Kapitel 111

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Lea POV

Als ich wieder drinnen auf meinem Platzt saß, war ich wie versteinert. Mir war auch leicht schlecht. Was zur Hölle war das gerade da draußen? Ich saß einfach nur da und starrte vor mich hin. "Lea?" schrie mir plötzlich Lisa ins Ohr. Ich drehte mich zu ihr: "Hmm?", "Du bist dran. Wahrheit oder Pflicht?", "Ich hab keine Lust mehr.", "Los komm schon." Böse funkelte ich sie an: "Ich will nicht mehr, ok?" Jetzt sah sie mich misstrauisch an und blickte dann zu Marco. "Was hat er gesagt?" flüsterte sie, sodass nur ich es hören konnte. Ich schüttelte den Kopf: "Nichts, alles gut. Kann ich noch Sekt haben?" Sie nickte und schenkte mir nach. Um 22.30 Uhr hauten Marco und Scarlett ab und nahmen wie vereinbart Vico mit. Als gegen 2 Uhr dann alle anderen weg waren, half ich Lisa noch aufzuräumen. Roman war bereits im Bett. "Wir hätten uns fast geküsst." meinte ich völlig abwesend, als ich mit einem Glas Wein an der Küchentheke lehnte. Lisa, die gerade einen Löffel Nudelsalat im Mund hatte, sah mich mit riesigen Augen an. Ich nickte. "Was? Wann?", "Vorhin draußen." Lisa mampfte weiter vor sich hin und sah mich wie ein Auto an. "Nun guck nicht so, ist ja nichts passiert?" Mit vollem Mund schrie sie halb: "Hallo? Ihr hättet euch fast geküsst. Das ist doch nicht nichts." Ich nahm noch einen Schluck und stellte dann das Glas weg. "Ich will das alles nicht mehr." Jammerte ich dann rum. Lisa kam zu mir und umarmte mich: "Niemand kann das Team Lea-Marco schlagen. Scarlett kann dir lange nicht das Wasser reichen und das weiß auch Marco. Scarlett hatte Glück, dass sie schwanger geworden ist." Ich wusste, dass Lisa mich aufmuntern wollte, aber irgendwie klappte das nicht. "Ich geh schlafen, ok?" Lisa nickte. Ich ging ins Gästezimmer und machte mich lang. Was für ein verrückter Abend. Unter tausend Gedanken schlief ich dann irgendwann ein.

Marco POV

Heute überrasche ich Scarlett und begleite sie zum Frauenarzt. Gerade bin ich auf den Weg nach Hagen und sie hatte ja heute ihren Frauenarzttermin. Ich lasse es mir doch nicht nehmen beim Ultraschall dabei zu sein. Ich habe schon bei Vico die ganze Schwangerschaft verpasst. Jetzt möchte ich so viel wie möglich miterleben. Klar, die Nachricht, dass Scar schwanger ist, war wie ein Schlag ins Gesicht, weil ich einfach nicht damit gerechnet habe, aber Abtreibung war nie eine Überlegung wert. Es ist nun wie es ist und wir werden das beste aus der Situation machen. Trotz allem muss ich ständig an Lea denken. Ich versuche die Gedanken zu vermeiden, aber das geht einfach nicht. Schon allein, weil wir ein gemeinsames Kind haben. Der Moment neulich bei Lisa auf dem Geburtstag war wieder so magisch. Fast hätte ich sie geküsst. Fast hätte ich mich der Versuchung hingegeben. Fast. Aber das konnte ich Scarlett nicht antun. Ich weiß wie es sich anfühlt betrogen zu werden und das will ich niemandem antun. Außerdem sind wir zusammen und das glücklich. Oder? Sind wir glücklich? Ja, wir sind glücklich. Scar meinte, dass sie den Termin um 14 Uhr habe. Jetzt war es 13.30 Uhr und ich stand vor ihrer Wohnung. Die wird Augen machen. Strahlend lief ich den Weg zu ihrer Wohnung entlang und klingelte. Keine Erhörung. Ich klingelte nochmals, aber sie machte nicht auch. Komisch. War sie schon auf dem Weg zum Arzt? Ich machte mich wieder auf den Weg zum Auto. Zum Glück hatte sie mir irgendwann mal durch Zufall den Namen ihres Frauenarztes verraten. Ich googlte die Adresse und machte mich auf den Weg. Als ich dort ankam, stand ihr Auto nicht auf dem Parkplatz. Hatte ich mich vielleicht doch vertan? Ich zückte mein Handy und rief sie an. "Hey Marco.", "Sag mal, wo bist du denn?", "Ähm beim Frauenarzt, habe ich doch gesagt.", "Ich stehe vor deinem Frauenarzt und dein Auto steht nicht hier." Dann war Ruhe. Sie räusperte sich: "Du bist was? Dachte du bist im Stadion.", "Nein, ich wollte beim Ultraschall dabei sein." Wieder räusperte sie sich. "Scarlett? Wo bist?", "Ja also, pass auf. Ähm also..." Sie druckste umher. "Achso Mist, ich habe vergessen dir zu schreiben, dass der Termin verschoben wurde." Will sie mich für blöd verkaufen? Gerade hat sie noch gesagt, dass sie beim Frauenarzt sitzt. "Verarsch mich nicht." Sie stöhnte: "Kommst du zur Wohnung?", "Bist du dann auch da?" fragte ich sauer. "Ja, bin ich." Ich schmiss mein Handy auf den Beifahrersitz und zischte ab. Was zur Hölle sollte der Mist? Warum lügt sie mich an? Wieso erzählt sie mir bitte, dass sie einen Frauenarzttermin hat, obwohl das überhaupt nicht stimmt? Na jetzt bin ich ja auf ihre Erklärung gespannt. Als ich angekommen war, schmiss ich die Tür zu und stürmte quasi in Richtung Eingang. Als ich klingelte, surrte es sofort und ich ging hoch. Als ich oben ankam, stand sie schon wie ein unschuldiges Kind in der Tür. Sie begann zu lächeln, doch ich blieb kalt. Ich will jetzt erst eine Erklärung. Einen kurzen Kuss zur Begrüßung gab ich ihr trotzdem. Ich stapfte durch ins Wohnzimmer und setzte mich. "Willst du was trinken?" fragte sie vorsichtig. "Nein, ich will ne Erklärung von dir." Sie kam zu mir aufs Sofa und setzte sich dicht neben mich. Mit ihren Rehaugen sah sie mich zuckersüß an. Nein, ich knicke jetzt nicht ein. "Also?" Sie stöhnte und fragte dann: "Warum warst du bei meinem Frauenarzt?", "Ich wollte dich überraschen und mit zum Ultraschall kommen.", "Wieso das?" War das ihr ernst? Ich lachte auf: "Vielleicht weil wir ein gemeinsames Kind bekommen? Ich will so viel wie möglich von der Schwangerschaft miterleben.", "Ach, das war du bei Vico verpasst hast, willst du jetzt nachholen oder was?" Mit großen Augen sah ich sie an: "Verdreh hier nicht die Tatsachen. Ich will jetzt endlich wissen, warum du mir erzählst, dass du dort einen Termin hast und das jetzt plötzlich nicht mehr stimmt. Und angelogen hast du mich ja vorhin schon wieder, als du meintest du wärst beim Frauenarzt. Was soll die Scheiße?" Sie sah mich nicht mehr an und spielte mit ihren Fingern. Sie hustete und sagte dann kleinlaut: "Ich hatte nie einen Frauenarzttermin." Ich drehte mich zu ihr und jetzt sah sie mich ängstlich ein. In meinem Kopf schwirrten tausend Gedanken umher und dann zählte ich eins und eins zusammen. Geschockt sah ich sie an: "Warte Mal. Erst verkündest du lauthalt vor all meinen Freunden, dass du schwanger bist, anstatt mir das erstmal im Vertrauen zu sagen, dann willst du nicht, dass ich überhaupt mit zu der Untersuchung komme und nun war der Termin auch erstunken und erlogen." Sie hielt meinem Blick nicht stand. Und das war für mich die Bestätigung. Ich sprang vom Sofa auf und sah sie missbilligend an: "Bist du bescheuert?" schrie ich los. Ich konnte mich einfach nicht zügeln. "Marco, bitte." Und das brachte mich richtig zum durchdrehen: "Verdammte scheiße Scarlett, wie krank muss man sein, um zu behaupten man wäre schwanger? Was geht in deinem Kopf ab?" Ihr liefen jetzt Tränen über die Wangen, aber das weckte in mir nicht einigen einzigen Funken von Mitgefühl. "Antworte mir gefälligst." Ich war rasend vor Wut. Auch sie sah mich jetzt wütend an und schrie zurück: "Du fragst dich wirklich wie ich darauf komme? Du hast fast nur noch Zeit mit Lea verbracht. Es drehte sich alles um sie. Immer ging sie vor, ständig wart ihr zusammen.", "Verdammt wir haben ein Kind zusammen, um das ich mich kümmern muss.", "Ach Quatsch, es geht hier doch nicht um Vico. Ich bin doch nicht blöd. Das hat doch ein Blinder gemerkt, dass ihr euch angenähert habt." Ich drehte mich von ihr Weg, ging zur Kommode, lehnte mich an diese um mich kurz zu sammeln, um dann weiter meiner Wut Luft zu machen: "Ja Scarlett vielleicht. Vielleicht stimmt das, aber das macht die ganze Sache kein Stück besser. Du hast gesagt, wir bekämen ein Kind. Mit sowas macht man doch keine Scherze.", "Was blieb mir denn anderes übrig? Ich habe doch gesehen wie glücklich ihr wart, wenn ihr zu dritt wart und das habe ich mir einfach auch gewünscht.", "Gehts noch? Du wolltest mich damit an dich fesseln? Du hast sie doch nicht mehr alle." Unseren Streit hörten vermutlich noch die Leute drei Straßen weiter. "Ja Marco, das habe ich versucht. Ich wollte dich nicht an diese Truller verlieren?", "Halt die Klappe. Sei einfach ruhig. Sowas wie du, ist mir noch nie über den Weg gelaufen. Du brauchst nie wieder bei mir auftauchen.", "Marco, bitte, versteh mich doch." Ich glaub ich höre nicht richtig: "Sag mal tickst du noch ganz richtig? Du hast eine Schwangerschaft erfunden.", "Ja, aber...", "Nichts aber. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben, gar nichts mehr." Ich drehte mich um und wollte gehen. Ich muss hier weg. "Bitte bleib." Ich hörte ihr nicht weiter zu, sondern rannte zu meinem Auto. Als ich saß, hämmerte ich mit meinen Fäusten auf das Lenkrad ein. Ich brüllte durchs Auto. Und dann ließ ich meinen Emotionen freien Lauf und begann zu weinen. Kann sein, dass ich ein Weichei bin, aber ich war einfach nur am Ende. Sie hat mir eine verfickte Schwangerschaft vorgetäuscht. Mich komplett angelogen. Das ist doch krank. Einfach nur krank. Ich hatte mich darauf eingestellt, zum zweiten Mal Vater zu werden und mich jetzt an den Gedanken gewöhnt. Und dann kommt diese Nachricht. Sie war nie schwanger. Sie wollte mich so nur an sich binden. Verdammt, mit einer Schwangerschaft spaßt man nicht. Was hatte ich im Leben falsch gemacht, dass ich so etwas verdiene? Von meinem ersten Kind, erfuhr ich erst, als es schon zwei Monate alt war und das zweite Kind war nur eine Erfindung. Ich griff nach meinem Handy und wählte Marcels Nummer. "Hey Bov.", "Bist du Zuhause?", "Marco was ist los?" Ja, wahrscheinlich hörte sich meine Stimme etwas zittrig an. "Verdammt, bist du Zuhause?", "Ne, bin bei Lea, was ist denn los?", "In 30 Minuten bei deiner Wohnung." Dann legte ich auf und fuhr los.


Was würdet ihr davon halten, wenn es einen zweiten Teil zu der Geschichte geben würde? :)

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt