Kapitel 10

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Als ich zuhause ankam, ging ich zum Kühlschrank und holte mir ein Bier. Das musste jetzt einfach sein. Nach einer Zeit griff ich dann zu meinem Handy und erzählte Celine alles, die auch total schockiert war. Wir telefonierten noch bis 1 Uhr, bis ich dann endlich todmüde von dem Tag einschlafen konnte. Am Samstag wachte ich bereits um 8 Uhr auf, ging duschen und machte mich fertig. Essen konnte ich nichts. Als ich vor Marcels Zimmer stand, schlotterten meine Knie. Ich hatte ihn ja noch nicht gesehen. Noch einmal tief durchatmen und dann betrat ich den Raum. Langsam schritt ich in Richtung seines Bettes. Es war relativ dunkel, aber ich konnte sein blasses Gesicht sehen. Überall hingen Schläuche an seinem Körper. Hätte ich etwas gegessen, müsste ich mich jetzt übergeben. Als ich dann an seinem Bett stand, musterte ich ihn ganz genau. Ich erkannte ihn fast gar nicht mehr. Automatisch griff ich nach seiner Hand. Nach einer Zeit ließ ich mich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand, sinken. "Komm zurück." Flüsterte ich in den Raum und kam mir sofort blöd dabei vor. Man sagt ja immer, dass die Leute im Koma alles verstehen können, trotzdem kam ich mir dabei blöd vor. Die ersten Stunden vergingen sehr träge, doch dann überwand ich mich und begann Marcel von mir und meinem Leben zu erzählen. Ich spielte ihm meine Lieblingslieder vor und Lieder, mit denen ich etwas verband. Ich suchte im Internet Artikel, die ihn interessieren könnten und las auch diese vor. Nach einer Zeit musste ich eingeschlafen sein, denn ich wurde durch ein sanftes Rütteln geweckt. Verschlafen musste ich mich erstmal orientieren und sah dann einen Liam, der mich versuchte ehrlich anzulächeln. Ich rieb mir die Augen und streckte mich. "Danke, dass du hier bist. Wenn du willst löse ich dich ab." Ich schüttelte den Kopf: "Nein, ich bleibe noch." Er nickte und sah dann Marcel an: "Das ist nicht Marcel." meinte er nur gedankenverloren und ich stimmte ihm zu. "Ich kann nicht noch einen Freund bei einem Unfall verlieren." Sofort schossen ihm Tränen in die Augen und plötzlich fiel es mir wieder ein. Er hatte das ganze schon Mal durchgemacht. Genau das gleiche ist mit Isa auch passiert. Ich griff über das Bett nach seiner Hand um ihm Mut zu geben. Total fertig sah er mich an: "Ich vermisse sie so sehr. Sie fehlt in meinem Leben." Ja, das konnte ich verstehen. Der beste Freund oder die beste Freundin sind ein Bestandteil des Lebens, die Familie, die man sich selber aussucht. "Marcel schafft das. Er lässt uns nicht allein." Liam konnte sogar ein wenig lachen: "Will ich für ihn hoffen." Auch ich musste ein wenig grinsen. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es Liam gehen würde, wenn Marcel das hier... Nein, weiter darf ich nicht denken. Er schafft das. Liam erzählte mir eine ganze Menge über Marcel, die ich noch nicht wusste und ich hörte interessiert zu. Natürlich kam er so auch ab und an auf Marco zu sprechen. Es hörte sich so an, als wäre Marco wirklich extrem wichtig für Marcel. Im Gegenzug erzählte ich Liam auch viel über mich und wir verstanden uns wirklich gut. Gegen 16 Uhr kam auch der Rest der Crew. Sie blieben gut eine Stunde und fuhren dann wieder. "Ist es ok, wenn ich dich wieder allein lasse? Ich habe noch eine Wohnungsbesichtigung, ging leider nicht anders." Ich nickte: "Klar, kein Problem." Als er dann weg war, spielte ich eine Zeit mit meinem Handy und schrieb nebenbei mit Celine, die sich auch nach Marcels Zustand erkundigte. Ich weiß nicht wie spät es war, aber als ich wach gemacht wurde, war es schon hell. Ich brauchte ewig eher ich zu mir kam und mir taten sämtliche Knochen weh, da ich auf diesem harten Stuhl geschlafen hatte. Marco stand neben mir und sah mich besorgt an: "Warst du die ganze Nacht hier?" Verschlafen nickte ich. Ich musste schrecklich aussehen, so wie ich mich fühlte. "Hast du überhaupt mal was gegessen oder getrunken?" Ich schien wohl noch schlimmer auszusehen, als ich dachte. Als ich über seine Frage nachdachte, musste ich schockiert feststellen, dass ich wirklich seit Freitag, seit dem Anruf von Marco nichts mehr gegessen und gestern hier im Krankenhaus auch nichts mehr getrunken hatte. Sofort verließ Marco wieder das Zimmer und kam kurze Zeit später mit einer Wasserflasche wieder: "Hier, du musst was trinken." Gierig trank ich die halbe Flasche leer und jetzt meldete sich auch mein Bauch. Gott war das peinlich. "Lea, ich finde es toll, dass du hier gestern und die ganze Nacht bei ihm warst, aber du musst dich auch um dich kümmern." Oh, jetzt kam der lieber Herr mit seinen Ratschlägen. Die kann er auch für sich behalten. "Ich weiß schon, was mein Körper braucht." Marco sagte nicht, aber dachte sich wohl seinen Teil. Nach einer kurzen Zeit des Schweigens stand er auf und kam zu mir rum: "Los, ich fahr dich nach Hause." Angewidert sah ich ihn an: "Ich will nicht nach Hause." Er schüttelte den Kopf: "Du musst was essen, duschen und mal ordentlich schlafen.", "Und was ist mit Marcel?", "Ich bin doch jetzt hier und Robin kommt nachher auch." Ich wog gedanklich die Dinge, die dafür und die dagegen sprachen nach Hause zu fahren und entschied dann: "Gut, aber ich fahr selbst." Entgeistert sah er mich wieder an: "DU bist total fertig, ich lass dich nicht allein fahren." Schwer atmete ich und sah ihn vorwurfsvoll an: "Es ist mein Leben und ich entscheide, was ich mache." Jetzt schmiss er wieder die Arme von sich: "Wenn du meinst." Ich nickte und verließ dann den Raum. Mist, mein Körper wehrte sich sogar dagegen einfach nur den Flur entlang zu gehen. Ich fühlte mich schwach wie schon lang nicht mehr. Am Auto angekommen war ich wirklich total außer Puste. Vielleicht hätte ich doch auf Marco hören sollen. Nein, ich schaffe das. 

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt