Kapitel 60

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"So, jetzt muss ich diese Familienidylle aber leider unterbrechen. Herr Bürki, Sie können mit mir zusammen jetzt mitkommen und dann machen wir die kleine Prinzessin ein wenig sauber, messen und wiegen sie und der Kinderarzt schaut sie sich auch noch einmal an. Und Sie Frau Bürki ruhen sich ein wenig aus. Wissen Sie denn schon wie die kleine heißen soll?"
Ich war echt gespannt, was sich Jasi und Roman für einen Namen ausgedacht hatten.
"Leokardia Jasmin Bürki.", schoss es sofort stolz aus Romans Mund. Der Name war wirklich sehr selten, aber er klang wirklich hübsch.
"Darf die Patentante denn bitte mit zu der Untersuchung.", grinste Jasi und schaute mich an. Stimmt, ich sollte ja die Patentante werden. Das war der Hammer. Ich hatte sogar die Geburt von meinem Patenkind miterlebt.
"Na klar, darf das die Patentante. Wir haben heute hier sowieso ein wenig Chaos, denn parallel zu Ihrer Geburt hatten wir auch noch eine stürmische Zwillingsgeburt. Aber jetzt ist alles wieder ruhiger und wir können zur Untersuchung. Also Herr Bürki, dann nehmen Sie mal Ihre Tochter und dann gehen wir los."
"Kathi, pass auf, dass er Leo nicht fallen lässt.", rief uns Jasi noch hinterher.
"So, da sind wir schon. Oh, da sind ja auch gerade die Zwillinge mit ihrem Vater. Da müssen wir noch kurz warten." Tanja schaute uns entschuldigend an.
"Na dann sind wir hier fertig. Sie können mit Ihren Töchtern dann wieder zu Ihrer Frau zurück, Herr Reus.", hörten wir eine Frauenstimme sagen. Das war doch nicht wahr. Roman war total mit seiner Tochter beschäftigt als jetzt wirklich Marco aus der Tür kam und in jedem Arm ein Baby hatte. Der strahlte auch wie ein Honigkuchenpferd und war total auf seine beiden kleinen fixiert als er gegen Roman stieß.
"Man, können Sie nicht aufpassen.", meckerte Roman sofort los. Marcos Kopf schoss hoch "Was machst du denn hier, Bro?" Na das war ja mal wieder eine hochintellgente Frage von Marco. Was sollte Roman wohl mit einem Baby im Arm auf der Entbindungsstation machen. Ganz klar den Wocheneinkauf oder was?
"Marco, was machst du denn hier?" Kam als Antwort die Gegenfrage. Die waren ja mal beide blitzgescheit oder aber auch völlig durch. Scheinbar hatten sie ihr Gehirn am Eingang des Kreißsaals abgegeben. Ein dreitöniger Schreikanon setzte ein. Roman schaute total verzweifelt, während Marco seelenruhig anfing beide Babys hin und her zu wiegen. Scheinbar hatte auch Roman jetzt zugeschaltet und fing auch an seine Tochter zu wiegen.
"Darf ich dir Leokardia Jasmin Bürki vorstellen.", strahlte er stolz seinen Mannschaftskameraden an. Marco fing an zu lachen und schüttelte den Kopf " Das ist doch echt nicht wahr, dass unsere Töchter nicht nur am gleichen Tag gezeugt wurden, sondern auch noch am gleichen Tag Geburtstag haben. Unsere Weiber haben sich echt synchronisiert." Okay, der liebe Herr Reus schien ja aus dem Geburtsstrudel wieder aufgetaucht zu sein und sein Gehirn wieder gefunden zu haben, wenn er schon wieder Worte wie synchronisiert in seinem Wortschatz hatte.
"Darf ich vorstellen, das ist Maja Manuela Reus.", grinste er.
"Maja wie Biene Maja.", grinste ich " Dann bist du bestimmt Emma, wie Biene Emma.", wandte ich mich an die andere kleine. Das kriegte auch nur Franzi hin ihre Kinder nach einer Biene aus einer japanischen Zeichentrickserie und nach einem Fussballmaskottchen zu benennen. Wobei ich mir sicher war, dass die Emma garantiert auf Marcos Mist gewachsen war. Er war ja schließlich durch und durch Dortmunder Jung und der BVB sein Leben. Naja gut nur seine Familie stand über dem BVB.
