Kapitel 93

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Scarlett sah mich einfach nur an. Keinerlei Ausdruck, keinerlei Geste, keinerlei Emotion war in ihrem Gesicht zu sehen. Es war einfach nur Stille im Raum. Mit ihrem Blick drohte sie mich zu durchbohren. Bitte, zeig doch irgendeine Reaktion. "Marco, das ist nicht lustig." war das einzige, was sie sagte. Ich schüttelte den Kopf: "Ich weiß, ist es auch nicht.", "War das gerade dein Ernst?" Ich nickte und sie atmete tief durch. "Du hast einen Sohn?" Wieder nickte ich und plötzlich schrie sie mich an: "Marco, erklär es mir und sitz hier nicht so seelenruhig da. Ich verstehe kein Wort." Ich ließ mich nach hinten fallen und fuhr mir durch die Haare. Ich musste ihr das irgendwie sinnvoll erklären. "Es ist echt kompliziert und bitte hau nicht ab." Ich wartete auf eine Reaktion, doch als ich keine wahrnahm, begann ich zu erklären: "Lea ist vor etwas über einem Jahr aus Dortmund weg und somit ist das zwischen uns auch alles kaputt gegangen. Durch einen blöden Zufall habe ich vor kurzer Zeit heraus bekommen, dass sie einen Sohn hat und dieser Sohn ist jetzt 4 Monate alt. Rechnet man zurück, kommt man genau in der Zeit an, als zwischen uns noch was lief. Sie hat mir verheimlicht, dass sie schwanger war. Wir hatten auch null Kontakt seitdem sie weg war. Ja, und jetzt kam halt alles raus und deshalb wollte ich meinen Sohn besuchen." Ich hoffe das war jetzt einigermaßen sinnvoll. Scarletts Gesichtsausdruck zu urteilen, war es das wohl nicht. "Was für ein Zufall?", "Sie war Marcel besuchen. Ich bin unangekündigt zu Marcel gefahren und naja dann habe ich den Kleinen gesehen." Weiterhin ausdruckslos fragte sie: "Und es ist ganz sicher dein Sohn?" Ich nickte: "Ganz sicher." Ich wollte ihr noch nichts von Leas Ausrutscher mit Mo erzählen und auch noch nichts vom Schwangerschaftstest. Nicht alles auf einmal. "Oh Gott, das ist gerade echt krass." Sie warf sich nach hinten gegen die Lehne und fuhr sich durchs Gesicht. Klar, war das gerade echt hart für sie. Sie schüttelte ungläubig den Kopf und sah mich dann zweifelnd an: "Ich kann das grad echt nicht verarbeiten." Ich rutschte näher zu ihr und streichelte ihren Oberschenkel. "Wie lange weißt du es schon?" wollte sie dann wissen. "Noch nicht all zu lange." meinte ich nur, aber sie wurde sauer: "Du weißt es schon länger und hast mir nichts gesagt?" Ich versuchte sie zu besänftigen: "Scar, ich musste doch selbst erstmal mit der Situation klar kommen. Ich bin von heute auf morgen Vater geworden. Ich konnte mich nicht darauf vorbereiten oder mich darauf einstellen. Plötzlich war mein Sohn einfach da." Jetzt sah sie mich nicht mehr wütend, sondern mitfühlend an: "Tut mir Leid. Klar, ist das für dich alles noch viel verrückter, aber mit sowas habe ich einfach nicht gerechnet.", "Ich auch nicht." meinte ich lachend. Wir saßen kurz einfach nur schweigend nebeneinander. Doch dann quasselte sie los: "Ich finde das von deiner Ex echt unter aller Sau. Wie kann man bitte so feige sein und dem Vater seines Kindes nicht sagen, dass dieser Vater wird. Du hattest ein Recht darauf es zu wissen. Wie kann man nur so ein Mensch sein?" Klar, sie war immer noch überrumpelt, aber sie hatte kein Recht so über Lea zu reden. "Es war eine komplizierte Situation, als wir auseinander gingen und wir hatten auch null Kontakt. Ist alles ein bisschen scheiße gelaufen." Sie schüttelte den Kopf: "Egal wie kompliziert das zwischen euch war, aber so abgebrüht und hinterhältig kann man gar nicht sein. Was ist sie bitte für ein Mensch?" Jetzt reichte es mir: "Du kennst sie überhaupt nicht, also mach mal halblang. Du hast keine Ahnung in welcher Situation sie bzw wir waren." Jetzt sah sie mich schockiert an: "Ernsthaft? Du verteidigst sie?", "Ich verteidige sie nicht. Du hast nur kein Recht über sie zu urteilen." Sie schüttelte den Kopf: "Keine Ahnung, was zwischen euch passiert ist, aber anscheinend nichts Gutes. Dann verschweigt dir diese Bitch dein Kind und du? Du willst nicht, dass ich schlecht über sie rede?" Ich stand auf und sah sie wütend an: "Was fällt dir ein sie so zu nennen?" Verächtlich gab sie ein Schnauben von sich: "Marco checkst du es nicht? Die hat dich von vorne bis hinten belogen." Ich schüttelte ironisch grinsend den Kopf: "Jetzt pass Mal auf. Du hast nur die paar Sätze über sie gehört, die ich dir gerade erzählt habe.." Dann unterbrach sie mich: "Ja, was auch reicht." Ich drehte mich von ihr weg und schmiss die Arme in die Luft: "Alles klar, das hat keinen Sinn mit dir darüber zu reden." Jetzt stand sie auch auf und kam mir näher. Nicht aus Zärtlichkeit, sondern pure Verachtung war in ihren Augen zu erkennen. "Du bist also nach Berlin gefahren und hast ihr einfach so verziehen?" Wieder musste ich lachen, weil sie einfach die Situation nicht begriff. "Einfach so verzeihen, du bist gut. Es ist einfach so unheimlich viel passiert. Wir haben lange geredet und uns gegenseitig unsere Sichtweisen mitgeteilt. Sie hat einen Fehler gemacht und das ist ihr bewusst." Sie drehte sich kopfschüttelnd um: "Ach dann hattet ihr also eine schöne gemeinsame Zeit, die du einem Urlaub mit deiner Freundin vorziehst?" Langsam hatte ich die Schnauze voll: "Scarlett, verdreh hier nicht die Tatsachen. Ich musste einfach eine Menge mit ihr klären.", "Wie kannst du ihr so einfach verzeihen?", "Ich werde nie vergessen, was sie mir angetan hat, aber ich will nunmal für meinen Sohn da sein und deshalb sollte auch der Kontakt zu der Mutter meines Sohnes halbwegs in Ordnung sein. Was bringt es mir, wenn ich mein ganzes Leben lang auf sie sauer bin? Jeder macht Fehler." Sie schüttelte schon wieder den Kopf: "Sorry, aber ich kann dich einfach nicht verstehen." Ich war sauer, also platzte es einfach aus mir raus: "Kannst du auch nicht, weil du kein Kind hast. Seitdem ich den Kleinen das erste Mal gesehen habe, hat er einen Platz in meinem Herzen und ich will für ihn da sein.", "Wie kannst du sowas sagen? Wie kannst du nach so kurzer Zeit schon Vatergefühle entwickeln und alles andere, was sie dir angetan hat, vergessen?", "Weil ein Kind das Wunderbarste auf Erde ist und jedes Kind hat es verdient beide Elternteile zu haben." Sie ging wieder zum Sofa und ließ sich darauf nieder. Ich machte es ihr nach und beobachtete sie von der Seite. Sie grübelte. Klar war das gerade echt viel auf einmal, aber sie muss mich doch auch irgendwie verstehen. "Du kannst dich doch eh nicht richtig um ihn kümmern, wenn die Beiden in Berlin wohnen.", "Wohnen seit heute wieder in Dortmund." Ihre Augen drohten raus zu springen: "Deine Ex, mit der du einen Sohn hast, ist wieder in Dortmund?" Ich nickte: "Ich wollte es so. Sonst kann ich mich nicht um ihn kümmern." Sie stand auf und ging Richtung Tür: "Sorry Marco, aber ich kann das nicht." Ich stand auf und lief ihr hinterher zur Tür. Einen letzten Satz musste ich ihr noch mitgeben: "Dieses Kind gehört jetzt zu meinem Leben. Entweder du akzeptierst es oder eben nicht." Ich sah den Schmerz in ihren Augen, was auch mich berührte, doch dann war sie weg.

Ich lief ins Wohnzimmer und ließ mich fluchend aufs Sofa nieder. Toll, schlimmer hätte es gar nicht laufen können. So viel zum Thema, ich versuche es ihr zu erklären, ohne dass sie schreiend wegrennt. Hat dann wohl eher schlecht als recht funktioniert. Ich machte die Playsi an und musste erstmal voller Frust zocken. Zu allem Überfluss verlor ich das erste Spiel auch noch und so flog der Controller quer durch die Bude und ein lauter Schrei verließ meinen Mund. Wieso versteht sie das denn alles nicht? Bzw ich verlange ja gar nicht, dass sie alles versteht, aber sie hat ja echt null Verständnis gezeigt. Klar, es ist eine super schwere Situation für sie, dass ich nun plötzlich einen Sohn habe, aber daran kann ich eben nichts mehr ändern. Da kann ich mich auf den Kopf stellen oder sonst was, er wird nicht wieder verschwinden und das wollte ich auch auf keinen Fall. Vico gehört jetzt zu meinem Leben.

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt