Kapitel 102

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Mehr hörte ich gar nicht, sondern hatte schon aufgelegt. Ich schnappte mir die Sachen, die gerade in der Nähe lagen, schnappte mir meinen Autoschlüssel und fuhr los. Mir war es vollkommend egal, ob irgendwo ein Blitzer stand oder nicht. Ich musste zu meinem Sohn. Als ich am Krankenhaus ankam, hatte ich schon eine Nachricht von Marco auf dem Handy. Er schrieb, dass sie in der Notaufnahme waren. Mein Herz raste. Ich lief die Flure entlang und als ich um die letzte Ecke bog, sah ich auch schon Marco. Als er mich erblickte, stand er sofort auf. Ich lief ihm in die Arme und krallte mich an ihm fest. Es tat einfach so gut seine starken Arme um mich zu fühlen. Er gab mir Halt. Als wir uns voneinander lösten, nahm Marco meine Hände und sah mir tief in die Augen. "Was ist passiert?" meinte ich kaum hörbar. Er atmete tief durch und atwortete dann: "Ich weiß es auch nicht so genau. Er wollte abends seinen Brei nicht, aber da habe ich mir noch keine Sorgen gemacht. Als ich ihn dann ins Bett gebracht habe, war er schon total quengelich, ist dann aber eingeschlafen. Naja und dann mitten in der Nacht hat er total angefangen zu schreien und als ich ihn dann raus heben wollte, hat er richtig geglüht." Ich hörte ihm aufmerksam zu und meine Sorgen um meinen Sohn wurden immer größer. "Es tut mir leid." meinte Marco dann noch kleinlaut. Ich zog ihn wieder in eine Umarmung: "Hör auf dich zu entschuldigen. Du kannst doch da nichts für." Er nickte. Plötzlich nahm ich ein räuspern hinter uns wahr: "Ich geh mal Kaffee holen." Oh, Scarlett war auch hier. Ich hatte sie noch gar nicht wahrgenommen. Irgendwie tat sie mir jetzt ein wenig leid, weil das zwischen Marco und mir hier auch gerade sehr vertraut war. Nachdem wir alle unseren Kaffee getrunken hatten, kam ein Arzt zu uns. "Frau Rudow? Herr Reus? Kommen sie bitte mit mir in mein Zimmer?" Sofort sprangen wir auf und liefen mit ins Zimmer. Scarlett ließen wir dort sitzen. Als wir gemeinsam vor dem Arzt saßen, fragte ich sofort: "Wie geht es unserem Sohn?" Ich merkte wie Marco nach meiner Hand griff und sie festhielt. "Also, ihr Sohn ist sehr stark. Wir haben ihn jetzt untersucht und er war wirklich sehr still und hat alles super mitgemacht." Ich nickte, ja unser Sohn war tapfer. "Er hat eine Lungenentzündung, was bei Kleinkindern oft gefährlich ist. Daher müssen wir ihn für einige Tage hier behalten." Ich atmete tief durch. Lungenentzündung also. "Kann ich bei ihm bleiben?" Der Arzt nickte sofort: "Das dachte ich mir schon, daher habe ich hier einen Antrag für ein Mutter-Kind-Zimmer." Er drückte mir einen Stift und den ANtrag in die Hand. Als ich anfangen wollte, zitterte ich so stark, dass ich einfach nicht schreiben konnte. Marco griff nach meiner Hand: "Alles ist gut, lass mich das machen." Ich lächelte Marco dankend an. Er füllte den Antrag aus und gab ihn dem Arzt zurück. "Machen sie sich keine Sorgen. Ihr Sohn schafft das."

Um halb 5 waren wir dann endlich auf dem Zimmer. Das mit dem Mutter-Kind-Zimmer hat reibungslos geklappt. Scarlett war inzwischen auch wieder bei uns. Marco ging zu diesem "Glasbettchen", in dem Vico lag. "Irgendwie seltsam, ihn da so zu sehen mit den ganzen Schläuchen." meinte Marco nachdenklich. Scarlett ging zu ihm und legte ihm ihre Hand fürsorglich auf den Rücken. Dieser Anblick schmerze unheimlich, auch wenn er nicht schmerzen sollte. "Ihr könnt ruhig gehen." meinte ich dann, auch wenn ich Marco gern noch etwas hier hätte. "Sicher?" meinte er, als er sich umgedreht hatte. Scarlett pflichtete mir bei: "Du hast am Nachmittag Krafttraining, lass uns gehen." Er nickte. Dann kam er zu mir und umarmte mich noch einmal eng. "Ich komme nach dem Training sofort hier her. Meld dich, wenn was ist." Ich nickte. Die Beiden gingen Richtung Tür. Bevor sie das Zimmer verließen, machte ich mich noch Mal bemerkbar: "Marco?" Ruckartig drehte er sich wieder um. "Kannst du vielleicht zu mir fahren und mir ein paar Sachen mitbringen?" Sofort nickte er: "Ja, klar." Keine Ahnung, warum ich gerade ihn fragte. Ich hätte genauso gut Marcel oder Celine fragen können. Aber nein, ich fragte ihn. Ich warf ihm meinen Haustürschlüssel zu und dann waren sie weg. Ich ging noch kurz zu Vico, der aber seelenruhig schlief. Was war das bloß für eine Nacht. Der kleine Racker hält uns ganz schön auf trapp. Hoffentlich ist er bald wieder fit.

Gegen 9 Uhr war ich schon wieder wach, weil für Vico die verschiedensten Untersuchungen anstanden. Ich durfte zu keiner einzigen mit. In der Zeit hüpfte ich unter die Dusche und machte mich, so gut es ging, frisch. Erst jetzt merkte ich, was für Sachen ich mir raus gesucht hatte. Ich trug eine grüne Jogginghose, ein blau weiß gestreiftes Top und darüber eine violett gestreifte Bluse. Halleluja, sehe ich beschissen aus. Aber das war mir in der Nacht egal.

Gegen 13 Uhr klopfte es vorsichtig an der Tür. Als die Tür sich öffnete, kamen Celine und Marcel zum Vorschein. "Bist du bescheuert? Warum meldest du dich nicht?" schrie mich Celine förmlich an, als sie auf mich zustürmte und mich fest umarmte. Auch Marcel kam hinterher und nahm mich fest in den Arm, als Celine mich losgelassen hatte. Danach gingen sie sofort zu Vico an das Glasbettchen und sahen ihn besorgt an. "Wie geht es unserem kleinem Schatz?" fragte Celine besorgt und wir sahen ihn alle drei an. "Den Umständen entsprechend gut. Er ist sehr tapfer. Hat eine Lungenentzündung und..." Weiter kam ich nicht, denn Celine redete dazwischen: "Ja, hat Marco schon erzählt. Meine Nichte hatte das auch mal. Damit ist nicht zu scherzen." Ich nickte zustimmend. Wir blieben noch im Zimmer, bis Vico wieder zu einer Untersuchung musste. Dann gingen wir zu dritt in die tolle Cafeteria und tranken genüsslich einen Kaffee, der zu meiner Überraschung echt gut schmeckte. "Wie siehst du überhaupt aus?" meinte dann Celine grinsend. Ich schaute an mir runter und grinste auch: "Ich hatte andere Sorgen, als mir das perfekte Outfit zu suchen." Wir grinsten alle und Celine nahm aufmunternd meine Hand: "Ja, das glaube ich." Nach einer kurzen Zeit der Stille fragte Celine dann: "Sollen wir dir frische Sachen vorbei bringen?" Ich schüttelte den Kopf während ich einen Schluck trank: "Marco bringt mir nachher welche mit." Celine zog sofort eine Augenbraue hoch: "Marco?" Trotzig nickte ich: "Ja Marco, ein Problem damit?" Marcel schaltete sich ein: "Ich geh mal kurz telefonieren." Er wusste, wann er uns Zeit zu zweit geben musste. Klar, er war auch mein bester Freund, aber wenn das Thema Marco aufkam, wurd es immer ein bisschen verzwickt, weil er ja auch Marcos bester Freund war. "Warum hast du uns nicht gesagt, dass wir dir Sachen mitbringen sollen?" holte mich Celine aus dem Schlaf und ich verdrehte genervt die Augen: "Boa, keine Ahnung, aber es ist doch wohl nicht schlimm, dass er mir Sachen vorbei bringt." Celine stöhnte und griff wieder nach meiner Hand: "Ich weiß, dass er der Vater von deinem Kind ist, aber bitte mach dir keine Hoffnungen.", "Was für Hoffnungen?", "Mach mir nichts vor. Ich weiß, dass du noch Gefühle für ihn hast." Traurig sah ich meine Tasse an und fesselte mich an dieser fest. "Warum bin ich nur nach Berlin gegangen?" meinte ich dann verzweifelt. "Oh nein, nicht schon wieder." meinte Celine leicht genervt und fuhr fort: "Es war deine Entscheidung und jetzt steh verdammt noch mal endlich dazu und heul nicht rum. Es gibt noch andere Männer, außer Marco." Beschämt nickte ich nur. Diese Unterhaltung führten Celine und ich zum gefühlt tausendsten Mal. "Er hat ja eh Scarlett.", "Ach, als wenn die zu ihm passt." Ich musste grinsen. Beste Freunde hassen automatisch die Person, die man selber hasst. "So Schluss jetzt. Marco ist einfach tabu, ok?" meinte Celine dann zum Abschluss und ich nickte. "Ich hab dich lieb, das weiß du oder?" fragte sie vorsichtig und ich nickte, wonach ich sie sofort in eine Umarmung zog.


Tut mir leid, dass so lange nichts mehr kam :(

Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt