Kapitel 90

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Marco POV

Ein Glas Rotwein hatten wir früher oft gemeinsam auf dem Sofa getrunken. Nein, diese Gedanken an früher dürfen nicht wieder in mein Gedächtnis zurück kommen. Es war eine tolle Zeit, aber diese ist vorbei. Trotzdem war ich unglaublich froh über den Verlauf dieses Tages. Ich fuhr heute morgen wirklich auf gut Glück los und wusste nicht, wie das enden soll. Wir saßen hier gerade wirklich gemeinsam auf ihrem Sofa und konnten uns ganz normal unterhalten. Wir saßen noch eine knappe Stunde zusammen hier. Gab ja nach einem knappen Jahr Funkstille auch genug zu erzählen. Nach dem Schock auf dem Boot, dass ich wirklich der Vater von Leas Kind bin, war ich jetzt glücklich. Wirklich glücklich. Nachdem sich Lea dann auch von mir ins Bett verabschiedet hatte und wir gemeinsam die Couch bettfertig gemacht hatten, lag ich hellwach im Wohnzimmer und grübelte einfach. Ich glaube ich hätte nie wieder ein Wort mit Lea gewechselt, wäre Mo der Vater gewesen. Klar, ich bin immer noch sehr enttäuscht von ihr, aber es ist Vergangenheit und ich will der Mutter meines Kindes nicht ewig ihren Fehler vorhalten. Und ich merke auch, dass es ihr Leid tut. Ich kenne sie noch zu gut, als das ich das nicht merken würde. Vico war einfach unglaublich. Süß, knuffig, aufgeweckt und... Ja. Und mein Fleisch und Blut. Echt verrückt. Aus einer so scheiß Situation ist etwas so Wundervolles entstanden. Ich habe den Kleinen schon jetzt in mein Herz geschlossen. Ich war mir vorhin nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, Lea darum zu bitten wieder nach Dortmund zu kommen, aber es war die einzige Chance meinen Sohn aufwachsen zu sehen. Und das ist mir wichtig. Ich möchte nicht einfach der Geldesel sein, der ihm einmal im Jahr eine Karte zum Geburtstag schickt. Nein, ich will für ihn als Vater da sein. Verrückt, solche Gedanken gingen noch nie in meinem Kopf vor. Oh man, wie wird bloß Scarlett reagieren? Es wird wie ein Schlag ins Gesicht für sie sein. War es ja für mich auch. Sobald ich wieder in Dortmund bin, muss ich das klären. Ansonsten wird es nich komplizierter.

Am nächsten Morgen wurde ich durch lautes Geschrei wach. Scheiße, was ist hier los? Vorsichtig öffnete ich meine Augen, konnte das Geräusch aber noch nicht identifizieren. Ich zog mir die Decke über den Kopf, doch plötzlich wurde es noch lauter. Ich schielte unter der Decke hervor und sah Lea mit Vico auf dem Arm. Bin ich dumm, dass ich das Geräusch nicht identifizieren konnte. "Sorry, aber er hört einfach nicht auf zu schreien." Lea sah mich bemitleidend an und wippte durchs Wohnzimmer, um unseren Sohn zu beruhigen. Sie trug ein längeres Schlabbershirt und die Schlafhose, die sie bei mir früher auch immer trug. Und schon wieder die Gedanken an früher. Die müssen unbedingt weg. "Gib ihn mal her." forderte ich sie auf und streckte den Beiden meine Arme entgegen. Argwöhnisch betrachtete sie mich, doch dann kam sie nach kurzem Zögern doch auf mich zu und drückte mir Vico in die Arme. Ich drehte ihn so, dass er mit seinem Bauch auf meinem Bauch lag und dann streichelte ich ihm sanft seinen zarten Rücken. Wie auf einen Schlag hörte er auf. Damit hatte ich ja nun überhaupt nicht gerechnet. Geschockt sah mich Lea an. Und auch ich schaute sie geschockt an. "Wie hast du das denn bitte gemacht?" fragte sie dann lachend. "Habe Mal den Papa raus hängen lassen." Sie lachte und sah dabei wunderschön aus. Sie war zwar ungeschminkt, mit zerzausten Haaren und noch Schlafsachen, aber das gefiel mir damals schon am Besten. Man Marco, vertreib diese Gedanken. "Hoffentlich klappt das jetzt immer, wenn er weint." meinte sie dann zufrieden grinsend. Ja, das wäre echt verrückt. Dieses Gefühl meinen Sohn auf meinem Bauch liegen zu haben, war einfach unbeschreiblich. Es drohte zu explodieren vor Glück. Und ich konnte einfach nicht aufhören zu grinsen, wenn ich Vico ansah. Plötzlich hörte ich ein Klicken wie von einer Kamera. Ruckartig hob ich den Kopf und sah eine böse grinsende Lea. "Was hast du gemacht?" fragte ich harsch, doch eigentlich lag es auf der Hand, denn sie hatte ihr Handy in der Hand. Sie grinste nur und lief in die Küche. "Bleib bitte einfach so mit ihm liegen. Ich mache Frühstück." schrie sie, während es schon in der Küche klapperte. Immer wieder streichelte ich Vico sanft und genoss unsere gemeinsame Zeit. Nach einer Weile nahm ich mein Handy vom Tisch und checkte meine Nachrichten. "Schatz, wann kommst du wieder? Dauert es noch lange in Berlin? Ich würde Donnerstag aus Hagen zu dir kommen. Geht das?" Ich riss leicht die Augen auf. Natürlich auch drei Fragen in einem Satz. Ich tippte zurück: "Denke das mit Donnerstag geht klar. Müsste bis dahin aus Berlin zurück sein." Dann hatte ich noch einige Nachrichten von den Jungs, die aber warten konnten und ganz oben im Chat leuchtete der Name Lea auf. Ich öffnete den Chat und es erschien ein Bild. Das Bild, das sie gerade von mir und Vico geschossen hat. Sofort musste ich wieder grinsen. Es war echt toll. Oh man, das erste Bild mit meinem Sohn. "Frühstück." schrie Lea aus der Küche. Ich erhob mich und entspannt frühstückten wir dann. Würde jemand unsere Vorgeschichte nicht kennen, könnte man meinen es wäre das alltägliche Frühstück einer kleinen Familie.

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt