Am nächsten Morgen fuhr ich gegen 10 Uhr direkt zu Marcel. Ich war immer noch total perplex. Scarlett und ich hatte nie über Kinder geredet. Ich hatte noch nicht mal im Traum daran gedacht jetzt mit ihr ein Kind zu bekommen und dann stellt sie sich einfach vor meinen Freunden hin und verkündet es brühwarm. Ich dachte echt ich bin bei der versteckten Kamera. Wie kann das überhaupt sein? Sie nimmt doch die Pille. Jetzt werde ich also noch Mal Vater. "Hey, komm rein." begrüßte mich Marcel per Handschlag. Der Kaffee stand schon auf dem Tisch. "Wo sind Celine und Vico?" fragte ich als erstes. Marcel rührte in seiner Tasse umher: "Grad los zu Lea." ich nickte. Dann war Stille zwischen uns. Keine Ahnung wie ich anfangen sollte. "Wie gehts dir?" fragte Marcel dann besorgt. Ich zuckte mit den Schultern. "Fühlt sich alles so surreal an." Marcel nickte: "Ja, geht mir auch so. Ich nehme an, es war nicht geplant?" Ich lachte auf und verschränkte die Arme: "Ne, definitiv nicht. Wir haben noch nie über Kinder gesprochen.", "Wie ist das dann überhaupt passiert? Wenn es nicht geplant war, habt ihr ja logischerweise auch verhütet." Ich nickte: "Sie nimmt ja auch die Pille, aber die hat dann wohl nicht gewirkt." Marcel nickte vielsagend. "Weißt du was das schlimmste war?" wendete ich mich dann an meinen besten Freund. Fragend sah er mich an und ich fuhr fort: "Leas Reaktion. Mir tat das so unglaublich leid." Marcel nickte, sagte aber nichts weiter. Nach einer Zeit sah er mich dann ausdruckslos an: "Marco? Ist da wieder mehr von deiner Seite aus?" Ich wusste, dass er diese Frage irgendwann stellen würde. Seinem Blick hielt ich nicht stand, sondern schaute auf meine Finger. Ich zuckte mit den Schultern: "Ich hätte nie gedacht, dass ich das, was sie mir angetan hat, ansatzweise vergessen könnte. Als sie wieder nach Dortmund gekommen ist, hat es einfach jedes verdammte Mal geschmerzt, wenn ich sie gesehen habe. Jedes Mal kam dieses Bild von ihr und Moritz in mein Gehirn. Aber seit einigen Wochen fühlt es sich einfach wieder so vertraut und einfach wunderschön an, wenn wir zusammen sind." Marcel nickte: "Das hat man die letzten Wochen auch gemerkt." Ich war gerade einfach nur verzweifelt. Ich fühlte mich wie in einer Zwickmühle. "Ich bin nicht bereit für dieses Kind." Marcel sah mich mitfühlend an: "Das Kind kann nichts für die Situation." Ja, ich wusste, dass er recht hatte. "Das zwischen dir und Scarlett... Naja also... Man keine Ahnung wie ich das fragen soll... Also... Ist das... Ist das echt oder war sie nur ein Lückenfpüller für Lea?" Ich hatte Marcel selten so stottern sehen. Wir redeten fast nie über mich und Scarlett und er hatte mit ihr nicht ansatzweise so viel zu tun wie damals mit Lea. "Sie hat mich einfach aus diesem schwarzen Loch gezogen, als es mir so richtig dreckig ging und dafür bin ich ihr extrem dankbar, aber ich weiß einfach nicht, ob ich jemals wieder so für eine Frau empfinden kann, wie ich es für Lea getan habe." Marcel nickte wieder nur, aber gerade war es auch nicht nötig etwas zu sagen. "Ich muss mit Lea reden." stellte ich dann nur fest. Ich verließ schnellmöglich die Wohnung und hatte dabei schon Whatsapp geöffnet: "Ich muss mit dir reden. Bin in 10 Minuten bei dir." Ich steckte mein Handy ein und machte mich auf den Weg zu ihrer Wohnung. Als ich dort ankam, stand Marcels Auto vor der Tür. Stimmt, Celine war ja hier. Ich drückte die Klingel. Es dauerte nicht lange und mir wurde die Tür geöffnet. Ich lief das Treppenhaus hinauf und da standen die drei schon. Celine hatte schon Jacke und Schuhe an. Sie wollte also gehen. Celine verabschiedete sich von Vico und Lea. Dann wendete sie sich nur an mich und nickte mir aufmunternd zu. "Hey." sagte sie nur kleinlaut. "Hey." gab ich nur zurück. Gott, war das hier unangenehm. Ich zog Schuhe und Jacke aus und dann gingen wir gemeinsam ins Wohnzimmer. Sie setzte Vico auf ihren Schoß und dann starrten wir uns an. Ich musste jetzt etwas sagen, sonst wird das hier noch seltsamer: "Ich wusste nichts von dem Kind." Sie sah mich kurz an, richtete ihre Aufmerksamkeit dann aber auf Vico. "Ich weiß, habe ich an deiner Reaktion gesehen." Ich nickte und spielte mit meinen Fingern. Das war hier echt total bizarr. "Das war auch nicht geplant oder so. Wir haben noch nichtmal über Kinder geredet." Lea sah mich jetzt aufrichtig an: "Marco, du musst dich nicht rechtfertigen. Ihr seid zusammen und bekommt ein Kind. Da ist nichts verwerfliches dran." Lea war komplett ruhig und sachlich. Irgendwie machte mir das ein bisschen Angst. Wie sollte ich jetzt weiter reden? Ich fuhr mir durch die Haare und lehnte mich zurück. Bevor ich etwas sagen konnte, schaltete sich Lea ein. "Eine Frage. Hab ich mir das in den letzten Wochen nur eingebildet oder zu viel rein interpretiert?" Ich wusste, auf was sie hinaus wollte. Ich schüttelte vorsichtig den Kopf: "Nein, mein Verhalten dir gegenüber war nicht gespielt oder sowas." Sie nickte: "Ok, das wollte ich nur wissen." Ich sah ihr an, dass das ganze an ihr nagte. Sie wollte es aber nicht zugeben. "Dann Glückwunsch zur zweiten Vaterschaft." Ich konnte hier nicht einen auf heile Welt machen. "Lea hör auf damit, ich weiß ganz genau, dass es dir damit nicht gut geht. Und mir geht es genauso. Das erste, was mir nach der Nachricht in den Sinn gekommen ist, war wie es dir damit geht. Ich wäre dir am liebsten sofort hinterher gelaufen, um dich zu trösten. Ich fühle mich seit den letzten Wochen einfach wieder so wohl in deiner Nähe, dass es schon fast unheimlich ist." So, jetzt war es raus. Mit großen Augen sah sie mich an: "Wow." Mehr sagte sie nicht. Wir sahen uns einfach nur tief in die Augen und schwiegen. Und nichtmal das war unangenehm. Scheiße, was mache ich hier eigentlich? Ich habe eine Freundin Zuhause, die ein Kind von mir bekommt und ich sitze hier meiner Exfreundin gegenüber und entwickle wieder Gefühle für sie? Fuck Reus, reiß dich zusammen. Ich räusperte mich: "Vielleicht sollten wir etwas auf Abstand gehen." Es rutschte einfach aus mir heraus, auch wenn ich es gar nicht sagen wollte. Geschockt sah sie mich an: "Was?" Ich reite mich hier immer weiter in die Scheiße. "Naja, ich sollte jetzt wohl für Scarlett da sein." Sie sah mich kopfschüttelnd an: "Aha, und Vico lässt du jetzt im Stich, weil du ein zweites Kind bekommst oder was?" Na ganz toll, ich habe es versaut. "Nein, so meine ich das doch gar nicht, ich.." Weiter ließ sie mich nicht reden: "Schon ok Marco, dann fahr mal zu Scarlett. Sie wartet sicher schon.", "Nein, ich..." Wieder redete sie dazwischen und stand auf: "Ja, ist ok. Komm, ich bring dich zur Tür." Mit unserem Sohn auf dem Arm lief sie zur Tür. Wiederwillig ging ich ihr hinterher. Ich zog Schuhe und Jacke an und stand dann unholfen vor ihr: "Es tut mir leid." Sie nickte: "Melde dich wegen Vico." Und dann war die Tür auch schon zu.

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Sind alle Fußballer arrogante Arschlöcher?
FanficDer erste Eindruck stimmt immer. Oder doch nicht? Lea Rudow ist 23 Jahre alt, wohnt in Dortmund, arbeitet als Ernährungsberaterin und ihr größtes Hobby ist das Tanzen. Bei einem Workshop lernt sie Marcel kennen und er wird zu einem der wichtigsten...