"Nee, Emma hat Franzi verweigert. Sie wollte kein Fussballmaskottchen. Das ist Tessa Tamara Reus." Ehrlich gesagt fand ich den Namen auch viel schöner als Emma. Interessant fand ich das die beiden den perfekten Namen zu ihrem zweiten Namen hatten. Ich fand es auch richtig schön, dass sie da die Namen der Omas genommen hatten. Mein  Blick fiel auf die beiden süßen. Die hatten sie echt gut hinbekommen. Sie hatten ganz feine hellblonde Haare und strahlend blaue Augen. Da hatten sich scheinbar wieder stark die reusschen Gene durchgesetzt.
"Dann grüße Franzi von mir. Vielleicht kommen Franzi und Jasi dann ja auf ein Zimmer auf der Station." Das würde ihnen garantiert gefallen.
"Das kannst du vergessen. Franzi ist fest entschlossen in ein paar Stunden nach Hause zu gehen. Ambulante Geburt oder so." Marco hatte es wohl schon aufgegeben sie davon abzubringen.
"Dann komme ich euch morgen einmal besuchen."
"So, wir sind auch schon fertig." kam mir Roman entgegen und wir liefen alle drei zusammen zum  Kreißsaal zurück.
"Man sieht sich.", verabschiedete sich Marco und verschwand in die Nachbartür.
"Da seid ihr ja endlich wieder.", strahlte uns Jasi an als wir wieder ins Zimmer kamen. Sie stand schon vor ihrem Bett.
"Sunneschii, lege dich sofort wieder hin." Roman rannte panisch zu Jasi.
"Beruhige dich, Brummbärli. Ich habe nur ein Kind bekommen und nicht eine Herztransplantation hinter mir."
"Was heißt hier nur ein Kind bekommen. Das ist eine Höchstleistung, die dein Körper da vollbringen muss. Ich will doch nur, dass nicht irgendwelche Komplikationen auftreten."
"Ich muss mich jetzt aber duschen gehen und dann können wir auch bald nach Hause fahren. Tanja macht schon die Papiere fertig.", grinste Jasi.
Roman wich alle Farbe aus dem Gesicht "Das ist nicht dein Ernst. Du kannst doch jetzt nicht einfach nach Hause gehen und die kleine alleine hier lassen."
"Nö, die nehmen wir mit. Ist ja groß genug und fit. Sie muss ja nicht hier bleiben. So etwas nennt man ambulante Entbindung, mein Hase. Tanja kommt dann auch jeden Tag und betreut uns. Du weißt genau, dass ich Krankenhäuser hasse."
"Das kannst du nicht machen. Wenn doch noch etwas passiert." Man, war der besorgt, aber Jasis Gesicht sagte mir, dass alles reden nichts nützen würde. Ihr Entschluss stand fest.Irgendwie konnte ich sie auch verstehen. Wer war schon gerne im Krankenhaus, auch wenn es ein glücklicher Grund war. Irgendwie war es aber auch niedlich wie besorgt Roman um seine Frau und Tochter war. Wieder gab es einen fiesen Stich in meinem Herzen. Wie gerne hätte ich auch einen Mann, der so besorgt um mich war. Aber nein, mein Traummann hatte ja beschlossen lieber um eine andere Frau besorgt zu sein, aber ich war ja auch nicht schwanger von ihm. Bereute ich das? Nein nicht wirklich. Ich wollte das ganze Programm, das meine Freundinnen hier hatten irgendwann auch, aber mit dem richtigen Mann. Und Marco Bürki war es nun einmal nicht. Ich würde aber meinen Lebensplan nicht aufgeben. Ich würde mein Studium abschließen, heiraten und dann ein  Kind bekommen. So leicht ließ ich mich nicht unterbekommen.
"Franzi, ist übrigens mit Maja und Tessa im Nebenzimmer.", grinste ich.
"Echt?", quietschte Jasi und sprang schon wieder auf und rannte los. Hatte die wirklich vor ein paar Stunden sich gerade durch Wehen und eine Geburt gequält? Roman sprang gleich hinterher und schon hörte man Lachen aus dem Nebenzimmer. Ich schaute mir mein Patenkind an, das ruhig in diesem kleinen durchsichtigen Bettchen lag und schlummerte. Die kleine war das krasse Gegenstück zu den Reus Mädels. Sie hatte ganz viele schwarze Haare. Bestimmt bekam sie auch noch braune Augen. Auch die kleine Leokardia konnte ihren Vater nicht verleugnen. Wieder gab es diesen fiesen kleine  Stich im Herzen. Bestimmt sah Marcos Kind genauso hübsch aus und mir wurde umso klarer, dass mein Kind, was ich irgendwann vielleicht einmal bekam, niemals so aussehen würde.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt