Kapitel 110

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"Hast du schon das Bild gesehen, was Marco vorhin bei Insta hochgeladen hat?" fragte Celine hibbelig, als wir uns einen Tag nachdem sie Feierabend hatte, in einem Cafè trafen. Ich war damit beschäftigt Vicos Schnuller zu suchen und schüttelte abwesend den Kopf. Celine tippte wie wild auf ihrem Handy rum und hielt es mir dann entgegen. Ich stöhnte kurz, weil Multitasking gar nicht meins war, aber zum Glück hatte ich den Schnuller gefunden. Jetzt konzentrierte ich mich aufs Handy. "Mein Fleisch und mein Blut. #stolz" Es war ein Bild von Marco und Vico auf dem Trainingsplatz. Marco hatte Vico auf dem Arm, sah ihn grinsend an, der Kleine hatte seine Hände in der Luft und vor ihnen lag ein Fußball. Das Bild hatte ich neulich gemacht, als wir wieder Mal mit zum Training waren. Sofort begann wieder das Stechen in meiner Brust. Wieder drehten meine Gefühle durch. Ich war einfach nur unheimlich gerührt. Marco hatte noch nie ein Bild mit unserem Kind hochgeladen. Ich hatte immer noch nichts gesagt, das übernahm jetzt Celine: "Boa, das ist sooooo süß. Marco sieht so glücklich aus. Und die Bildunterschrift ist auch mehr als niedlich." Ich nickte nur abwesend und kam immer noch nicht drauf klar. Verrückt, dass mich so eine Kleinigkeit so aus der Bahn wirft. "Er liebt Vico." meinte Celine und guckte ein letztes Mal aufs Handy, um mich danach anzugrinsen. "Ja, das auf jeden Fall." Celine griff nach meiner Hand: "Hey Maus, freu dich doch. Das ist doch voll niedlich, dass er so zu seinem Sohn steht." Wieder nickte ich: "Ja, finde ich ja auch." Mitfühlend sah sie mich an: "Ich weiß, dass es sehr schwer ist." Wieder nicken. Ich holte tief Luft und grinste: "Lass mich über was anderes reden, hab keine Lust die ganze Zeit an Marco zu denken." Er ist es nicht wert, dass sich mein ganzes Leben um ihn dreht.

Marco POV

Heute hatte ich Mal bei den Verantwortlichen nachgefragt, wie es mit einer Stelle als Ernährungsberaterin aussieht und siehe da, ich hatte Glück. Wir könnten sogar wirklich Unterstützung gebrauchen. Erst meinten sie, dass es nicht nötig wäre, aber als ich anklingen ließ, dass es sich um die Mutter meines Kindes handelt, sah das schon alles ganz gut aus. Dieses Detail werde ich Lea gegenüber wohl eher nicht erwähnen. Gerade sind Scarlett und ich unterwegs zu Lisa und Roman, weil Lisa ihren 30. Geburtstag feiert. "Wann musst du wieder zum Frauenarzt?" fragte ich dann Scar. Sie antwortete nicht gleich, sondern zögerte kurz. "Wenn ich wieder in Hagen bin." Ich nickte: "Alles klar, dann komme ich mit." Erschrocken drehte sie sich zu mir: "Warum das?", "Weil ich gern beim Ultraschall dabei wäre." Sie sah wieder stur auf die Straße: "Ist Samstag, wenn du Spiel hast." Ich lachte leicht auf: "Falls du es vergessen hast, ich bin grad erst wieder ins Training eingestiegen." Sie stotterte: "Naja, aber du fährst doch immer ins Stadion.", "Ja, aber dann komme ich Samstag eben mit nach Hagen. Will dich doch unterstützen.", "Du musst nicht extra mitkommen, ich schaffe das schon, außerdem sieht man eh noch nichts." Mir kam das ganze schon etwas seltsam vor, aber ich beließ es dabei. Dann gehe ich eben ins Stadion meine Jungs unterstützen. Als wir ankamen, standen schon ziemlich viele Autos. Eine strahlende Lisa öffnete uns die Tür und wir übergaben ihr das Geschenk. "Weißt du was mir Lea geschenkt hat?" wendete sich Lisa aufgeregt an mich. Ich schüttelte lachend den Kopf. Aufgeregt zog sie mich mit ins Esszimmer und hielt einen schwarz gelben Strampler hoch auf dem "Mein Papa ist der Torwart." stand und natürlich das BVB Zeichen drauf war. Ich grinste, echt süße Ideen. Lea hatte immer super Ideen zum Geburtstag. Wir hatten nur einen Gutschein für Lisas Lieblingsrestaurant besorgt. "Und weißt du was das Beste ist? Vico hat den Gleichen." Jetzt runzelte ich grinsend die Stirn: "Wusste gar nicht, dass Vicos Vater auch Torwart ist." Er brauchte Lisa ein bisschen, doch dann find sie schallend an zu lachen und schlug mir auf die Brust: "Spinner, bei ihm steht "Mein Papa ist der Stürmer linksaußen." Jetzt fehlten mir kurz die Worte. Lea hatte mir den Strampler noch nicht gezeigt, aber ich fand das echt niedlich und es berührte mich. Ich grinste Lisa nur an, konnte aber nichts sagen. Scar schien meine Unsicherheit zu merken und es schien ihr auch nicht zu gefallen: "Komm, wir sagen allen Hallo." Ich wachte aus meiner Starre auf und folgte ihr ins Partyzimmer, wo schon sehr viele Leute saßen, u.a. Roman, Schmelle, Jenny, Erik, Nuri, Tugba, Ömer, Lukasz, Ewa, die Mädels von Lisa und noch einige Bekannte. Hinten bei Jenny saß auch Lea mit Vico. "Papa!" rief Vico und streckte die Arme nach mir aus, als ich vor ihnen stand. Grinsend nahm ich sofort meinen Sohn auf den Arm und knuddelte ihn. "Sagt er auch noch was anderes?" stachelte Schmelle Lea an, die sofort lachte. "Hör auf, er sagt nur Papa, kein anderes Wort." Grinsend sah ich sie an: "Gute Erziehung nennen ich das." Sie grinste unverschähmt und schlug mir gegen den Oberschenkel. "Lass uns hier hinsetzen." meinte Scarlett kalt. Wir setzten uns fast ans andere Ende. "Sekt?" wendete sich Lisa an mich und ich nickte. "Ich kann ja leider nicht, will unserem Kind ja nicht schaden." meinte Scarlett dann extra laut. Ich fand es gerade einfach nur unangebracht, weil jetzt alle schwiegen und sie ansahen. Immer wieder musste sie solche Sachen reißen. "Auf dich Lisa." meinte dann Lea grinsend und hob ihr Glas. Alle taten es ihr gleich. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich sie weiter und sie exte ihr Glas. Verdammt ich weiß ja, dass es ihr nahe geht. Und es fühlt sich nicht gut an zu wissen, dass es ihr nicht gut geht. Aber was soll ich denn machen?

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt