Kapitel 61

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Am nächsten Morgen wachte ich hungrig auf. Ich stand auf, machte mir Müsli und einen koffeinfreien Kaffee und setzte mich gemütlich auf die Couch, wobei meine nun schon große Kugel nicht all zu viele Möglichkeiten zum gemütlich sitzen ließ. Ich aß mein Müsli und zappte nebenbei durch mein Handy. Plötzlich kippte meine gerade noch super Stimmung. Mein Herz blieb stehen. Mir wurde kotzübel. Ich konnte nur noch auf meinen Bildschirm starren und vergaß wohl sogar das atmen. Das ist jetzt nicht wahr oder? Genau jetzt? Genau jetzt, wo ich mir überlegt hatte, Marco zu kontaktieren? "Marco Reus endlich wieder glücklich vergeben." Unwillkürlich stiegen Tränen in mir auf und ich konnte nicht anders als einfach zu weinen. Alle Emotionen, die sich in mir angestaut hatten kamen jetzt raus. Und genau jetzt wurde mir bewusst: Ich habe den Mann, den ich lieben gelernt habe, verlassen und betrogen. Ich hatte es nicht anders verdient. Das war dann wohl Schicksal. Was hatte ich erwartet? Dass Marco für immer allein bleibt und auf mich wartet, obwohl ich ihm zu verstehen gegeben habe, dass es endgültig aus ist? Ich hatte es hochgradig versaut. Ich las mir den Artikel durch. Sie hieß Scralett Gartmann und natürlich, sie war Model. Was auch sonst. Jung, schlank, blonde lange Haare und einfach einen super Körper. Sie sah aus wie Schwiegermamas Liebling. Lieb und nett. Immer ein Lächeln auf den Lippen. Sofort begann ich sie zu stalken. Instagram war meine erste Anlaufstelle. Ein Job in Kopenhagen, der nächste in New York und wieder einer in Südamerika. Schien eine vielbeschäftigte Person zu sein. Genau wie Marco. Ich bekam den Eindruck, dass sie genau das Gegenteil von mir war. Ich war eher klein, quirlig und dunkelhaarig. Ich bin nicht das liebe und nette Mädchen von nebenan, sondern kann auch mal meine Meinung sagen, aber natürlich auch sehr humorvoll sein. Und sie sah einfach so aus, als würde sie jeglichen Streit vermeiden. Scheiße, diese Frau sah einfach nur perfekt aus und sofort begann ich sie zu hassen. Ich bin doch total bescheuert. ICH beende das mit mir und Marco, ICH habe Marco betrogen und alleine ICH habe mich dazu entschieden nach Berlin zu gehen. Und jetzt hat er eine Neue. Eine, die mich ersetzt. Eine, die ohne mit der Wimper zu zucken gern in der Öffentlichkeit steht. Eine, die nicht schwanger ist. "Ja, ich liebe sie und ja, wir sind zusammen." gab Marco in einem Interview zu. Und wieder begann ich zu heulen. Ich war völlig fertig. Der mögliche Vater meines Kindes hat eine neue Freundin und erst jetzt schaffe ich es mir einzugestehen, dass ich ihn liebe. Ich habe den größten Fehler meines Lebens begangen, indem ich das zwischen uns beendet habe. Auch wenn es wahrscheinlich nur alles noch kompliziert machen würde, war ich fest entschlossen sofort nach der Geburt einen Vaterschaftstest zu machen und die Karten endlich auf den Tisch zu legen. Viel zu lange habe ich das alles vor Marco geheim gehalten. Er hat ein Recht die Wahrheit zu erfahren, auch wenn es eigentlich viel zu spät ist. Eigentlich ist es richtig traurig, dass mir diese Gedanken erst jetzt kommen. Jetzt, wo alles zu spät.

Nachdem ich alles genug im Internet gestalkt hatte und gefühlt jedes Detail von Scarlett wusste, griff ich automatisch zum Handy und wählte die Nummer von Marcel. "Hey Lea Maus, wie geht es euch zweien?" begrüßte er mich freudig. So wie ich war, fiel ich natürlich gleich mit der Tür ins Haus: "Ich weiß Bescheid." Kurz war Stille, dann kam seinerseits: "Hast es aus den News?", "Jap, war meine erste Neuigkeit bei Facebook." Sofort wollte er sich rechtfertigen: "Es tut mir leid, dass ich dir nichts gesagt habe, aber ich dachte es ist besser und ich wollte Marco auch nicht..." Er war schon wieder total aufgeregt und hatte Angst, dass ich ihm böse sein könnte, daher stoppte ich ihn: "Marcel, alles ist gut. Ich verstehe dich. Für dich ist das doch auch total beschissen. Marco ist dein bester Freund, ich deine beste Freundin. Es ist ok, dass du mir nichts gesagt hast. Es geht mich ja auch eigentlich nichts mehr an." Er atmete tief durch und ich konnte die Erleichterung förmlich hören. "Danke Lea. Wie geht es dir damit?" Ich ging nicht auf seine Frage ein, denn eine einzige Frage hatte ich an ihn und die musste er mir auch beantworten. Ich würde nicht locker lassen. "Marcel?", "Ja?", "War sie es, mit der Marco mich betrogen hat?" Sofort zog er scharf die Luft ein und sofort durchfuhr ein Zwicken meinen ganzen Körper. Hat er mich doch nicht geliebt und wollte insgeheim schon immer sie? "Nein Lea, bitte denk das nicht. Marco hat dich wirklich geliebt und er hat dich nicht mit Scarlett betrogen, der Ausrutscher hat ihm nichts bedeutet." Erleichterung machte sich in mir breit, doch trotzdem entfuhr mir ein Seufzer: "Im Gegensatz zu Scarlett, die bedeutet ihm was.", "Ach Maus, bitte behalt den Kopf oben und außerdem..." Ich fiel ihm wieder ins Wort: "Ja, und außerdem habe ich mich von ihm getrennt ich weiß." Dann war wieder Ruhe zwischen uns. Marcel war mein bester Freund, also musste ich ihm einfach meine Gefühle mitteilen: "Ich habe den größten Fehler meines Lebens begangen." Ich kannte Marcel so unheimlich gut, dass ich genau wusste, dass er nun völlig irritiert war. "Wie meinst du das?", "Die Trennung, die ganzen Lügen gegenüber Marco, meine Flucht nach Berlin. Alles war falsch. Ich hätte einfach mit offenen Karten spielen müssen und von Anfang an ehrlich zu ihm sein müssen. Ich... Ich liebe ihn." Ich hörte Marcel stöhnen: "Man Lea, ich dachte du wärst zufrieden mit deiner Entscheidung." Ich knabberte an meinen Fingernägeln: "Ja, war ich auch. Aber jetzt kommt alles wieder hoch und... Ich will Marco zurück." Wieder stöhnte er. Ich brachte ihn richtig zur Verzweiflung: "Lea... Es tut mir leid das zu sagen, aber ich bin froh, dass Marco jetzt endlich wieder glücklich ist." Unwillkürlich begann ich wieder zu weinen: "Es ist zu spät oder?" Ich wollte nicht bemitleidet werden, weil es mein eigener Fehler war, aber ich ließ Marcel fast keine andere Wahl. "Es tut mir leid, aber ich denke schon." Und ich fing noch heftiger an zu weinen. Scheiße, ich habe alles verbockt und den Menschen, den ich liebe, von mir weggestoßen. Und plötzlich schoss es mir wieder durch den Kopf: "Und was, wenn er der Vater ist? Ich werde sofort nach der Geburt einen Test machen, egal wie schlimm es wird. Ich brauche Gewissheit.", "Warum kommst du denn jetzt erst zu Besinnung? Hättest du gleich mit Marco geredet, dann..." Wieder fiel ich ihm ins Wort: "Dann hätte er mich verlassen, weil ich mit Mo geschlafen habe." Wieder atmete er schwer: "So Schluss jetzt. Wir brauchen nicht diskutieren, was gewesen wäre, wenn. Sollte Marco der Vater sein, wird er zu euch stehen, da bin ich mir ganz sicher." Ich lachte, weil das alles so lächerlich war: "Er bekommt das Kind nur, wenn sie nicht da ist. Ich will nicht, dass sich mein Kind an diese Frau bindet." Jetzt lachte auch Marcel: "So kenne ich meine Lea." Ich hoffte einfach, dass Marco der Vater war. Es muss Marco sein. Alles andere würde mein Leben zerstören und das weiterer Menschen.

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt