Kapitel 3

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"Menschenskinder, jetzt stell' dich doch nicht so blond an und schraube das Scharnier fest. Die Tür wird langsam schwer. Du wirst doch wohl das Ding in die Öffnung bekommen und die Schraube festziehen können.", meckerte Franzi mit Marco. Die beiden waren gerade dabei den letzten Aktenschrank aufzubauen.  "Ich kann Jasi nicht nochmal anrufen und um Verlängerung bitten. Wir sind hier nicht beim FC Bayern, dass es unendliche Nachspielzeit gibt."
"Prinzessin, hör auf rumzumeckern, ich bin Fussballprofi und nicht Tischler. Ich gebe schon mein bestes.", maulte Marco zurück. Okay, ich musste schmunzeln Marco Reus war als Handwerker wirklich ziemlich ungeeignet. Ich schaute zu meinem Gegenüber, der gerade mühsam die Rollen an den Schreibtischstühlen befestigte. Ehrlich gesagt war es auch ganz gut, dass Roman Bürki im Tor beim BVB stand und nicht Möbel montierte. Ich schaute mich einmal im Büro um. Es sah richtig exquisit aus. Ich fragte mich aber schon, warum jemand so teuere Möbel kaufte und sie dann nicht vom Fachmann aufstellen ließ.
"Ay, Roman, warum warst du eigentlich so geizig und hast die Sachen nicht gleich aufstellen lassen?", stöhnte Marco. "War dein Budget überschritten, oder was?"
"Ähm...ähm ....naja."
"Man Roman hör auf zu stottern. Das war meine Idee. In meiner Familie haben wir das immer selber gemacht. Ich konnte ja nicht wissen, dass ihr zwei Experten zwei linke Hände habt.", unterbrach Franzi sofort.
Okay, das erklärte das schon. Wir hatten ja damals auch schon immer an unseren Segelbooten alles selber repariert. War klar, dass Franzi da ganz do-it-yourself war.
Ich freute mich schon riesig hier mit Jasi zu arbeiten. Ich hatte gleich nachdem Franzi und Roman weg waren meinen Job im Babymarkt gekündigt.
"Boah, jetzt halte die Tür und ich schraube.", meckerte Franzi genervt.
"Chill, doch mal Prinzessin. Ich habe sie doch jetzt schon festgeschraubt.", grinste Marco stolz.
"Na super, dann lass' uns schnell rüber. Jasi muss gleich kommen." Und schon zerrte Franzi Marco hinter sich her aus dem Haus.

Roman lief nervös hin und her und knetete die ganze Zeit seine Hände. So langsam bekam ich fast Mitleid mit ihm.

Aus dem Nebenzimmer hörte ich Jasis Stimme "Blondi, jetzt reichts aber...." Das war dann wohl mein Zeichen. Ich ging rüber und setzte mich an den Schreibtisch. Jasi schaute als wäre sie gerade in einem parallel Universum gelandet. Als es klingelte, drückte ich schnell den Türöffner  und schon strömten jede Menge gutaussehende junge Kerle herein. Wenn ich das aus Franzis Einweisung alles richtig behalten hatte, waren das diverse BVB Spieler und auch einige von Hertha. Okay, ich sollte mir für meinen neuen Job unbedingt ein Kicker Abo zulegen, damit ich auch wusste mit wem ich es da eigentlich zutun hatte. Ich war nämlich diejenige, die Spieler wenn nur an ihren Trikots und den Nummern darauf erkannte. Sonst sahen sie halt nur wie ganz normale Typen von der Straße aus. Naja, eigentlich waren sie ja auch nichts anderes, nur etwas besser bezahlt. Ich schaute zu Roman, der mit einem riesigen Gerberastrauß vor Jasi stand und von einem Fuss auf den anderen trat.
"Herzlichen Glückwunsch, mei Sunneschii." Er küsste Jasi auf die Wange, die ziemlich dämlich schaute.
"Du hast keinen blassen Schimmer, oder?", griff Franzi ein.
Roman hielt ihr den Ordner mit den ganzen Beraterverträgen, den ich als erste Amtshandlung angelegt hatte, hin.
"Was soll der Scheiß.", knurrte Jasi ziemlich genervt und schlug den Ordner auf.
"Was......was soll......soll das? Könnt ihr mich mal aufklären.", stotterte sie auf einmal.
"Aufklären hätten dich deine Eltern schon vor etlichen Jahren sollen. Willst du jetzt wirklich die Geschichte mit den Bienchen und den Blumen hören?", gackerte Franzi und erntete einen bösen Blick von Jasi."Nach den vielen Semestern, die du studiert hast, solltest du aber eigentlich verstehen, was du da in der Hand hälst.", setzte sie immer noch lachend nach.
"Schweinstein, ich weiß wohl, dass das Betreuungsverträge für Sportler, insbesondere Fussballer in diesem Raum hier sind. Aber ich habe keinen blassen Schimmer, was ich damit zu tun habe.", zickte meine neue Chefin.
"Naja, Roman hat uns davon überzeugt, dass du der perfekte Spielerberater für uns bist und deshalb haben wir uns gedacht wir unterstützen dich beim Start mit deiner eigenen Agentur.",  mischte sich jetzt einer von den Fussballern ein. Na, der war ja mutig. Ich hatte so das Gefühl, dass Jasi gleich explodierte. Aber so wie es aussah, schien er sie ja gut zu kennen.
Nach noch einigen Diskussionen war Roman mit Jasi vor die Tür verschwunden, um ihr das neue Firmenschild zu zeigen. Wir alle wussten, dass es jetzt für ihn ernst wurde. So nervös wie er schon die ganze Zeit war, hoffte ich nur, dass er überhaupt ein gerades Wort herausbekam. Im Büro herrschte gespannte Stille, denn es waren ja alle in seinen Plan eingeweiht.
"So, das hat lange genug gedauert. Ich schaue jetzt mal.",durchbrach Franzis Stimme die Stille und sie steckte den Kopf aus der Tür. "Hört auf zu knutschen, sagt lieber ob wir den Schampus aufmachen können?" Kurz darauf zeigte sie den Daumen nach oben und wir klatschten und jubelten alle und die beiden wurden sofort von ihren Familien umarmt und geknuddelt als sie wieder das Büro betraten.

"So und jetzt machen wir Party im Rest des Hauses. Ich will zum Buffet.", lachte Franzi nachdem alle gratuliert hatten.
"Komm Sunneschii. Ich hoffe das Haus gefällt dir. Einrichten können wir es dann zusammen, wenn wir wieder aus dem Urlaub zurück sind." Roman schaute seine Verlobte glücklich an.
"Ich kann doch jetzt dann gar nicht in Urlaub. Ich muss mich um die Agentur kümmern.", unterbrach Jasi ihn sofort.
Na, das war dann ja wohl jetzt mein Einsatz "Nix da, Chefin. Ich bin ja auch noch da.", grinste ich sie an. Sie wusste ja noch gar nichts von ihrem Glück mich als Angestellte zu haben. Dementsprechend ungläubig war auch ihr Blick.
"Guck nicht so, dein Verlobter hat mich überzeugt, dass ich bei dir in der Agentur besser als im Babymarkt aufgehoben bin und hat mich angestellt."
Jasi umarmte erst mich und dann Roman.  
"Da konnte ich ja mein Versprechen dich anzustellen, wenn ich mal selbstständig bin schneller einlösen als gedacht.", grinste sie mich an und zwinkerte mir zu.
Ich nickte nur wild mit meinem Kopf. Ich konnte es echt nicht glauben, vor noch zwei Tagen hatte ich mich mit einer zickigen Chefin und mobbenden Kollegen herumgeschlagen, und jetzt stand ich hier umgeben von lauter Profifussballern an meinem neuen Arbeitsplatz und hatte eine meiner besten Freundinnen als Chefin. Wir würden mit Sicherheit das coolste Team überhaupt und wir würden die Bundesligabosse rocken, ach was sage ich, Barça und Madrid sollte schon einmal vor uns zittern.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt