Kapitel 50

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"Die Trauung war wirklich schön.", schniefte Dani immer noch als wir schon wieder den Festsaal im Hotel betraten. Es war wirklich total kitschig und romantisch in der Kirche gewesen. Allein Romans Blick als Jasi von ihrem Vater in die Kirche gefüht worden war, hätte die Polkappen zum Schmelzen gebracht. Beide hatten auch so einige Tränchen kullern lassen.
"Weib, jetzt hör' mit der Flennerei auf, jetzt ist Zeit für Party.", mischte sich Chris ein und knuddelte seine Frau. Wir liefen zu unseren Plätzen als hinter uns eine Stimme ertönte, die sich in mein Gehirn gefressen hatte.
"Jetzt hat es also auch die zweite Famediggerin geschafft, da fehlt ja nur noch die dritte, aber die ist ja auch schon dicht dran." Ich drehte mich um und sah in das Gesicht von dem Lauch. Neben ihm lief Erik, der mich mit roten Wangen anstarrte. Was sollte denn diese Hetzerei schon wieder? Und warum sagte Erik nichts dazu? Sah er das etwa genauso?
"Stimmt, seit es auch die gleichgeschlechtliche Ehe gibt, hast du es ja ein ganzes Stück dichter geschafft Eriks Spielerfrau zu werden, mein kleiner Famedigger.", lachte Vicki und klopfte ihm auf die Schulter. Als ich sah wie er schockiert zusammenzuckte, musste ich jetzt doch grinsen. Vicki hatte ihre einschüchternde Wirkung auf ihn immer noch nicht verloren. Erik starrte mich immer noch an, sagte aber keinen Ton. Das ganze war irgendwie total unangenehm.
"Ach da bist du ja, meine kleine Windpocke." Marco zog mich in seinen Arm und drückte mir einen Kuss auf meine Schläfe "Ich habe ja bald eine Gesichtsstarre von den ganzen Fotos. Trauzeuge ist wirklich ein anstrengender Job." Marcos Blick fiel auf Erik und verfinsterte sich sofort. Sein Griff wurde fester. "Komm, lass uns zu unserem Platz gehen " zog er mich auch gleich mit sich. Scheinbar hatte er auch so seine Probleme mit Erik. Wir machten uns also auf den Weg zum Familientisch.

Ich sah mich im Festsaal um, es waren wirklich viele Leute da.
"Hallo, ich bin Saskia, ich weiß nicht, ob du dich noch an mich erinnerst. Ich war mit meinem Mann Leo bei euch in der Agentur.", wurde ich auf einmal von der Seite angesprochen.
"Ja klar, erinnere ich mich. Du bist Saskia Bittencourt." Ich konnte mich noch gut an sie erinnern, denn Jasi hatte die ganze Zeit mit ihr herumgealbert während ich mit ihrem Mann die Verträge durchgegangen war.
"So, also Jenny und ich haben da etwas zur Auflockerung der Feier geplant und dafür bräuchten wir jetzt dich und deinen Partner. Kommt ihr bitte mit.", sie lächelte uns fröhlich an und zog auch schon an unseren Händen. Ich schaute zu Marco, der nur grinsend mit den Schultern zuckte und aufstand. Also stand ich auch auf. Was sollte schon schlimmes passieren? Wir waren doch nur auf einer Hochzeit.
Ach du heiliges Brautkleid. Ich schaute zu wie Franzi mit verbundenen Augen vor den ganzen Männern in die Knie ging und die Waden abtastete.
"Und wehe ihr schaut mir in den Ausschnitt.", gackerte sie und tastete die nächste Wade. Jasi hatte ihren Roman natürlich sofort erkannt. Wer kam eigentlich auf so bekloppte Spiele? Und warum mussten wir das machen, nur weil Jasi da bei Franzis Hochzeit Roman rausgefischt hatte. Was sollten denn alle und besonders Marco denken, wenn ich mich für den falschen Mann entschied? Das war doch voll peinlich.
"Das ist mein Hühnerbein.", lachte Franzi aufeinmal und zog die Binde von den Augen. Natürlich hatte sie ihren Marco erwischt, der sie empört anschaute "Was heißt hier Hühnerbein? Das sind Hochleistungsmaschinen." Alles fing an zu lachen und Chris, der neben mir stand sprang auf Franzi zu und knuddelte sie und drehte sie im Kreis "Das haste richtig gesagt, Kleene."
'Heh, lass' meine drei Mädels heil.", kam sofort der empörte Aufschrei von dem Rotblonden. Stop, hatte der eben drei Mädels gesagt? Jasi hüpfte sofort zu Franzi "Du bekommst auch Mädchen?" Franzi nickte nur grinsend.
"Mensch Reus, da wird das ja dann doch nichts mit der Fussballmannschaft oder du musst eine gemischte aufstellen.", lachte einer von den Spielern hinter uns.
"Nichts da, unsere Mädels gehen zum Ballett oder Reiten, nicht wahr Roman? Kommt gar nicht in Frage, dass die sich die Knochen kaputttreten lassen und uns vielleicht noch einen Fusballer anschleppen." Marco schaute zu Roman, der sofort zustimmend nickte. Alles fing an zu lachen. Bei den Vätern befürchtete ich schon fast, dass die Mädels in Luftpolsterfolie und Klostermontur rumliefen. Ich freute mich aber riesig für meine Freundinnen, dass sie beide Mädchen bekamen.
"So, jetzt ist aber Kathi als einzigste Unverheiratete an der Reihe." Und schon wurden mir die Augen verbunden. "Und um den Funfaktor bei ihr zu erhöhen, haben wir jetzt eine neue Männerriege nur aus auch unverheirateten Männern bestehend. Da fischt sie dann ihren Zukünftigen raus.", hörte ich die Stimme von Jenny Schmelzer als ich auch schon in eine Richtung geschoben wurde . Was sollte das denn jetzt? Das konnte nur total peinlich werden. Ich tastete also ein Bein nach dem anderen ab und hörte auf meine inneren Schwingungen. Das hörte sich ja so dämlich esoterisch an. Das war doch Blödsinn. Ich war ein rational denkender Mensch. Das würde mir aber gerade nicht im geringsten weiterhelfen. Plötzlich spürte ich, wie sich die Wade, die ich gerade abtastete zweimal kurz anspannte. Wollte mir Marco damit ein Zeichen geben?
"So, und jetzt noch die letzte Wade.", hörte ich schon wieder Jennys Stimme.
Auch diese Wade zuckte einmal kurz und meine Finger fingen an zu kribbeln. Das musste definitiv Marco sein. Wieso sollte sonst alles in mir kribbeln?
"Das ist mein Freund.", gab ich also ohne zu zögern von mir. Plötzlich war es ganz still um  mich herum, ehe Gelächter erklang. Ich zog mir die Augenbinde ab und schaute in das Gesicht vor mir.
Das konnte doch nicht wahr sein? Ich starrte in die aufgerissenen Augen von Erik, der vor mir stand und mindestens genauso rot im Gesicht war wie ich. Verfluchter Mist, wie konnte das nur passieren. Mein Blick fiel zu Marco, der alles andere als glücklich aussah.
"Ja Bürki, da musst du wohl erst noch richtige Überzeugungsarbeit leisten.", gröhlte einer von den Kerlen und bekam sich gar nicht mehr ein. Warum konnte mich nicht der Erdboden einfach verschlingen? Und warum musste es gerade Erik sein? Jeder andere wäre halb so peinlich. Ich spürte wie sich Tränen in mir hochschlichen und ich sprang auf und rannte Richtung Toilette.
Hinter mir hörte ich wieder ein Gröhlen "Na Durm, ist ja wie immer. Die Mädels bekommen das Rennen, wenn sie dich sehen." Das war doch alles totaler Mist. Ich konnte doch nie wieder in den Saal zurück.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt