Kapitel 109

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Lea POV

Ich schloss die Tür, legte Vico in seine Sitzschale, mümmelte mich auf dem Sofa ein und begann zu weinen. Ohne Hemmung ließ ich meinen ganzen Gefühlen freien Lauf. Marcos Auftreten gerade hat mich einfach nur verletzt. Was hatte ich mir von der ganzen Situation überhaupt erwartet? Ja, zwischen uns war alles wieder vertrauter und wie früher geworden, aber Marco ist in einer Beziehung. Und hatte ich wirklich geglaubt, dass er sie wegen mir verlässt? Wegen mir, die ihn belogen, betrogen und sein Kind verheimlicht hat? War ich naiv. Schön, jetzt geht er also auf Abstand. Scheiße, warum kann man Gefühle nicht einfach abstellen? Warum muss man sich verlieben? Und dann noch in den Vater meines Kindes, der gleichzeitig auch noch mein Ex ist. Herzlichen Glückwunsch, bescheuerter geht es gar nicht. "Lust mit Leo vorbei zu kommen?" schrieb ich Lisa dann, als ich mich wieder ein wenig gefangen hatte. "Klar gerne, gegen 15 Uhr bei dir?" Gott sei dank kommt sie vorbei. Ich wollte echt nicht allein sein und Marcel und Celine brauchten auch mal Zeit für sich. Gegen 15 Uhr war Lisa dann da. Wir tranken gemeinsam Kaffee und quatschten uns die Probleme von der Seele. Ich erzählte ihr auch die Situation mit Marco vorhin und sie konnte es gar nicht fassen. "Als Scarlett das so brühwarm neulich erzählte, hätte ich sie am liebsten gefragt, ob sie noch durchsieht. Sie hat Marco richtig schön bloß gestellt und wollte dir eins reinwürgen, weil sie gemerkt hat, dass ihr euch wieder super versteht. Berechnendes Biest." Ich grinste, als Lisa ihrer Wut Luft machte. "Naja, mich damit zu treffen, hat sie auf jeden Fall geschafft." Lisa streichelte über meinen Arm: "Ich dachte echt, dass es für dich und Marco ein Comeback gibt." Ich schlug auf meine Oberschenkel: "Tja, das wird wohl nicht passieren.", "Abwarten." meinte Lisa und grinste. Gegen 19 Uhr, nachdem wir noch zusammen gegessen hatten, ging sie dann. Ich ließ eine Wanne ein und ging gemeinsam mit Vico baden. Ich genoss die Zeit mit meinem Engel einfach unheimlich. Er gibt mir immer wieder Kraft, wenn ich am Boden bin, auch wenn ich jedes Mal Marco vor mir sehen, wenn ich Vico anschaue.

"Du gehst ihm aus dem Weg." Ich saß mit Marcel auf seinem Sofa, es war Sonntag und bereits drei Wochen vergangen, seitdem Scarlett die wunderbare Nachricht verkündet hat. "Quatsch." meinte ich giftig und nahm einen Schluck von meinem Bier. Vico war bei Marco und Scarlett. Celine bei ihren Eltern. "Klar. Du bringst teilweise Vico erst hierher, um Marco dann zu sagen, dass du verhindert warst und er ihn von mir abholen soll." Ich schnaufte: "Quatsch, ich habe wirklich immer was zu tun." Auffordernd sah er mich an: "Und heute? Du hast Vico hergebracht, Marco hat ihn abgeholt und jetzt? Genau, bist du wieder hier." Ich verdrehte die Augen und verschränkte meine Arme. Leise blubberte ich: "Er wollte doch selbst auf Abstand gehen." Er sagte nichts, sondern musterte mich nur. "Und was hast du erwartet? Dass ich ihm jammernd hinterher renne? Hallo? Er bekommt mit ihr ein Kind." Marcel stöhnte: "Es macht dich fertig oder?" Traurig sah ich ihn an: "Ich versuche, es nicht an mich ran zu lassen, aber es schmerzt. Es tut einfach nur weh. Es war immer so schön, wenn wir zu dritt waren. Aber das ist jetzt wohl vorbei." Marcel robbte zu mir und zog mich an sich. "Du solltest Mal wieder auf andere Gedanken kommen. Marco ist nicht der einzige Mann auf der Erde." Ich grinste. Ja, da hatte er Recht. Und schockiert musste ich feststellen, dass ich auch schon echt lange keinen Sex mehr hatte. "Lass uns feiern gehen." Irritiert sah ich ihn an: "Jetzt?" Er nickte: "Ja klar." Ich lachte und schüttelte den Kopf: "Es ist Sonntag." Er zuckte mit den Schultern: "Na und, du musst morgen eh nicht los und ich kann mir meine Arbeit selbst einteilen." Ja, das stimmte schon, aber trotzdem schüttelte ich den Kopf: "Ne, lass mal. Ich bin 24 Jahre alt und habe einen Sohn. Ich glaube da sind One-Night-Stands und Saufereien auf einen Sonntag nicht so angebracht.", "Nur weil du jetzt Mutter bist, darfst du keinen Spaß mehr haben?" Ich zuckte mit den Schultern: "Fühlt sich halt nicht richtig an." Marcel trank von seinem Bier und meinte dann: "Ist eh wegen Marco." Ich wollte schon etwas sagen, doch dann blieb ich einfach ruhig.

"BVB, B....V.....B, komm schon, bitte sag es. BVB." Diese Szene gucke ich mir jetzt schon gefühlt seit 2h an. Marco war heute ausnahmsweise Mal bei mir. Es fühlte sich seltsam an, weil ich merke, wie er auf Abstand geht. "Marco, er wird das schon noch früh genug sagen." Marco versucht hier schon seit Ewigkeiten Vico dazu zu bekommen, BVB zu sagen. Seit einigen Wochen brabbelt er vor sich hin und wir warten sehnlichst auf sein erstes Wort und natürlich will sein Papa, dass das BVB ist. Marco stöhnte, legte Vico wieder in seine Schale und setzte sich mir gegenüber auf das Sofa. "Wie gehts Scarlett?" Keine Ahnung, warum ich das fragte. Es kam einfach aus meinem Mund raus. Überrascht sah mich Marco an und dann sofort wieder auf den Boden. Man, war das kompliziert zwischen uns. "Gut soweit, danke.", "Ich hab neulich Bilder von ihr bei einem Shooting am Strand gesehen. Man sieht ja ihren Bauch noch gar nicht." Ich habe neulich ihren Instagram-Account gestalkt und bin da auf die Bilder gestoßen. Inzwischen müsste sie ja schon im dritten Monat sein und da müsste man einen Bauch sehen. "Naja sie ist in der 11. Woche und sie meinte da sieht man noch nichts." Vielsagend nickte ich. Kann schon sein, dass man bei einigen noch nichts sieht, aber trotzdem komisch, dass sie noch komplett unverändert aussieht. "Wieso fragst du?" kam es dann von Marco. Ich zuckte die Schultern: "Nur so." Leicht vorwurfsvoll sah er mich an: "Willst du damit irgendwas andeuten?" Ich schnaufte. "Ich will hier gar nichts andeuten, es war eine ganz normale Frage." Marco lachte auf: "Ja, ist klar." Ich schüttelte den Kopf: "Lass gut sein, Marco." Angespannter ging es nicht. "Papa" Geschockte sahen wir uns beide an, sprangen auf und hockten uns vor Vico. Grinsend sahen wir uns an. "Hast du das auch gehört?" fragte Marco total aufgeregt. Ich nickte. "Sein erstes Wort war Papa." Ich hatte echt Angst, dass Marco neben mir hyperventiliert. Sofort kramte er sein Handy raus. Ich wollte nicht auf sein Handy gucken, aber als er Whatsapp öffnete, sah ich seine letzte Nachricht an Scarlett: "Denke das hier bei Schmelle dauert noch ein bisschen, geh..." mehr wurde ja nicht angezeigt. Er hat Scarelett gesagt, dass er bei Schmelle ist? Dreht sie jetzt schon durch, wenn Marco zu seinem Sohn fährt? Irgendwie war ich gerade echt irritiert von der Nachricht und verlesen hatte ich mich definitiv nicht. Jetzt hatte Marco die Gruppe mit seinen Jungs geöffnet. "Komm schon Vico, sag es nochmal." Ich lachte wieder los. Natürlich wollte Marco damit angeben. "Ich glaub nicht, dass er das jetzt in Dauerschleife sagt." Jetzt lachte auch Marco, steckte sein Handy ein und nahm Vico auf den Arm, um sich wieder mit ihm auf den Sessel zu setzten. "Hast du gut gemacht mein Sohn." Wieder musste ich auflachen: "Nun bild dir mal nicht zu viel ein." Provozierend sah er mich an: "Darf ich bemerken, dass sein erstes Wort Papa und nicht Mama war?" Wir lachten beide und es fühlte sich wieder so unbefangen an. "An deiner Stelle würde ich mir ja Sorgen machen." schob Marco noch nach. Ich lachte herzhaft auf: "Du Spinner." Er grinste nur mit seinem typischen Grinsen. "Ich will langsam wieder arbeiten." bemerkte ich dann irgendwann nebenbei. Marco sah mich aufmerksam an: "Denkst du nicht, dass das noch zu früh ist?" Inzwischen stand jeweils eine Tasse Kaffee vor uns. "Nein, Vico ist jetzt 9 Monate alt, ich muss ja erstmal Bewerbungen schreiben und irgendwo angenommen werden. Dann ist Vico auf jeden Fall alt genug, um in einen Kindergarten zu gehen." Marco hantiert nebenbei mit Vico umher, was schon wieder total süß ist. "Ja, ich kann dich verstehen." Er wartete kurz und fuhr dann leicht stotternd fort: "Ich hoffe du weißt, dass ich dich unterstütze." Naja, zur Zeit war ich mir da nicht so sicher. Er hatte mir zwar angeboten, mir bei der Jobsuche zu helfen, aber ich wusste nicht, ob das aktuell noch so war. "Dein Angebot mir bei der Jobsuche zu helfen, steht noch?" vergewisserte ich mich. Schockiert sah er mich an: "Ja, na klar. Wieso denn nicht?" Ich wollte ihm hier keine Szene machen, daher zuckte ich nur mit den Schultern. "Natürlich helfe ich dir." Ich lächelte leicht: "Danke." Er nickte und überlegte dann kurz: "Weißt du schon, wo du dich überall bewerben willst?" Ich hatte in letzter Zeit schon im Internet recherchiert und einiges raus gesucht, was ich ihm jetzt auch mitteilte. Er hörte aufmerksam zu und fand meine Ideen super. "Ok, hört sich alles super an. Ich mache dir jetzt einen Vorschlag und bitte dreh nicht durch." Ich sah ihn stirnrunzelnd an. Was kommt denn jetzt? "Als ich dir damals den Vorschlag gemacht habe, bist du an die Decke gegangen, deswegen schieb ich das vorneweg." Ich nickte und wollte endlich wissen, was er vorschlagen wollte. "Also, ich würde mich Mal umhören, ob du bei uns als Ernährungsberaterin anfangen könntest, wenn es dir recht ist." Ich verstand noch nicht ganz und das schien auch Marco zu sehen. Er lachte: "Bei uns= beim BVB." Jetzt lachte auch ich. Oh Gott, habe ich gerade auf der Leitung gestanden. "Ja, das wäre nett." Leicht geschockt sah er mich an: "Oh, damit hatte ich nicht gerechnet.", "Hat sich einiges geändert zu damals." Er nickte etwas traurig. Ich lockerte die Situation etwas auf: "Ja, also das wäre nett, wenn du mal fragen könntest." Er nickte: "Mache ich. Das positive daran wäre auch noch, dass wir sogar einen internen Kindergarten haben." Anerkennend sah ich ihn an: "Boa, das wäre ja super. 2 Fliegen mit einer Klappe." Wir sahen uns an und lächelten einfach nur. Mal sehen, was das mit der Jobsuche noch wird und wollte ich das eigentlich? Wollte ich beim BVB arbeiten? Und somit fast jeden Tag Marco sehen? Dann wird das mit auf Abstand gehen eher schlecht.

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt