Kapitel 60

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Marcel war das ganze Wochenende noch hier und wir sind durch Berlin gefahren, um uns die ganzen Sehenswürdigkeiten anzugucken. Es machte wirklich richtig viel Spaß mit ihm. Endlich hatte ich wieder eine mir vertraute Person um mich. Und ich brauchte ihn jetzt, auch wenn ich die Schwangerschaft schon ganz gut verdaut hatte. Am Montag ging ich dann zitternd zur Arbeit. Ich muss heute mit Herrn Hanisch sprechen, denn es nützt nichts, die Schwangerschaft zu verheimlichen. Entweder das war die längste Zeit mein Job gewesen, oder er versteht mich und meine Situation. Gegen 10 Uhr klopfte ich an seiner Tür: "Ich müsste mal mit Ihnen reden. Haben sie kurz Zeit für mich?" Er grinste mich hinter seinem Schreibtisch an: "Aber sicher doch. Für sie habe ich doch immer Zeit, Frau Rudow." Er nahm mir sofort etwas meine Nervosität. "Was haben sie denn auf dem Herzen?" fragte er immer noch grinsend, als ich ihm gegenüber saß. Ich spielte mit meinen Händen und dann platzte es aus mir heraus: "Ich bin schwanger." Kurze Zeit musste er die Nachricht erstmal verdauen, doch dann sprang er auf, lief um den Tisch und umarmte mich. "Das ist aber eine tolle Nachricht. Sie schaffen es immer wieder mir den Tag zu versüßen. Herzlichen Glückwunsch." Ich war etwas überrumpelt und konnte seine Reaktion erst kurze Zeit später realisieren. Ich hatte gedacht, dass er mich kritisieren würde und sofort die Kündigung fertig machen würde, doch genau das Gegenteil passierte. Er freute sich für mich. "Wie weit sind sie denn schon?" fragte er neugierig und endlich schaffte ich es, ihm ein ganz ehrliches Lächeln zu schenken. "In der 18. Woche." Er klatschte in die Hände: "Ach, das freut mich wirklich sehr für sie." Ich grinste und nickte. Verunsichert fragte ich: "Und wie geht es für mich jetzt arbeitsmäßig weiter?" Er lehnte sich zurück und rieb sich die Hände: "Also, wenn Kolleginnen von Ihnen schwanger waren, haben diese immer ca. bis zum siebten Monat gearbeitet, aber das ist immer unterschiedlich. Kommen sie dann einfach zu mir und sagen sie wie lange es geht. Ihre Gesundheit ist das wichtigste." Man, ich hatte so ein Glück mit meinem Chef. Er war einfach so lieb. Ihm war es wichtig, dass all seine Mitarbeiter komplett zufrieden sind. "Danke Herr Hanisch." Verblüfft sah er mich an: "Sie müssen sich doch nicht bedanken. Das ist doch alles selbstverständlich." Als ich dan Büro verließ, war ich noch glücklicher. Irgendwie gab das Baby meinem Leben wieder die richtige Richtung.

Heute war mein letzter Arbeitstag vor meiner Babypause, denn ich bin bereits im siebten Monat. Herr Hanisch, mein Chef, hat sich wirklich richtig für mich gefreut, dass ich ein Baby bekomme und auch Julia ist total aufgeregt und will mich ganz oft besuchen kommen. Ich hatte hier in Berlin einfach so unglaublich viel Glück. Mit Julia, mit meinem Chef und ja, auch das Baby sah ich jetzt als ein Geschenk an. Am Abend saß ich mit einem Tee auf meinem Balkon und sah in die Ferne. Zur Zeit grübelte ich viel. Ich fragte mich oft, ob ich mit Berlin einen riesen Fehler begangen hatte. Ich vermisste Marco immer mehr. Ich schaffte es einfach nicht ihn aus meinen Gedanken zu bekommen. Immer wieder spielten sich unseren tollen Momente vor meinen Augen ab. Was wäre passiert, wenn ich in Dortmund geblieben wäre? Wenn ich einfach ein Leben mit Marco in der Öffentlichkeit auf mich zukommen lassen hätte. Wären wir dann heute glücklich? Scheiße, ich hätte einfach meinen Mund aufmachen müssen und mit ihm sprechen müssen. Wir hätten das schon irgendwie hinbekommen. Scheiße, ich habe es verbockt und wirklich nur ich bin Schuld. Soll ich Marco einfach mal schreiben? Einfach mal fragen wie es ihm geht? Ich wollte nichts überstürzen, daher entschied ich mich für heute schlafen zu gehen und morgen nochmal darüber nachzudenken, ob ich Marco kontaktieren sollte.

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt