Kapitel 99

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"Wollen wir morgen zusammen zum See?" Die Nachricht von Marco bekam ich am Freitagabend, als ich schon im Bett lag. Ich hatte eh keine Pläne für morgen also schrieb ich zurück: "Können wir machen. Uhrzeit?" Es dauerte nicht lange und er schrieb zurück: "8.30 Uhr zum Frühstück bei euch?" Ich musste leicht grinsen, weil ich mich über den Vorschlag echt freute. Natürlich sagte ich zu. Ich wunderte mich, dass so ein Vorschlag von Marco kam, nachdem unsere letzten Treffen nicht so gut abgelaufen sind. Aber ich wollte mich nicht beschweren.

Am nächsten Morgen weckte mich mein Sohn bereits schon um 6.30 Uhr. Verschlafen stand ich auf und hievte ihn aus seinem Bett: "Ist dir schlafen zu langweilig?" fragte ich ihn gähnend und legte mich mit ihm zusammen wieder ins Bett. Ich legte ihn mir auf den Bauch und streichelte ihn. Diese Momente genoss ich unheimlich. Ich döste noch vor mich hin und um 7.30 Uhr hatte aber auch ich keine Ruhe mehr. Ich ging mit Vico ins Bad, setzte ihn in seine Sitzschale und ging duschen. Danach föhnte ich meine Haare, putzte Zähne schminkte mich gleich und zog mich an. Ich trug Marcels 'Cocaine' Pullover und eine enge Jeans. Ich war stolz auf meinen kleinen Mann, denn er blieb wirklich ruhig. Anschließend begann ich schon den Tisch fürs Frühstück zu decken. Ich war übrigens allein, weil Marcel bei Celine geschlafen hatte. "Gleich kommt dein Papa." sprach ich mit Vico und er quietschte belustigt. "Ja, da freust du dich." Genau als der Kaffee durchgelaufen war, klingelte es an der Tür. Ich schnappte mir Vico und öffnete sie. Ein grinsender Marco stand mit Brötchen vor der Tür: "Na, ihr zwei." Auch ich grinste. Er gab mir einen Wangenkuss und nahm mir dann Vico ab und schleuderte ihn in die Luft. Keine Angst, hört sich schlimmer an, als es war. Marco macht das immer mit ihm. "Marcel bei Celine?" fragte Marco grinsend. Ruckartig blieb ich stehen: "Du wusstest davon?" Er nickte: "Ja, aber auch noch nicht lange, vielleicht eine Woche länger als du." Ich nickte und ging weiter. Toll, sogar Marco weiß es schon länger. "Wow, das sieht aber lecker aus, was kleiner Mann? Hast du deiner Mama auch schön geholfen?" sprach Marco zu Vico, was ich mega süß fand. Ich lachte: "Ja, er hat den Tisch fast allein gedeckt." Marco begann zu lachen und setzte Vico in den Hochstuhl. "Kaffee?" Böse funkelte er mich an: "Dass du überhaupt fragst." Ich lachte und machte ihm seinen Kaffee dann so fertig, wie er ihn am liebsten mochte. Ich holte noch schnell einen Babybrei aus dem Schrank und setzte mich dann auch zu den Beiden. "Willst du ihn füttern?" fragte ich dann vorsichtig, als wir uns bereits unser Brötchen belegten. Marco sah unschlüssig hoch. Ich grinste: "Dabei kannst du nix falsch machen und Nico hast du bestimmt auch schon gefüttert." Er fuhr sich durch die Haare: "Ja schon, aber..." Ich ließ ihn nicht ausreden, sondern schob ihm das Glas rüber und er grinste. Während ich von meinem Brötchen abbiss, beobachtete ich Marco, wie er Vico das erste Löffelchen gab und er grinste. Aufrichtig und glücklich. Während ich die Situation beobachtete, begann es in meinem Herzen zu ziehen. Wir könnten eine kleine glückliche Familie sein. Genau wir könnten. Sind wir aber nicht. "Lea?" Marco holte mich aus den Gedanken und ich musste mich kurz schütteln. "Sorry, was hast du gesagt?", "Ich gefragt, ob du mir mal den Marmelade gibst?" Dabei grinste er wie ein Fuchs. Ich griff zur Mamelade und gab sie ihm. ALs wir fertig gefrühstückt hatten, räumten wir gemeinsam ab und dann schnappten wir uns den Kinderwagen und gingen los zum See. Wir unterhielten uns echt gut. Wir redeten über seine Verletzung, darüber, dass er wieder ins Training eingestiegen ist und über ganz alltägliche Dinge. Am See setzten wir uns auf eine Bank, er nahm Vico aus dem Wagen und nahm ihn auf seinen Schoß. "Sorry, wegen letztem Sonntag." Wow, ich hatte nicht damit gerechnet, dass er es noch einmal ansprach. "Naja, ich hab ja auch nicht gerade toll reagiert.", "Trotzdem, es war scheiße dir schon wieder einen Vorwurf zu machen, wir hatten das ja eigentlich geklärt.", "Aber anscheinend steht es immer noch zwischen uns." Es dauerte eine Zeit, bis er antwortete: "Ja, ich kann das einfach nicht so leicht vergessen." Ich nickte: "Ja, ich weiß." Dann war eine unangenehme Stille zwischen uns. "Wenn ich die Zeit zurück drehen könnte, würde ich es machen." meinte ich dann nur. Marco sah auf den See: "Ja, ich am liebsten auch." Ok, diese Antwort hatte ich nicht erwartet. Am liebsten hätte ich nachgefragt wie er das meinte, aber ich traute mich nicht. Ich merkte, wie mich Marco von der Seite musterte. Mein Herz raste und drohte heraus zu springen "Du machst Scarlett nicht, oder?" Oha, unangenehme Frage. "Wieso?", "Du weißt wieso ich frage. Am Sonntag hast du sie nicht gerade mit offenen Armen empfangen." War das sein scheiß Ernst? Er wollte, dass ich einen auf BFF tue? Lieber hacke ich mir den Arm ab. "Ich finde es einfach so seltsam euch zusammen zu sehen." Als ich bemerkte, was ich gesagt hatte, schob ich sofort aufgeregt nach: "Also versteh mich nicht falsch, ich finde es toll, dass du glücklich bist, aber..." Dann wusste ich nicht mehr, was ich noch sagen sollte. "Ist schon ok." meinte er und redete weiter: "Aber du musst sie an meiner Seite einfach akzeptieren." Ich nickte traurig. "Ich weiß." Die Situation hier fühlte sich einfach total verzwickt an. An sich ist es ja schon komisch sich mit seinem Ex zu treffen, sich dann aber noch regelmäßig mit ihm treffen zu müssen, einen gemeinsamen Sohn zu haben und über seine neue Freundin zu reden, ist noch viel verrückter. "Wir müssen es bald meinen Eltern erzählen. Ich will sie nicht länger anlügen." Meinte er dann. Noch so ein heikles Thema. Ich hatte seine Eltern ein einziges Mal kennen gelernt und das ist jetzt auch schon ewig her. Ich glaube die fallen tot um, wenn sie erfahren, dass Marco Papa ist. "Willst du das vielleicht allein machen? Sie kennen mich ja kaum." Marco streichelte Vico übers Köpchen und überlegte. "Ja, ich denke, dass das vernünftiger wäre." sagte er dann. Ich war erleichtert, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sich seine Eltern sonderlich freuen. "Ach und eins noch, ich werde es den Leuten aus der Mannschaft auch erzählen. Sie sind so etwas wie eine zweite Familie. Außerdem will ich den Kleinen auch mal mit zum Training nehmen und verheimlichen können wir es eh nicht." Ich nickte einfach nur, weil ich es auch gut fand, dass er es der Mannschaft erzählen wollte. "Und sollte die Presse was davon spitz kriegen, werde ich es nicht leugnen, sondern zugeben, dass ich einen Sohn habe." Scharf zog ich die Luft ein. Ist er verrückt? Sofort redete er weiter: "Keine Widerrede. Wenn du willst, wird dein Name nicht erwähnt und von Vico erscheinen natürlich auch keine Bilder." Ich war irgendwie total überfordert, mit dem, was er mir hier grad alles sagte. Ich fühlte mich, als würde mir jemand die Luft abklemmen. "Ich mach so ein Versteckspielen nicht mehr mit. Die Presse geht mein Privatleben nichts an, aber wenn ich mich nicht dazu äußere, zerreißen die sich nur das Maul, daher will ich es dann lieber gleich klarstellen." Ich musste kurz durchatmen. Marco will also in der Öffentlichkeit zugeben, dass er einen Sohn hat. Was hatte ich eigentlich? Es war doch auch ein Zeichen, dass er zu Vico stand. Und das Versteckspielen würde eh nicht gut gehen. Man wird Marco wohl häufiger mit Vico sehen. "Okay." sagte ich dann einfach nur. Wie angeschossen sah mich Marco an: "Was?" Ich musste grinsen: "Ja, es ist okay für mich. Solange kein Bild von Vico irgendwo erscheint, bin ich entspannt." Marco zog die Augenbrauen hoch: "Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.", "Tja, ich bin doch noch für Überraschungen gut." Marco grinste. Es war bereits nach 12, daher musste Marco los. Er wollte ja seine Jungs im Stadion unterstützen. Wieder in der Wohnung war Marcel wieder da, wir aßen zusammen Mittag und schauten dann gemeinsam Fußball, wobei Dortmund zum Glück gewann.

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt