Kapitel 85

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Vor der Tür fuhr ich mir noch ein letztes Mal durch die Haare, atmete tief durch und öffnete dann vorsichtig die Tür. Und da stand er wirklich. Er blickte zu Boden, doch als ich die Tür vollkommen geöffnet hatte, sah er langsam hoch und mir direkt in die Augen. Sofort raste mein Herz wieder. Er trug eine dunkelblaue enge Jeans, ein weißes langes Shirt, seine lange Kette und ein Pursuit Cappi. Perfekt, wie immer. "Hey." Was für eine dumme Begrüßung von mir, doch mehr brachte ich einfach nicht raus. Während ich ihn anlächelte, verzog er keine Miene und antwortete auch nur zurück: "Hey." Fing ja gut an mit uns beiden, aber wir schrien und schonmal nicht an. Fortschritt. Als mich Marco komisch beäugte, fiel mir mein Fehler ein und hastig meinte ich: "Oh sorry, komm doch rein." Er nickte, zog sich seine Schuhe aus und dann liefen wir gemeinsam ins Wohnzimmer. Marco begutachtete merklich interessiert meine Wohnung. Das erinnnerte mich an früher, als Marco damals das erste Mal in meiner Wohnung in Dortmund war. Damals hasste ich ihn noch. Doch damals, wie heute, habe ich Angst, dass er irgendwas abfälliges über meine Wohnung sagen könnte. "Bisschen größer als in Dortmund, oder?" fragte er dann, als er mich ansah. Ich nickte und freute mich innerlich, dass ihm das aufgefallen war: "Ja, sind 10qm mehr und genau der gleiche Preis." Er nickte: "Hast echt ne schöne Wohnung." Ich grinste zufrieden: "Danke." Ich fand, das war ein guter Start für uns Beide. "Kaffee?" fragte ich dann, als ich schon fast auf dem Weg in die Küche war. "Gerne. Du weißt ja wie." Bei der Aussage zwickte es in meinem Herzen. Ja, ich wusste genau wie er seinen Kaffee trank. Mit 2 Zucker und Milch. Ich ging in die Küche und machte uns jeweils eine Tasse fertig. Als ich mich umdrehte, stand Marco in der Küchentür. Hatte er mich beobachtet? Egal. Gemeinsam gingen wir ins Wohnzimmer. Ich fesselte mich förmlich an meiner Tasse. Sie gab mir irgendwie Sicherheit. "Schön, dass du hier bist." begann ich dann unser Gespräch und ich setzte mich etwas seitlich hin, was Marco mir gleich tat. Er nickte und nippte an seiner Tasse: "Ich dachte einfach, dass wir noch eine Menge zu klären haben." Jetzt nickte ich. "Ja, das stimmt wohl.", "Ich habe das Testergebnis bei, falls du es schwarz auf weiß sehen willst." Ich schüttelte entschlossen den Kopf: "Nein, ich wusste schon vorher, dass du der Vater bist." Mit gehobenen Augenbrauen sah er mich an: "Weil Moritz aufgepasst hat, oder was?" Und zack, da war die entspannte Stimmung zwischen uns hin. War ja klar, dass wir nicht ordentlich miteinander reden können. Als ich nichts dazu sagte, redete Marco wieder: "Tut mir leid Lea, das wollte ich nicht sagen. Ist mir so rausgerutscht." Hat er sich gerade wirklich entschuldigt? Ich sah ihn wieder an und meinte vorsichtig: "Aber anscheindend ist es das, was du denkst und fühlst." Nach diesem Satz ließ er seinen Blick durch die Wohnung schweifen. Dann begann er: "Da wir ein gemeinsames Kind haben, sollten wir Beide mit offenen Karten spielen, wir müssen einfach miteinander klarkommen, unserem Kind zuliebe." Wow, wie schön er das ausgedrückt hat. Wir müssen miteinander klarkommen. Richtig gute Basis. Er fuhr fort: "Ja, ich bin immer noch verletzt, aber ich glaube das kann man nachvollziehen. Du bist in mein Leben gekommen und ich habe noch nie jemanden so geliebt, wie dich. Wir hatten ein wunderschöne Zeit und dann zack, haust du einfach ab, und nie habe ich einen richtigen Grund von dir erfahren. Dann war Funkstille, du warst wie vom Erdboden verschluckt und dann zack kommst du wieder, durch einen blöden Zufall erfahre ich, dass du ein Kind hast und dazu kommt noch, dass du was mit Moritz hattest. Die Zeit war mehr als scheiße für mich." Wow, ich war echt dankbar, dass ich endlich Mal die reine Sichtweise von Marco erfuhr. Und zwar von ihm selbst. Ich habe echt sein ganzes Leben durcheinander gebracht und eigentlich immer nur an mich gedacht. Mir war nie bewusst, dass es ihm so schlecht geht und das tut mir gerade extrem leid. "Es tut mir wirklich leid. Ich weiß, das zu sagen ist jetzt echt einfallslos, aber so ist es. Ich habe die ganze Zeit nur an mich gedacht. Als ich nach Berlin bin, war ich nur darauf bedacht, dass es mir gut geht und dass ich einen Job habe. Ich bin nie auf deine Angebote mir bei einer Jobsuche in Dormund zu helfen, eingegangen. Ich war einfach zu eitel. Im Nachhinein bereue ich meine Entscheidung, aber es erschien für mich das einfachste zu sein, vor meinen Gefühlen und meinen Problemen wegzulaufen." Intensiv sah mich Marco an und verfolgte aufmerksam jedes Wort. "Hätte nicht gedacht, dass du das einsiehst." Oh, Gott. Er muss echt ein total zerstörtes Bild von mir haben.

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt