Kapitel 88

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Ich war heute schon ziemlich früh aufgewacht und auch die Nacht über hatte ich nicht sonderlich geschlafen. Mir war ständig durch den Kopf gegangen wie sich heute morgen wohl das Gespräch mit Dogan entwickeln würde. Ich hatte noch keinen Plan, wie ich beginnen sollte. Trotzdem nutzte es ja nichts es vor sich herzuschieben. Ich ging also sofort nachdem ich mich fertig gemacht hatte in Richtung Wohnzimmer. Mein Blick sagte mir, dass Dogan langsam am Aufwachen war, denn er drehte sich gerade stöhnend um. Garantiert würde er gleich eine Kopfschmerztablette mehr als nötig haben. So wie er gestern drauf war als wir ihn aus dem Krankenhaus geholt hatten, dürften wohl diverse Presslufthämmer in seinem Kopf dröhnen. Vielleicht sollte ich mir auch noch etwas Zeit mit dem Gespräch lassen bis er wieder wirklich fit war. Ich griff also eine Tablette und ein Glas Wasser und machte noch schnell eine Tasse Kaffee, ehe ich mich wieder auf den Weg ins Wohnzimmer machte.
Dogan rappelte sich gerade stöhnend auf und hielt mit einer Hand seinen Kopf.
"Hier ich habe für dich eine Kopfschmerztablette und Kaffee. Vielleicht hilft das ja." Dogan riss seinen Kopf hoch und schaute mich schockiert an "Wo ist Erik?", kam es heiser aus seinem Mund. Also scheinbar war er schon wieder so klar bei Verstand, dass er wusste, wo er war.
"Im Trainingslager in der Schweiz." Dogan schüttelte seinen Kopf und stöhnte mit schmerverzogenem Gesicht sofort wieder auf "Wie bin ich hier hergekommen?" Okay, der hatte wirklich einen absoluten Filmriss. Na dann wollte ich ihn mal wieder auf die Sprünge helfen "Das Krankenhaus hat gestern angerufen, weil Erik in deinen Notfallkontakten stand und Vicki und ich haben dich dann abgeholt. Aber sage mal, warum hast du dich so abgeschossen?"
Ohoh, schaute er mich giftig an. "Das geht dich überhaupt nichts an." Na der war ja mal wieder nett wie immer. Hatte Vicki doch recht und ich sollte es sein lassen zu vermitteln? Aber so schnell aufgeben war jetzt auch nicht mein Ding.
"Das geht mich schon eine Menge an, wenn ich dich besoffen abhole und hier übernachten lasse. Also raus mit der Sprache." Dann versuchte ich es halt weniger verständnisvoll.
"Wieso, damit du mich bei Erik endgültig hinhängen kannst? Du hast mich doch bei ihm sowieso schon unmöglich gemacht, damit du ihn für dich alleine hast. Was willst du noch mehr? Du hast doch dein Ziel erreicht." Das meinte der doch jetzt nicht ernst? Ich hatte doch nicht einen Keil zwischen die beiden getrieben. Ich merkte wie mir die Tränen in die Augen schossen. Irgendwie kam ich gerade überhaupt nicht mit diesen Vorwürfen klar. Ich wollte doch eigentlich alles wieder in Ordnung bringen. Waarum ging das jetzt so nach hinten los? Warum hasste Dogan mich so? Gerade als ich noch etwas sagen wollte, klingelte mein Handy. Das musste Erik sein.
"Hallo, Schatz.", schniefte ich also. Erik überhörte das natürlich nicht.
"Was ist denn los, mein Engelchen? Warum weinst du? Ist etwas passiert? Ich fahre sofort zum Flughafen." Mist, warum konnte ich mich denn nicht besser unter Kontrolle haben. Jetzt hatte ich  Erik in totale Panik versetzt. Das musste ich sofort wieder gerade biegen und ihn beruhigen.
"Schatz, es ist alles in bester Ordnung. Ich habe nur gerade im Frühstücksfernsehn so einen Bericht über eine verletzte Katze gesehen. Du weißt doch wie schnell ich durch diese blöden Hormone gleich reagiere.", antwortete ich also mit möglichst fester Stimme.
"Ach Engelchen, dann ist ja alles gut. Der Katze geht es bestimmt bald wieder gut. Ich muss jetzt aber zum Training. Ich rufe dich dann gleich nach dem Training wieder an. Ich habe euch ganz doll lieb."  Mein Blick fiel zu Dogan, der gerade die Tablette geschluckt hatte und den Kaffee trank, dabei musterte er mich. Ich hatte keine Ahnung wie ich seinen Blick deuten sollte. Ich legte mein Handy wieder zur Seite.
"Warum hast du Erik nicht die Wahrheit gesagt?" Ja, warum hatte ich das nicht? Weil ich immer noch an eine Versöhnung glaubte und das sicherlich nicht so positiv dafür wäre. Erik würde sich garantiert aufregen, weil das Streß für mich bedeutet hatte und das eine Gefahr für den Kleinen war. Mit Sicherheit hätte er Dogan nur Vorwürfe gemacht und eine Versöhnung wäre in noch weitere Ferne gerückt.
"Was versprichst du dir davon? Willst du mich damit erpressen, damit ich auch ja nie wieder eine Rolle in Eriks Leben spiele? Das ist dir doch schon gelungen." Dogan schaute mich wütend an.
"Sag mal spinnst du? Ich habe nichts gesagt, damit Erik nicht sauer auf dich ist und ihr euch bald mal wieder aussprecht. Dogan fiel wortwörtlich der Kiefer herunter und er starrte mich entgeistert an.
"Du willst, dass wir uns aussprechen?" Also wenn ich jemals das Wort ungläubig beschreiben sollte, hätte ich das mit einem Foto von Dogans Gesichtsausdruck hervorragend machen können.
"Na, ist die Schnapsleiche wieder zu Leben erwacht?", hörte ich auf einmal Vickis Stimme. Jetzt war sein Gesicht nicht nur ungläubig sondern auch noch weiß wie ein frischgewaschenes Bettlaken. Ehe Vicki oder ich noch etwas sagen konnten, sprang er stöhnend auf und stolperte Richtung Tür
"Fuck, was ein idiotisches Arschloch." und schon knallte die Tür lautstark ins Schloss. Vicki und ich schauten uns an. Was war denn in den gefahren, dass der so abging und uns beschimpfte.
"Na der ist doch wohl total durchgebimst. Wenn der sich noch einmal in deine Nähe wagt, dann mache ich ihn platt. Das nächste Mal soll er doch im Krankenhaus verrotten." Vicki regte sich fürchterlich auf "Ich habe dir doch gleich gesagt, dass der es überhaupt nicht wert ist. Aber nö, du musst ja wieder einmal den Engel der Barmherzigkeit geben. So unberechenbar wie der hier rausgestürmt ist, weißt du ja nie, was der noch alles fertig bringt. Du solltest echt aufhören den Samariter zu geben und zufrieden sein, dass du und Erik den los seid. So einen Idioten braucht kein Mensch." Vicki lief schon langsam rot an vor Wut. Wie gut, dass Dogan das Weite gesucht hatte. In diesem Zustand hätte meine Schwester ihn wahrscheinlich nur noch zusammengebrüllt.  Aber scheinbar hatte sie leider Recht und ich musste meinen Plan der Versöhnung als gescheitert ansehen. Wenn er so schon nicht mit sich reden ließ, wie sollte es dann noch klappen? Aber wenigstens konnte ich zu mir selber sagen, dass ich es versucht hatte.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt