Kapitel 87

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Ich wischte meine Tränen mit dem Ärmel weg und atmete tief durch. Dann musterte ich Marco wieder und nickte. "Ja, du hast Recht." Genau in diesem Augenblick begann Vico zu schreien. Marco sah mich wie ein angestochenes Tier an und die Panik stand in seinen Augen. "Ist was mit ihm?" Ich lachte. Schon süß wie panisch er bei einem kleinen Schreien von Vico wird. Ich schüttelte den Kopf und stand dabei auf: "Nein, aber Kinder schreien eben manchmal." Jetzt beruhigte sich auch sein Gesichtsausdruck wieder. Ich lief ins Schlafzimmer und da lag mein kleiner Liebling in seinem Bett und die Krokodilstränen liefen über seine kleinen Wangen. Ich hob ihn aus dem Bettchen, legte eine Hand an seinen Kopf und drückte ihn fest an mich. Ich lief ein wenig durchs Zimmer und versuchte ihn zu beruhigen: "Pscht, alles gut mein Kleiner." Ich wippte weiter durch den Raum: "Dein Papa ist doch hier. Und der wird dich auch ganz doll lieb haben." Plötzlich vernahm ich ein Räuspern an der Tür. Ruckartig drehte ich mich um. Marco stand in der Tür und grinste mich verlegen an. "Komm wir gehen wieder ins Wohnzimmer." wickelte ich die Situation ab. Er nickte und mit Vico auf dem Arm liefen wir zurück ins Wohnzimmer. Ich schaukelte Vico weiter auf meinem Arm und inzwischen hatte er sich auch wieder beruhigt. Als ich Marcos Blick, der auf uns, bzw. eher auf Vico haftet, wahrnahm, musste ich lächeln. "Willst du ihn auch mal halten?" Auch Marco begann zu lächeln und nickte schnell. Etwas umständlich übergab ich ihm seinen Sohn. Ich hätte schon wieder heulen können. Nie habe ich damit gerechnet, Marco mit Vico auf dem Arm bei uns ihm Wohnzimmer zu sehen. Es war so ein schönes Bild und mein Herz drohte zu zerreißen. Auch Marco wurde sein Grinsen gar nicht mehr los. "Wow." flüsterte er nur verträumt. "Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich Vater bin." Es war dieses Mal kein Vorwurf, sondern er grinste dabei. So saßen wir drei noch eine ganze Zeit auf dem Sofa und unterhielten uns über ganz nebensächliche und banale Sachen. Marco gab den Kleinen gar nicht mehr her und jetzt war er sogar schon auf seinem Arm eingeschlafen. Immer wieder sah Marco seinen Sohn an und dieses Funkeln in Marcos Augen war einfach unbeschreiblich. Eine Sache musste ich ihn dann trotzdem noch fragen. Ich kratzte mich am Kopf und fragte dann: "Weiß es Scarlett jetzt eigentlich schon?" Eindringlich sah er mich an und schüttelte dann den Kopf: "Wir sind gestern aus dem Urlaub wieder gekommen und dann hab ich ihr nur gesagt, dass ich in Berlin was erledigen muss." Ich nickte. Ja klar, ich konnte ihn verstehen, dass er es noch nicht geschafft hatte es ihr zu sagen, aber gerade ich wusste, dass man mit verheimlichen nicht weit kommt. Als hätte er meine Gedanken gelesen, schob er hinterher: "Aber das ist das Erste, was ich mache werde, wenn ich wieder in Dortmund bin." Ich nickte wieder. Zu gern würde ich wissen, was jetzt in seinem Kopf vor geht. Wie erzählt er es ihr? Wie wird sie reagieren? Halt. Das geht mich nichts an. Das ist die Beziehung von den Beiden und darum sollte ich mich einen feuchten Dreck kümmern. Trotzdem kann ich meinen Kopf einfach nicht abschalten. Dafür bedeutet mir Marco einfach zu viel. "Wie lange willst du eigentlich bleiben?" Er zuckte mit den Schultern. Da dies etwas ruckartig war, öffnete Vico seine kleinen Augen. Sofort legte Marco eine Hand an Vicos Wange, um ihn wieder zu beruhigen. Verrückt, dass Marco so gut mit Vico umgehen kann. "Wie jetzt? Du weißt nicht, wie lange du bleibst?" hakte ich dann nach. "Naja es kommt drauf an." meinte er dann. Jetzt war ich total verwirrt. Er spricht in Rätseln. "Worauf?", "Darauf wie du dich entscheidest." Bin ich gerade schwer von Begriff? Marco schien das auch gar nicht weiter zu interessieren, da er die ganze Zeit nur Vico beobachtete. "Marco! Sprich doch mal nicht so in Rätseln." Er lachte kurz und sah mich dann wieder Ernst an: "Ich will, dass ihr wieder nach Dortmund kommt."

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt