Kapitel 74

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"Na, habt ihr euch ausgesprochen?", wurde ich gleich von Karin begrüßt, als ich mittags in unser Zimmer kam. Sie schaute mich neugierig musternd an. Und wie Erik und ich uns versöhnt hatten. Heute morgen hatte er mich liebevoll geweckt und mir sogar das Frühstück ans Bett serviert. Seit er wusste, dass ich schwanger war, verwöhnte er mich total. Ich hatte zwar immer noch gewisse Zweifel, dass das alles so klappen würde, wie er sich das vorstellte, aber im Moment hatte ich nicht die geringste Lust daüber nachzudenken. Ich wollte die Zeit mit ihm einfach nur genießen. Was kommen würde, würde sowieso kommen. Man musste ja nicht alles unterbinden nur weil es vielleicht nicht funktioniert. Wer alles  nur pessimistisch sah, ließ sich vieles schönes entgehen. Jedenfalls sah ich das momentan so. Wenn ich dann von Wolke 7 hart landete, würde ich mich mit Sicherheit für diese Einstellung verfluchen. Aber jetzt wollte ich einfach nur glücklich sein. Und ehrlich gesagt hatte ich das Gefühl nur mit Erik glücklich sein zu können. "Du brauchst gar nicht zu antworten, so wie du strahlst.", grinste mich Karin an. Ich fragte mich gerade wieder, warum sie sich so freute, dass ich mich mit Erik versöhnt hatte. Das war doch irgendwie creepy, dass sie so auf meiner Seite stand und nicht auf Marcos. Schließlich war sie doch seine Mutter. "Sag' mal Karin, warum freust du dich eigentlich so für mich? Du bist doch Marcos Mutter und müsstest doch eigentlich auf seiner Seite sein. Ich bin doch nur ein niemand für dich. Ich verstehe das nicht." Karin riss ihre Augen auf und schaute mich schockiert an. "Sag' so etwas nie wieder. Du bist doch nicht niemand für mich." Ihre Augen funkelten wütend und ihre Stimme überschlug sich fast."Du bist die Mutter meines ungeborenen Enkels und außerdem bist du das liebste und netteste Mädel, das ich neben Jasi kenne. Du bist so etwas wie eine Tochter für mich. Dafür, dass mein Sohn ein saublöder Hund ist, der das nicht sieht, kann ich doch nichts. Ich will aber auf dich und den Kleinen auf keinen Fall verzichten. Soll er doch mit seiner eingebildeten brasilianischen Barbie glücklich werden. Ich wünsche mir einfach, dass du glücklich bist. Und das bist du mit Erik. Natürlich schmerzt es mich, und ich würde dich lieber an Marcos Seite sehen. Aber ich muss halt auch akzeptieren, dass das so nicht sein wird. Und Erik ist ja auch ein lieber Kerl. Da weiß ich dich und meinen Enkel in guten Händen. Er hat mich mit seiner aufrichtigen Liebe zu dir einfach überzeugt." Karin schnaufte einmal durch "Sonst hätte ich ihm doch nicht bei der Überraschung geholfen, wenn ich nicht der festen Überzeugung gewesen wäre, dass das mit euch beiden etwas wird. Der Kerl liebt dich wirklich. Weißt du, dass er für dich sogar seine Karriere aufgeben würde?" Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Würde Erik das wirklich. Das wäre doch der größte Blödsinn. Ich musste mit ihm darüber unbedingt reden, bevor er irgendwelche übereilten Entscheidungen traf, die er irgendwann bereute.
"Außerdem will ich einfach nur, dass es dir und meinem Enkel gut geht. Und das tut es bei Erik." Ich fing an zu schniefen. Karins Worte trafen mich irgendwie und mein Hormoncocktail verstärkte das ganze noch. Ich lief zu Karin und fiel ihr um den Hals "Wir haben dich lieb. Du wirst die beste Oma auf der Welt.", schluchzte ich und mir liefen Tränen über das Gesicht. Karin zog mich in ihre Arme "Ach Süße. Ich habe euch doch auch so lieb.", schluchzte sie jetzt auch  "Und ich bin so glücklich, dass du mir erlaubst in eurem Leben zu bleiben, trotz des Rindviehs." Wir wurden durch den Signalton meines Handys aus unserem sentimentalen Gefühlsgedusel gerissen.
"Na los, geh' schon gucken, was er schreibt.", grinste Karin. Ich rannte also zum Tisch, wo mein Handy wild vor sich hin blinkte und öffnete schnell die Nachricht.
Hallo Süße,
Habt ihr drei Lust noch etwas am Strand zu relaxen? Ich würde euch dann gleich abholen.
Liebe euch, Millionen Küsse Erik

Ach ja, der war so süss. Wieder schlich sich ein debiles Grinsen in mein Gesicht.
"Hast du Lust mit zum Strand zu kommen?" Ich schaute Karin auffordernd an.
"Lasst mal gut sein. Ihr zwei geht an den Strand und geniest eure Zeit ohne mich. Ich wollte sowieso noch nach Palma shoppen. Wir können ja heute abend zusammen essen." Karin griff ihre Handtasche und winkte mir zum Abschied noch zu als ich Erik antwortete. Keine fünf Minuten später klopfte es an der Tür. Ich griff meine Strandtasche und öffnete. Kaum das die Tür offen war, wurde ich schon in zwei starke Arme gezogen und liebevoll geküsst. Als Erik sich von mir löste, schaute er mich intensiv an "Weißt du eigentlich wie sehr ich euch beide in der kurzen Zeit schon vermisst habe?", nuschelte er und schon waren seine Lippen wieder auf meinen. Mein Herz rastete fast aus.
"Gib mir die Tasche, die ist doch viel zu schwer für dich." Erik riss mir schon fast meine Strandtasche aus den Händen. Was sollte das denn jetzt? Ich war doch wohl schon noch in der Lage zwei Handtücher und Sonnencreme zu tragen.
"Schau, nicht so.", grinste mich Erik an "Jetzt bin ich für euch da. Und ich bin auch dafür da auf euch aufzupassen und euch zu verwöhnen." Er zwinkerte mir zu und in mir fing alles an zu kribbeln als er jetzt auch noch mein Hand nahm und mit mir losmarschierte.

"Engelchen, soll ich dich noch einmal eincremen? Nicht das du einen Sonnenbrand bekommst." Erik schaute mich besorgt an und griff zur Sonnencreme. Ja, ich genoss es heute ohne das übergroße T-Shirt einfach am Strand zu liegen und mich zu sonnen. Endlich konnte ich meine kleine Kugel stolz in die Sonne halten. Erik träufelte etwas Sonnencreme auf meinen Bauch und fing an sie ganz vorsichtig zu verteilen. Meinem kleinen Racker schien das zu gefallen, denn er fing an nach Eriks Hand zu boxen.
"Da will wohl jemand Kontakt aufnehmen.", lachte ich, während Erik seine Hand ruhig auf meinem Bauch liegen ließ und glücklich vor sich hin strahlte.
"Sie sind ein wirklich hübsches Paar.", grinste uns die ältere Dame vom Nachbarliegestuhl an "Man sieht Ihnen richtig an, wie Sie sich auf Ihren Nachwuchs freuen." Na, wenn die die Wahrheit wüsste, wäre sie wahrscheinlich schockiert, schoss es mir durch den Kopf. "Wissen Sie denn schon, was es wird?"
"Wir bekommen einen Sohn.", strahlte Erik sie stolz an. Ja, aus dem ich bekomme ein Kind war jetzt wirklich ein wir geworden. Erik drückte einen Kuss auf meinen Bauch. "Papa freut sich schon auf dich. Dann können wir zusammen die Mama verwöhnen und auf sie aufpassen und zusammen Fussball spielen." Scheinbar war mein Sohn damit völlig einverstanden, denn wie zur Bestätigung boxte er wieder. Worauf hatte ich mich da bloß eingelassen mit den beiden Kerlen.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt