Kapitel 68

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Erst traute ich mich nicht ihn anzusehen, doch dann wagte ich einen Blick. Er sah mich noch verzweifelter an und er tat mir unheimlich leid. "Wieso sagst du mir jetzt sowas? Jetzt wo ich gelernt habe, ohne dich klarzukommen?" Es zerriss mir fast das Herz, wie er vor mir saß. Alle Gefühle kamen wieder in mir hoch. Alles, was ich je für Marco empfunden habe. Wir waren völlig vom Thema abgedriftet, aber auch das wollte ich los werden: "Weil ich dich vermisse. Ich weiß, es ist jetzt extrem scheiße von mir, nach 8 Monaten anzukommen und rumzuheulen, dass ich dich vermisse, aber das ist die Wahrheit und die bin ich dir schuldig." Unerwartet stand er auf und verließ den Raum. Ich hörte, dass er in der Küche war. Mit einem Bier kam er zurück und nahm einen großen Schluck. Er schloss kurz die Augen und sah mich wieder an: "Weißt du wie schwer die erste Zeit für mich war? Du hast mich einfach vor vollendete Tatsachen gestellt und jetzt kommst du hier an und sagst, dass du mich vermisst?" Auch ich legte jetzt meine Hände vor mein Gesicht. Verdammt, war das kompliziert. "Ok, dann vergiss einfach, dass ich dich vermisse. Du bist jetzt glücklich." Ironisch grinsend sah er mich an: "Glücklich? Verdammt Lea, du stellst gerade zum zweiten Mal mein ganzes Leben auf den Kopf. Ich bin gerade alles andere als glücklich." Wir schwiegen wieder Beide. "Wie heißt er?" Unterbrach Marco unsere Stille und ich sah ihn irritiert an. "Wie heißt wer?" hakte ich nach, doch als er mich vorwurfsvoll ansah, wusste ich worauf er hinaus wollte. Ich grinste als ich an den Kleinen dachte: "Vico." Marco überlegte kurz und flüsterte dann: "Schöner Name." Ich beobachtete Marco und sah, dass er total überfordert war. Plötzlich drehte er sich wieder zu mir und vergewisserte sich: "Ich bin also Vater?" Und das war der Moment, jetzt musste die ganze Wahrheit raus. Das war ich ihm schuldig. Ich atmete tief durch, sah auf meine Hände um Mut zu sammeln und dann wieder zu ihm: "Ich bin mir nicht sicher." Marcos bisherigen Gesichtsausdrücke waren nichts gegen den jetzt. Ich sah einfach nur Leere und Enttäuschung. Wieder stand er auf, stellte sich hinter die Sofalehne, hielt sich an dieser fest und sah zu Boden. Ich konnte sehen wie sein Kiefer arbeitete und wie sauer er war. Gleich würde er explodieren. "Das meinst du jetzt nicht Ernst oder?" fragte er nur und ich sah wie er mit sich kämpfte. Ich sagte nichts, sondern zog nur meine Beine an mich und konnte ihn nicht mehr ansehen. Jetzt schrie er los: "Verdammt Lea, mach den Mund auf. Du hast lang genug geschwiegen und mich verarscht." Ich war mehr als eingeschüchtert. Um ihn nicht noch rasender zu machen, sagte ich es dann: "Ich hatte genau vor 11 Monaten was mit einem anderen. Und ich weiß nicht, wer von euch der Vater ist." Er nahm seine Bierflasche und schmetterte sie auf den Boden. So außer Kontrolle hatte ich ihn noch nie gesehen. Jetzt konnte ich mich nicht mehr beherrschen und begann zu weinen. Es war einfach alles so unendlich aussichtslos zur Zeit. "Marco sag was." flehte ich ihn an. Ruckartig drehte er sich um und purer Hass sah mich an: "Ich sag dir jetzt Mal die Meinung. Kannst du dich noch an die Anfangszeit erinnern? Du wolltest nichts von mir wissen, weil du mich in eine Schublade zu anderen Fußballer gesteckt hast. Immer wieder hast du an meinem Job und meinem vielen Geld rum gemeckert. Immer wieder warst du misstrauisch. Und ich? Ich war so fasziniert von dir, dass ich mir für dich den Arsch aufgerissen habe. Ich habe für dich Sachen gemacht, die ich noch nie für eine Frau gemacht habe und ich habe dich abgöttisch geliebt. Und genau jetzt frage ich mich, wie bescheuert ich eigentlich war. Du dachtest ich würde dich ausnutzen. Aber letztendlich hast DU mich ausgenutzt. Ich dachte du empfindest auch was für mich. Aber nein, ich war dir wohl nicht genug. Du musstest dich ja von einem anderen vögeln lassen. Hatte ich zu wenig Geld? War ich nicht gut genug im Bett?" Diese Ansage hat gesessen und ich weinte einfach nur. Scheiße tat das weh. Ich wollte nicht mehr. Ich konnte nicht mehr. "Marco, meine Gefühle waren echt und..." Er ließ mich nicht weiter reden: "Ach hör doch auf. Du bist alt genug und wusstest, was du machst." ich sagte einfach nichts mehr, sondern ließ das Elend über mich ergehen. "Wer war es?" herrschte er mich plötzlich an. Es war so klar, dass er das wissen wollte. Und das schlimme war, dass ich es ihm sagen musste. Ich hatte keine Wahl. "Lea, wer war es?" Er wurde wieder richtig wütend. "Moritz." flüsterte ich kaum hörbar, doch er verstand es. Jetzt starrte er mich nur noch an und ich sah Abschaum in seinem Gesicht. Er ekelte sich einfach nur vor mir. "Raus." sagte er dann ohne jegliche Betonung. Als ich nicht aufstand, fing er an zu schreien: "RAUS!" So schnell wie möglich schnappte ich meine Tasche und rannte aus dem Haus, ab zu meinem Auto und fuhr mit quietschenden Reifen los.

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt