Kapitel 98

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"Wo ist der Kleine?", hörte ich Jasis Stimme "Mensch geh' doch mal aus dem Weg", ertönte jetzt auch Franzis Stimme. Okay, nach der Vergewaltigung unserer Klingel war das jetzt nicht unerwartet. Erik war zur Tür gesprintet, während ich immer noch meinen kleinen Sohn stillte. Keine Minute später standen die beiden vor mir und schauten mich vorwurfsvoll an "Eu, ist der süß.", quietschte Jasi auf einmal, während Franzi ihr den Ellenbogen in die Seite rammte "Mensch schrei doch nicht so rum, soll der Zwerg einen Schock für' s Leben bekommen." Ich musste grinsen. "Grinse nicht so, du treulose Tomate. Du hast uns nicht einmal Bescheid gegeben, dass du Mutter gewordrn bist. Und du dahinten mit den roten Bäckchen, solltest dich auch schämen, dass du uns nicht Bescheid gegeben hast.", ereiferte sie sich weiter. Es war jetzt wirkloch die Frage, woher sie es dann überhaupt wussten. Ich war gestern Mittag aus dem Krankenhaus entlassen worden und hatte dann zu Hause nur mich von Karins Kochkünsten verwöhnen lassen. Abends war ich sehr früh ins Bett gegangen. So ein bisschen hatte die Geburt ja doch geschlaucht und die Nacht davor hatte ich ja auch nicht viel Schlaf bekommen. Alle anzurufen hatte da nicht wirklich auf meiner Prioritätenliste ganz oben gestanden. Jasi fing wild an zu nicken "Das ist echt die Höhe. Stell dir mal vor, unsere Männer haben uns das erst heute Mittag, als sie vom Auslaufen gekommen sind, erzählt, dass Erik wegen der Geburt vom Spiel abgereist ist und dass er heute beim Training gefehlt hat, weil er Vater geworden ist." Diese besagten Männer kamen jetzt gerade mit Kindern beladen zur Tür herein, gefolgt von Martin und Karin, die gerade etwas spazieren waren. Karin trug stolz ihre Enkeltochter und kam zu mir "Ja schau einmal Leokardia. Da ist dein Cousin." Marco setzte seine beiden Töchter auf den Boden, genau wie Roman die beiden Jungs. "Dann seid ihr jetzt zu sechst, ihr kleinen Racker.", lachte Roman "Und alles gut überstanden oder hast du etwa schlapp gemacht?", er schaute Erik neugierig an. Ich musste an Leos Geburt denken und fing an zu lachen "Ja, Erik ist nicht umgekippt wie andere Personen hier im Raum." Ein leicht rötlicher Schimmer bildete sich auf Romans Wangen als jetzt auch die anderen anfingen zu lachen. Ich hatte Sascha fertig gestillt und legte ihn mir über die Schulter. Das Bäuerchen ließ nicht lange auf sich warten. "Gib mir mal den Kleinen, Engelchen. Ich gehe ihn schnell wickeln." Erik nahm mir Sascha ab und verließ das Zimmer. Franzi schaute mich mit offenem Mund ungläubig an "Der wickelt den Kleinen freiwillig?"
Ich nickte strahlend. Erik unterstützte mich wirklich wo er konnte. "Marco, hast du das gesehen? Da bricht einem wirklich kein Zacken aus der Krone." Ihr Mann schaute sie leicht betreten an und brummelte "Das ist ja auch nur einer." Die Logik musste man ja jetzt auch nicht verstehen. Gerade als alle sich irgendwo hingesetzt hatten, schloss die Tür. Das bedeuetet also, dass Dogan kam. Und wenn er kam, dann war Vicki garantiert auch nicht weit. Na dann waren wir ja jetzt sozusagen vollständig. Erik kam auch mit Sascha auf dem Arm wieder. Bei diesem Anblick schmolz mein Herz förmlich dahin.  "So, jetzt möchte ich meinen Neffen mir aber auch einmal genau anschauen." Roman lief zum Stubenwagen, wo Erik ihn gerade reingelegt hatte. "Mama schau einmal, der sieht ja genauso aus wie Marco als Baby." Roman fing an zu grinsen. Mir gefiel der Gedanke überhaupt nicht, dass mein Sohn Ähnlichkeit mit seinem Erzeuger hatte. "Habt ihr Marco denn schon gesagt, dass er Vater geworden ist? Wann kommt er denn?" Das war doch nicht wirklich sein Ernst. Ich würde ihm garantiert nicht Bescheid geben, so wie er sich verhalten hatte.
"Spinnst du? Hast du vielleicht vergessen wie dein Bruder sich benommen hat. Kathi wird das bestimmt nicht machen, nicht wahr?" Jasi schaute ihren Mann vorwurfsvoll an. "Ja, aber er muss doch erfahren, dass er Vater geworden ist.", begehrte Roman auf.
"Das ist doch wohl absoluter Schwachsinn. Er weiß dass er Vater wird und es hat ihn die ganze Zeit nicht interessiert. Also braucht er jetzt auch nichts erfahren.", polterte jetzt Franzi los.
"Aber  Kathi hätte doch Anspruch auf Unterhalt und das dürfte nicht wenig sein.", mischte sich jetzt der liebe Herr Reus ein. Ehe ich darauf antworten konnte, meckerte schon wieder Franzi los "Ihr Kerle denkt auch, es geht nur um Geld. Das hat Kathi doch überhaupt nicht nötig. Aber das ist typisch für euch scheiß Fussballtreter, ihr denkt mit Geld kann man alles regeln und ansonsten kann man sich wie eine Axt im Wald bewegen." Marco schaute seine Frau mit aufgerissenen Augen an umd sprang auf "Das ist ja wohl nicht wahr, dass du uns." er zeigte auf Roman, Erik und sich "so etwas vorwirfst und hier alle Männer über einen Kamm scherst. Ich kann doch auch nichts dafür, dass Marco so einen Mist verzapft hat. Aber ehrlich gesagt würde ich auch wissen wollen, wenn ich Vater geworden wäre."
"Das sehe ich auch so.", mischte sich jetzt auch Martin mit ein "Außerdem hat das Kind dann auch die Möglichkeit die schweizer Staatsangehörigkeit anzunehmen und du solltest nicht zu stolz sein. Es soll doch dem Kind an nichts fehlen. Marco sollte wenigstens wissen, dass der Kleine auf der Welt ist. Dann kann er ja immer noch entscheiden, ob er herkommt oder nicht." Karin sprang auf. "Dazu hatte dein Sohn neun Monate Zeit. Er hat seine Chance nicht genutzt. Und hör' doch auf mit dieser blödsinnigen Staatsangehörigkeit und dem Geld. Das Kind braucht viel wichtiger Zuneigung und jemanden der es liebt und ich muss sagen, auch wenn es mir nicht leicht fällt, dass das nicht Marco sondern Erik ist." Ich schaute verzweifelt von einem zum anderen. Alle sahen sich mittlerweile wütend an. Am liebsten würde ich auf den Tisch schlagen und alle rauswerfen. Warum veranstalteten sie hier solches Drama und ließen nicht einfach Erik und mich die Zeit mit unserem Sohn genießen. Ich schaute zu Roman, der gerade ein Foto mit dem Handy von meinem Sohn machte und dann herumtippte.
"Was machst du da?" Jasi riss ihrem Mann sein Handy aus der Hand und schaute darauf "Das ist jetzt nicht wahr, dass du Marco ein Foto geschickt hast und ihm mitgeteilt hast, dass sein Sohn geboren wurde."
"Was hast du?", schrie ich gleichzeitig mit Franzi umd Karin auf. Martin klopfte seinem Sohn  auf die Schulter. "Na dann ist das ja jetzt auch geklärt.", säuselte Marco. "Das ist doch wohl nicht dein Ernst. Wie kann man so gleichgültig sein?" Franzi fauchte ihren Mann an. Der bekam einen roten Kopf und seine Augen blitzten "Jetzt reicht mir das Theater langsam. Ich gehe jetzt erst einmal eine Runde laufen. Vielleicht seid ihr Weiber dann ja wieder runter gekommen und habt eure Hormone im Griff, wenn ich zurück bin. Kommst du mit?", wandte er sich an Roman, der nach eine Blick auf seine Frau, die ihn mit Blicken fast erdolchte, nur nickte.
"Ich komme auch mit", schloss sich Martin sofort an, denn auch seine Frau warf ihm nicht gerade liebevolle Blicke zu.
"Ja, genau. Immer wenn es eng wird und ihr im Unrecht seid, klemmt ihr lieber eure Schwänze ein.", giftete Jasi den Männern hinterher noch bevor die Tür zufiel. "Solche Idioten. Ein Glück bist du nicht so, Cookiemonster.", meldete sich jetzt Vicki das erste Mal zu Wort und ich kuschelte mich an Eriks Brust, der mich in den Arm genommen hatte. So hatte ich mir bestimmt nicht den zweiten Tag mit meinem Sohn vorgestellt.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt