Kapitel 64

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Bevor ich mich auf den Weg zu meiner alten Crew machte, ging ich noch schnell ins Bad, um mich frisch zu machen. Ich zog mir eine Leggings und ein weites Oberteil an, um meine noch vorhandenen Problemzonen, die noch von der Schwangerschaft da waren, zu verstecken. Meine Haare band ich zu einem Zopf. "Kannst du auf Vico aufpassen? Ich bin in ca. 2h wieder da." fragte ich Marcel als ich wieder das Wohnzimmer betrat. Vorwurfsvoll sah er mich an: "Warum fragst du überhaupt? Klar passe ich auf den Knirps auf. Als Patenonkel bin ich froh über jede Sekunde mit ihm und außerdem brauchst du auch Mal Zeit für dich." Ich ging zu ihm, gab erst ihm und dann Vico einen Kuss auf die Wange und verabschiedete mich dann.

In unserem Tanzsaal angekommen, fühlte ich mich wieder richtig heimisch. Ich hatte so unglaublich viel Zeit hier verbracht und verband diesen Ort mit Leidenschaft pur. Aus dem Saal dröhnte mir schon die Musik entgegen, also hatten sie schon angefangen. Leise betrat ich den Saal und beobachtete meine Leute, die immer noch ein Teil meines Lebens waren. Mara hatte inzwischen rote Haare, Nils sah aus wie immer, bei Leon am Oberschenkel sah ich ein neues Tattoo und Nadja trug wie bei jedem Training ihre Leo-Nikes. Alles fühlte sich so an, als wäre ich nie weg gewesen. Als die Musik dann verstummte, ließ ich meine Tasche geräuschvoll fallen und fing an zu klatschen. Die Augen der vier waren natürlich sofort auf mich gerichtet und Nadja begriff als Erste die Situation. Sie begann zu kreischen, lief auf mich zu und fiel mir um den Hals. Als die anderen dann aus ihrer Schockstarre erwacht waren, kamen auf sie auf mich zugerannt und es folgte eine herzliche Gruppenumarmung. Dieses Gefühl meine Leute wieder um mich zu haben, war so unbeschreiblich schön. Ich hatte sie vermisst. "Was machst du denn hier?" fragte Nils dann grinsend und wir lösten uns aus der Umarmung. "Bin für 4 Tage in der Stadt und als erstes wollte ich natürlich meine Crew begrüßen." Alle grinsten und wir umarmten uns wieder. "So Schluss mit den Emotionen, ich will endlich wieder mit euch tanzen." Und so begann wir gemeinsam zu tanzen und ich merkte, wie sehr ich meine Leidenschaft vermisst hatte.

Marcel POV

Lea war los. Ich hatte Vico seit der Ankunft nicht aus meinen Armen gegeben und jetzt lagen wir gemeinsam auf der Couch. Ich lag auf den Rücken und Vico auf meinem Bauch. Ich schaltete den Fernseher an und genoss die Zeit mit dem Kleinen. Er war so unheimlich süß und ich könnte ihn den ganzen Tag knuddeln. Eigentlich verrückt, dass aus so einer verzwickten Situation, etwas so Wunderbares entstanden ist. Trotzdem konnte ich Lea in einem Punkt nicht verstehen. Sie hätte es Marco, und eigentlich auch Mo, schon längst sagen müssen. Es wäre nur fair gewesen, wenn sie es Marco sofort gesagt hätte, nachdem sie von ihrer Schwangerschaft wusste. Mit Moritz kann ich es ja noch ein wenig verstehen, sie will die Beziehung zwischen Mo und Lisa nicht gefährden, ehe sie es nicht genau weiß. Aber das hat sie sich selber zuzuschreiben. Sie hat Marco betrogen und sie weiß selbst, dass das komplett scheiße von ihr war. Bis heute weiß ich nicht, was sie da geritten hat. Plötzlich riss mich meine Türklingeln aus meinen Gedanken. Auch Vico zuckte leicht zusammen, fing aber zum Glück nicht an zu weinen. Wer wollte denn jetzt was? Hoffentlich nur die Post. Mit Vico auf dem Arm machte ich mich auf dem Weg zur Tür. "Na dann wollen wir mal gucken, wer uns besuchen kommt, was Vico?" sprach ich mit dem Kleinen und er sah mich mit seinen süßen Augen an. Mit der freien Hand öffnete ich die Tür und mich traf fast der Blitz. Marco stand vor mir. Scheiße. Natürlich musste er gerade jetzt kommen. Was mache ich denn jetzt? Marco Blick war verständlicherweise komplett verwirrt und er sah immer wieder zwischen Vico und mir hin und her. "Hey Bov." meinte ich so ruhig wie möglich und versuchte normal rüber zu kommen. Jetzt runzelte er die Stirn: "Bist du plötzlich Vater geworden?" Ich lachte auf. Wenn er wüsste. "Ne Quatsch. Los komm rein." Er war immer noch völlig verwirrt, doch kam dann endlich in die Wohnung. Jetzt musste ich das Beste daraus machen. Wir gingen ins Wohnzimmer, doch vorher legte ich Vico in seinen Sitz, um mich voll auf Marcos Fragen, die sicher kommen werden, konzentrieren zu können. Ich atmete tief durch uns musterte Marco und eigentlich sah ich nur Fragezeichen. "Nun frag schon." meinte ich nervös zu ihm, weil die Fragen eh kommen werden, auch wenn ich ihn vorher mit was anderem vollquatschen würde. "Was ist das für ein Kind?" So. Was sage ich jetzt? Ich wollte ihn nicht anlügen, doch die ganze Wahrheit konnte ich ihm auch nicht sagen. Er sollte es von Lea erfahren. Scheiße, ich saß hier voll in der Klemme. Und das alles nur, weil Lea zu feige war, mit offenen Karten zu spielen. Aber sie ist mir einfach zu wichtig, daher habe ich Marco nie etwas gesagt. Vielleicht war das falsch. "Marcel!" meinte Marco gereizt. "Ist das Kind von einer Freundin und ich soll kurz auf ihn aufpassen." Marco kniff die Augen zusammen: "Ich kenne keine Freundin von dir, die ein Kind hat." Scheiße, was sollte ich jetzt darauf antworten? Verdammt, ich saß komplett in der Klemme. "Ja kann sein." meinte ich nur. So wie ich Marco kannte, dachte ich wirklich, dass er weiter nachhakte, doch überraschenderweise ließ er es einfach darauf beruhen. Ich hatte mehr Glück als Verstand. "Naja egal, also ich wollte eigentlich nur mal hören, wie es mit der Organisation von Cocaine läuft." Das Schicksal meinte es heute gut mit mir. Zum Glück begann er ein neues Thema. "Ja läuft super. IRoom steht zur Verfügung, DJs sind gebucht und die Gästeliste steht auch." Marco nickte nur und sah mich weiter interessiert an: "Super, ich freu mich drauf.", "Ich hab jetzt nur dich und Auba auf die Gästeliste gesetzt oder noch jemand? Scarlett?" Er schüttelte den Kopf: "Ne, Auba und ich ist schon richtig. Scar ist in Kopenhagen. Kommt Sonntag erst zu mir." Ok, dann wusste ich jetzt wenigstens schon, dass Scarlett erst dann bei Marco sein wird, wenn Lea wieder Richtung Berlin fährt. Ich hatte ihr auch noch gar nicht gesagt, dass meine Veranstaltung am Samstag ist. "Na dann darfst ja nicht so doll machen, wenn die Chefin Sonntag wieder da ist." Er lachte verschmitzt wie immer, sagte aber nichts. Wir sprachen nie viel über ihn und Scarlett. Zwischenzeitlich gnöterte Vico schon etwas rum und jetzt begann er richtig zu schreien. Entschuldigend sah ich Marco an und hob ihn wieder aus seinem Sitz, um ihn zu beruhigen, doch das wollte mir nicht wirklich gelingen. "Hey Kumpel, hast du vielleicht Hunger?" wendete ich mich an Vico, doch diesen interessierte das gar nicht. "Naja, fütter du mal den kleinen Scheißer. Ich geh fix auf Klo." Ich nickte ihm zu, ging dann mit Vico in die Küche und tatsächlich wurde er ruhig, als er seine Flasche bekam. "Ja, das schmeckt dir, was?" meinte ich grinsend zu Vico und der fraß fast die Flasche auf, die ich ihm gab. Plötzlich kam Marco aus Richtung Bad gestürmt. Erschrocken sah ich zu ihm hoch. "Ich dachte deine Freundin ist nur kurz weg und du sollst auf ihr Kind nur kurz aufpassen." Dabei betonte er das Kurz sehr deutlich. Ich nehme an, dass Lea schon einige Sachen von sich ins Bad gestellte hatte und Marco diese gesehen hatte. Sofort versuchte ich mich raus zu reden: "Das sind die Sachen von der Kleinen, die ich letztes Wochenende mit nach Hause genommen hatte. Muss sie hier vergessen haben." Marco schnaubte nur verächtlich, sah kurz weg, verschränkte die Arme und sah mich böse an: "Und was ist mit den Windeln und den Babyhandtüchern, die da liegen, als würden sie zum Inventar gehören?" Ich versuchte immer noch mich raus zu reden: "Naja der Kleine..." Weiter kam ich nicht, denn Marco unterbrach mich: "Und erzähl mir jetzt keinen Scheiß. Von wem ist das Kind? Wer ist die Mutter?" Er war so wütend und ich sah ihm an, dass er schon das richtige vermutete. "Lea ist hier." 

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt