
                                    

Nachmittags um 14.30 Uhr standen wir dann vor einem großen Wohnblock in Berlin Lichtenberg. Wir waren also angekommen, bei meiner neuen Wohnung und in meinem neuen Leben. "Sieht doch nett aus, sogar Bäume und sehr ruhig." meinte Celine und sprang aus dem Auto. Ich lächelte sie an und nickte. Ja, ich war auch überrascht, dass es so ruhig war hier in Berlin. Trotzdem hatte ich ein ganz komisches Gefühl im Magen und auch mein Herz fühlte sich irgendwie schwer und träge an. Es dauerte gut 5 Stunden bis wir alles in den zweiten Stock getragen hatte, der Transporterfahrer sich von uns verabschiedete und ich stöhnend die Tür schloss und mich an diese lehnte. Endlich war alles geschafft. Zumindest stand alles erstmal aufgebaut in dem Zimmer, wo es hin sollte. Als ich ins Wohnzimmer schlurfte sah ich Celine, die gerade eine Flasche Sekt öffnete. Sie grinste mich an und drückte mir ein Glas in die Hand als ich mich setzte. "Auf dein neues Leben." Ich versuchte zu lächeln, aber begann plötzlich zu weinen. Sofort legte Celine ihre schmalen Ärmchen um mich und zog mich an sich, um mich zu beruhigen. Ich weinte einfach, konnte meine Tränen aber einfach nicht mehr stoppen. Ich realisierte gerade so richtig, dass ich nun hier allein war in Berlin. Ich hatte hier niemanden, den ich kannte. Celine, meine Crew, Marcel und... Ja, und Marco. Wird er sich jemals wieder bei mir melden? Werde ich ihn je wieder sehen? Ich vermisste meine Wohnung in Dortmund. Ich vermisste Marcel. Ich vermisste meine Heimat Dortmund, die Stadt, dich ich so sehr liebte, ich vermisste das Ruhrgebiet. Ich vermisste Marco. Ja, ich vermisste gerade alles, sogar meine Eltern und das soll etwas heißen. "Maus, beruhig dich. Du wirst dich hier schnell einleben und Anschluss finden. Dich kann man doch nur mögen." Sie war so süß wie sie versuchte mich zu trösten, aber dadurch begann ich nur noch mehr zu weinen. Ich musste an all die verrückten Sachen denken, die Celine und ich schon durchgemacht hatte. Wir haben alles gemeinsam durchgestanden und waren immer füreinander da. Auch die Zeit mit Marcel war total toll, er war mir sehr wichtig geworden. Sogar als ich an die Zeit dachte, als er im Krankenhaus war, heulte ich noch mehr. Und dann waren da noch die Gedanken an Marco, die mehr schmerzten als alles andere. Und seine letzten Worte wurden immer wieder von meiner inneren Stimme geflüstert. "Ich liebe dich." Ja, er hatte mir wirklich seine Liebe gestanden. Aber nein, wir konnten nicht offiziell zusammen sein, ich wollte das einfach nicht. Ich will nicht in der Öffentlichkeit stehen und das würde ich automatisch an der Seite von Marco.

Ich weinte ungelogen 2 Stunden und erst als Celine und ich zusammen im Bett lagen und ich endlich einschlief, verstummte auch mein Heulkrampf. Ich war Celine so dankbar, dass sie die erste Nacht in meiner neuen Wohnung bei mir blieb.

Als ich am nächsten Tag aufwachte, hatte ich das Gefühl ich könnte meine Augen nicht mehr aufbekommen. Sie fühlten sich richtig angeschwollen an. Das war dann wohl wegen meinem Geheule gestern. Celine und ich frühstückten noch, ehe sie gegen 14 Uhr in den Zug nach Dortmund stieg. Wir umarmten uns eine halbe Ewigkeit. Aber es musste sein. Und morgen habe ich ja auch schon meinen ersten Arbeitstag, was Ablenkung bedeutete. Als ich wieder in meiner neuen Wohnung war, telefonierte ich 2 Stunden mit Marcel, denn er wollte alles wissen. Er brachte mich zum Glück sehr viel zum Lachen und ich fühlte mich schon viel besser als am gestrigen Tag. "Marcel?" fragte ich dann irgendwann und ich war sehr nervös. "Was ist los?" fragte er gleich. "Wie geht es Marco?" Ich hasste mich für die Frage, aber ich wollte es einfach unbedingt wissen. Ich hörte wie er sich am anderen Ende räusperte. Klar, er stand ja auch zwischen den Fronten. Auf der einen Seite ich und auf der anderen Marco, sein bester Freund. "Lea, sei mir bitte nicht böse, aber du weißt, dass er mein bester Freund ist. Und die Sachen, die er mir anvertraut, will ich nicht gleich weitertratschen." Ja, ich hatte die Antwort erwartet, aber trotzdem war ich enttäuscht. Ich wollte doch nur wissen wie es ihm geht. "Ok, verstehe ich. Aber über meine Probleme kann ich bezüglich Marco trotzdem mit dir reden oder?" vergewisserte ich mich. "Ja, na klar. Du weißt, dass ich immer für dich da bin." Ich musste grinsen, begann dann aber mir einiges von der Seele zu reden: "Ich hatte echt damit gerechnet, dass er nochmal vorbei kommt, um sich zu verabschieden." Wieder räusperte er sich. Ich wollte ehrlichgesagt gerade nicht in seiner Haut stecken. "Du musst das auch mal aus seiner Sicht sehen. Er kommt zu dir, gesteht dir seine Liebe und wollte es mit dir jetzt ganz offiziell machen und im gleichen Atemzug erzählst ihm, dass du nach Berlin gehst. Ist doch klar, dass er damit erstmal nicht klar kommt." Dann war Stille. Ich wusste einfach nicht, was ich darauf antworten sollte. Also ergriff Marcel wieder das Wort: "Aber ich kann verstehen, dass du dich über einen Abschied gefreut hättest." Dann war wieder kurz Stille und wieder fuhr Marcel fort: "Aber vielleicht geht es euch beiden ohne einen Abschied besser.", "Das glaube ich nicht." fügte ich nur abwesend hinzu und dann ließen wir das Thema auch bleiben.

Den Tag machte ich nichts mehr. Ich lag auf dem Sofa, sah etwas fern und freute mich wirklich schon auf meinen ersten Arbeitstag, da ich diese Arbeit einfach liebte. Das Einzige, was mich noch etwas störte, war, dass ich unbedingt auf die Suche nach einer Tanzschule gehen muss, denn das Tanzen will ich auf keinen Fall aufgeben. Auch das war meine Leidenschaft. Ich schrieb im Bett noch mit einigen Leuten, die sich für mein neues Leben interessierten und schlief dann relativ früh ein.

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt