Kapitel 14

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"Mensch Kathi, du siehst richtig gut erholt aus." Franzi umarmte mich zur Begrüßung. Ja, ich war super erholt, schön gebräunt und megaglücklich gestern wieder aus Mallorca gelandet. Die letzten drei Tage dort mit Erik waren einfach ein Traum. Wir hatten jede Minute miteinander verbracht. Vicki hatte Dobopopo die ganze Zeit gut in Schach gehalten. Ich musste mir da wirklich noch etwas als Dankeschön für sie einfallen lassen. Selbst  gestern im Flugzeug hatte sie dafür gesorgt, dass sie beide vier Reihen hinter uns saßen. Ich hatte zwar keinen Plan wie sie das hinbekommen hatte, aber sie hatte es.
"So wie du verpeilt strahlst, bin ich schon total gespannt auf deine Begleitung nachher. Der muss ja wirklich der absolute Traumprinz sein.", lachte jetzt auch Jasi und umarmte mich überschwänglich. Ich spürte wie mein Gesicht ganz heiß wurde. Sah man mir das Verliebtsein wirklich so an.
"Den werden wir erst einmal genau unter die Lupe nehmen.", warf Franzi ein. Na super. Erik tat mir jetzt schon leid.
"Lasst uns mal lieber loslegen, sonst sind wir nicht pünktlich fertig.", versuchte ich es also mit Ablenkung, denn ich hatte wirklich keine Lust gerade jetzt mein Liebesleben hier auszubreiten. Jasi rannte sofort los "Kommt hoch, im Gästezimmer ist schon alles vorbereitet. Pia wartet schon. Sie macht uns nacheinander die Haare und dann übernimmt Julia die Stukateurarbeiten und spachtelt uns zu." Ich schüttelte nur den Kopf als ich sah, wie Jasi die Treppe hochhüpfte. Sie stand ja mal total unter Strom. Ob ich irgendwann auch einmal so aufgeregt war, wenn ich Erik heiratete? Was dachte ich denn nun schon wieder. Ich war gerade mal zehn Tage mit ihm zusammen und dachte schon an heiraten. Ich hatte doch echt einen Knall. Aber ehrlich gesagt konnte ich es mir trotzdem vorstellen. Ich folgte also Franzi und Jasi ins Gästezimmer, wo schon Jasis Mutter gerade die Haare gemacht bekam und noch eine andere Frau im mittleren Alter geschminkt wurde.
"Mensch Kathi, schön dich auch mal wieder zu sehen", begrüßte mich Dani sofort und kam auf mich zugestürzt, um mich zu umarmen. Die Friseurin schaute nur kopfschüttelnd auf ihre Fönbürste und ihren Fön.
"Das ist Kathi. Beste Freundin und Mitarbeiterin in der Agentur.", stellte mich Jasi der anderen Frau vor. "Und das ist Karin, die weltbeste Schwiegermutter." Man sah ihr an, dass sie das auch wirklich meinte und ein inniges Verhältnis zu ihr hatte. Es gab also doch nicht nur die bösen  Schwiegermütter. Wie Eriks Mutter wohl war?
"So Mädels, dann lasst uns mal machen, dass wir fertig werden. Nicht, dass wir noch zu spät zur Trauung kommen." Dani setzte sich flott wieder auf ihren Stuhl.
"Ihr ward in der kurzen Zeit aber schon ganz schön fleißig. Das Haus ist ja schon fertig eingerichtet.", staunte ich.
Jasi nickte begeistert "Seit vorgestern wohnen wir schon hier." Ich musste daran denken wie wir die Möbel für das Büro zusammengebaut hatten.
"Ich hoffe, ihr hattet diesmal Profis, die die Möbel aufgestellt haben.", grinste ich. Franzi fing an zu lachen "Sonst würden sie zu Weihnachten noch nicht hier wohnen. Roman und Marco können ja gut Fussball spielen, aber als Handwerker sind sie nicht einmal Kreisklasse."
"Das hat Roman von seinem Vater geerbt. Der verzweifelt schon an der Aufbauanleitung für ein Gewürzregal.", lachte Karin.
"Aber Romans Kartoffelsalat und seine Mousse au chocolat sind legendär.", verteidigte Jasi sofort ihren Zukünftigen.
"Was machen denn eigentlich die beiden Kleinen?", erkundigte ich mich bei Franzi, die sofort anfing zu strahlen.
"Die beiden können schon ganz alleine sich aufsetzen und fangen an durch die Gegend zu robben."
"Das sieht voll süß aus.", schaltete sich gleich wieder Jasi ein. "Sie fixieren etwas und dann robben sie auch sofort zielstrebig dorthin. Dumm ist nur, wenn du auf sie alleine aufpasst. Denn sie sind immer grundsätzlich in gegengesetzte Richtungen unterwegs." Ich freute mich schon, sie nachher zu sehen.
"Wo sind sie denn jetzt?"
Franzi grinste mich an "Sie halten Marco und den Bräutigam drüben bei uns auf Trab." Stimmte ja, Franzi und Jasi waren ja jetzt nicht nur beste Freundinnen sondern auch Nachbarinnen.
"Wie war denn mein zukünftiger Schwiegersohn so drauf?", grinste Dani.
"Na, wie es sich für einen schweizer Torwart gehört, total gechillt und ausgeglichen.", grinste ihre Tochter.
"So Mädels, jetzt habt ihr alle die Haare schön und auch die Gesichter müssen sich nicht verstecken. Also unser Job ist getan. Wir wünschen euch eine ganz tolle Hochzeit.", verabschiedeten sich Pia und ihre Kollegin.
Kaum,dass sie aus der Tür waren, griffen wir nach unseren Kleidern um uns umzuziehen. Ich schaute zu Jasi, die ein hübsches weißes Spitzenkleid schlüpfte, dass einen hübschen Ausschnitt hatte und auch ziemlich viel Bein zeigte. Man konnte sagen, die Braut sah sexy verspielt aus. Franzi trug ein figurbetontes Etuikleid in türkis. Es war unglaublich, wie schnell sie nach der Schwangerschaft ihre alte Figur wieder hatte. Wahrscheinlich hielten sie die Zwillinge so auf Trab, dass die Pfunde nur so geschmolzen waren. Ich drehte mich jetzt auch vor dem Spiegel und war mit meinem Anblick mehr als zufrieden.
"Wow Kathi, da haust du deinen Freund ja garantiert von den Füßen bei dem heißen Anblick.", zwinkerte mir Franzi zu.
"Da müssen wir aufpassen, dass wir in seinen Sabberspuren nicht ausrutschen.", konnte sich Jasi auch nicht zurückhalten als es an der Tür klopfte. Ich lief schnell hin und öffnete, um von mir abzulenken.
Vor mir stand ein großgewachsener gutaussehender Typ in einem perfekt sitzenden Anzug und starrte mich an.
"Ähm...ähm, ist....ist meine....meine Mutter hier?", stotterte er. Ich überlegte kurz. Dani hatte keinen Sohn und Franzis Söhne waren noch viel kleiner. Also musste er wohl Romans Bruder sein. Eine kleine Ähnlichkeit konnte man erkennen, wenn man genauer hinschaute.
"Karin, du wirst verlangt.", rief ich also in den Raum.
"Marco, was ist los? Schafft es dein Vater wieder nicht die Krawatte zu binden?", grinste sie ihren Sohn an.
"Nein Mom, du musst schnell mit rüber kommen. Roman macht alle total verrückt. Der rennt die ganze Zeit auf und ab und dreht völlig am Rad. Alle zwei Minuten hat er irgendetwas anderes. Ich war jetzt schon einmal tanken, weil der Tank nicht mehr ganz voll war und er war jetzt noch dreimal überprüfen, ob ich auch wirklich vollgetankt habe." Wir schauten uns alle an und fingen an zu lachen.
"Nie und nimmer. Roman ist nie aufgeregt. Der spielt vor über 80.000 Leuten locker und ist nicht nervös.", zweifelte Jasi.
"So eine Hochzeit ist aber etwas ganz anderes. Kannst du dich noch erinnern, wie Marco abgedreht ist?" Franzi lachte sich einen weg.
"Ohja, da hat Fifazocken geholfen. Aber du bist dann ja auch noch im Standesamt völlig aufgedreht.", zwinkerte sie Franzi zu, die das Gesicht verzog "Na da brauchen wir ja bei dir keine Angst zu haben. Du bist ja immer aufgedreht wie ein Duracell-Hase."
"Na dann lasst uns mal rüber zu den Männern gehen und für Ruhe und Ordnung sorgen." Dani setzte sich in Bewegung "Wer weiß, was dein Vater sonst auch noch verzapft." Ich drehte mich auch zum Gehen um und stieß mit Marco zusammen, der mich mit aufgerissenen Augen anstarrte. Was war denn mit dem los? So schlimm war doch der kleine Zusammenstoß gar nicht.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt