Kapitel 88

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Erschrocken sah ich ihn an. Was hatte er da gerade gesagt? Er will, dass wir nach Dortmund kommen? Mein Herz raste, da ich meine Gedanken nicht ordnen konnte und ich nicht begriff, was er damit meinte. Nachdem ich nichts gesagt hatte, fuhr Marco fort: "Du weißt, wie schwer es mit meinem Beruf ist, Freunde und Familie zu sehen." Ich nickte. Ja, das wusste ich noch aus unserer gemeinsamen Zeit und auch der Gedanken an diese gemeinsame Zeit verursachte ein Ziehen in meinem Herzen. "Ich will zu Vico stehen. Ich will sehen, wie mein Sohn groß wird. Wie er das erste Mal 'Papa' sagte, wie er laufen lernt. All diese Sachen will ich nicht verpassen." Ungläubig sah ich Marco an. Nie hätte ich mit so einer Einstellung von ihm gerechnet. Ich hatte ja sogar Angst, dass er Vico gar nicht sehen will. Ich war total perplex. Heute morgen schreibt er mir aus heiterem Himmel, dass er hier in Berlin auftaucht. Ich rechne nur mit dem schlimmsten und dann entwickelt sich die ganze Sache so. Das ist mir nicht geheuer. Meine Gedanken werden durch Marco wieder unterbrochen: "Und deshalb will ich Vico in meiner Nähe haben. In Dortmund." Ich konnte immer noch nichts sagen. Ich starrte ihn einfach nur an. "Lea?" fragte er dann unsicher. Ich blinzelte schnell und schüttelte mich kurz. "Ich weiß nicht." Das war das Einzige, was ich sagen konnte. Ich hatte mir hier in Berlin mein neues Leben aufgebaut. Einen Job, eine Wohnung, neuer Freundeskreis. Und jetzt sollte ich wieder zurück nach Dortmund? "Du bist doch damals nur wegen mir abgehauen, bzw. anscheindend wegen dem Jobangebot. Jetzt bist du doch eh 1 Jahr erstmal in Elternzeit und in dem Jahr finden wir hundertprozentig einen Job für dich in Dortmund. Ich unterstütze euch, wo ich nur kann. Ich will, dass es euch gut geht. Die ganzen Leute in Dortmund vermissen dich doch auch. Marcel ist auch da und..." Dann schnitt ich ihm das Wort ab: "Marco, warum machst du das alles?" Ich musste das fragen, denn für mich war das vollkommen unverständlich. Ich fuhr fort: "Du solltest mich hassen. Ich habe dich betrogen, belogen und dir dein Kind verheimlicht. Ich bin einfach abgehauen und habe dich allein gelassen, ohne mich zu erklären. Ich habe dich verletzt." Ich atmete kurz durch, um weiter zu machen: "Außerdem hast du Scarlett in deinem Leben und die wird bestimmt nicht begeistert sein, wenn ich als deine Ex ständig mit deinem Sohn bei dir rum hocke." Während ich mich von meinen Sorgen befreite, sah Marco nur auf das Kissen, das sich am anderen Ende der Couch befand. Endlich sah er mich an und das brachte mein Herz sofort wieder zum Rasen. "Weil ich merke, dass dir die ganze Scheiße Leid tut. Als ich mich heute morgen ins Auto gesetzt habe und hier her gekommen bin, war ich mir nicht sicher, wie das ganze endet. So wie es in letzter Zeit zwischen uns gelaufen ist, hätte es auch Tote geben können." Ich musste leicht auflachen, aber es stimmte. Ich hatte ja auch nicht an so ein Gespräch geglaubt. "Aber was bringt es mir, wenn ich jetzt ewig sauer auf dich bin? Das war ich lange genug. Und außerdem will ich, dass es meinem Sohn an nichts fehlt und dafür muss es auch seiner Mutter gut gehen." Wow. Was für Worte aus dem Mund von Marco Reus. Ich war überwältigt. Dieser Mann beeindruckt mich immer wieder aufs Neue.


Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt