Kapitel 13

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"Dobopopo war ja mal richtig grün wie ein Lauch im Gesicht.", gackerte Vicki los, kaum dass wir in unserem Hotelzimmer waren. Er hatte wirklich einen ziemlich desolaten Anblick geboten, selbst jetzt noch als wir im Hotel angekommen waren. Gut, wir waren mit Fullspeed ziemlich kurvig gefahren und hatten auch nicht wirklich eine Welle ausgelassen. Also genau genommen, war Vicki auf dem Rückweg gefahren. Erik hatte es gefallen. Der schien nicht nur auf der Straße sondern auch auf dem Wasser eine Speedsau zu sein. Dogan dagegen hatte zweimal die Fische gefüttert. Dummerweise hatte ihm wohl noch keiner erklärt, dass man nicht gegen den Wind kotzte. Das dürfte er jetzt wohl gelernt haben. Leider mussten wir deshalb alle Fenster auf dem Rückweg im Auto unten haben. Das war sonst doch etwas unangenehm für die Geruchsnerven.
"Joa, das war zuviel für ihn. Wenn er ein Cookie gewesen wäre, hätte es ihn wohl zerbröselt.", lachte ich. Auch wenn das eigentlich lustig war, wurde ich doch etwas traurig, denn wir waren jetzt schon sechs Tage hier auf Mallorca. Und das bedeutete, dass Erik morgen wieder nach Hause fliegen musste, denn er hatte ja nur eine Woche gebucht und ich musste noch drei Tage ohne ihn alleine hier bleiben. Bei dem Gedanken hatte ich sofort einen  Knoten im Magen und mein Herz zog sich zusammen. Ich hatte einfach Angst, dass das in Dortmund alles doch nicht so mit uns klappte. Der Alltag war ja doch etwas anderes.
"Schau nicht so traurig.", meine Schwester legte ihren Arm um meine Schulter."Ihr könnt es doch heute zum Abschied noch einmal richtig krachen lassen. Der Dobopopo hat heute garantiert keine Lust euch zu stören. Und wenn doch, bin ich ja noch da."
"Kannst du Gedanken lesen oder habe ich laut gedacht?" Ich schaute Vicki verwirrt an.
"Weder noch. Aber ich kenne dich mein ganzes Leben lang. Und ich weiß, dass es dich voll erwischt hat. Ihr seid aber auch beide süß zusammen. Da bekommt man glatt Diabetis. Und jetzt mache dich flott fertig. Erik wollte dich in einer Stunde abholen. Also zackig unter die Dusche und dann wird getuned."

Es war noch keine Stunde um, als es klopfte. Glücklicherweise hatte mich Vicki so angetrieben und ich war schon fertig. Als ich die Tür öffnete, verschlug es mir den Atem, denn Erik stand in einer dunklen Hose  und einem weißen Hemd vor mir und hielt eine rote Rose in der Hand. Wenn ich nicht schon unheilbar verliebt in ihn wäre, wäre ich es spätestens jetzt.
"Hallo Engelchen, ich weiß, ich bin etwas zu früh, aber ich konnte nicht mehr warten. Du siehst absolut heiß aus.", lächelte er mich an. Diese Grübchen, diese Augen und dieses Lächeln waren irgendwann noch mein Verderben. Ich würde ihm niemals etwas abschlagen können, wenn er so schaute.
Erik griff meine Hand und zog mich mit sich "Ich habe mir für heute Abend etwas ganz besonderes überlegt. Ich hoffe es gefällt dir." Irgendwie war seine Stimme auch nicht so selbstbewusst wie sonst, sondern leicht zitterig. Ich war mir sicher, dass mir alles gefallen würde, was Erik sich einfallen ließ. Meine Neugier war auf alle Fälle geweckt. Ich schaute mich suchend um, als wir schon ein bisschen die Strandpromenade entlang gelaufen waren. Erik zog mich auf einmal zum Strand und wir standen vor einem festlich mit Kerzen und Rosen gedeckten Tisch.
Ich schlug meine Hand vor den Mund. Das sah einfach traumhaft aus. Und der Blick auf das Meer, das im Sonnenuntergang wie flüssiges Gold aussah. Ich konnte es nicht fassen. Erik hatte ein Candlelight Dinner am Strand organisiert. So etwas hatte noch kein Mann für mich getan.
"Gefällt es dir?", fragte er mich unsicher und fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare.
Was war das für eine Frage. Ich kannte mit Sicherheit keine Frau, der das nicht gefallen würde. Ich nickte nur. Das war einfach unglaublich.
Erik hatte sogar mein Lieblingsessen bestellt. Es gab Paella mt Meeresfrüchten und als Nachtisch meine geliebte Pannacotta mit Himbeermus. Es war wirklich perfekt. Jetzt saß ich auf seinem Schoß und wir schauten zusammen auf das Meer. Gerade fiel mir wieder ein, dass es unser Abschiedsabend war und ein Träne machte sich aus meinen Augen selbstständig und kullerte meine Wange runter.
"Heh Engelchen, warum weinst du denn jetzt?", Erik küsste die Träne weg und drehte mein Gesicht so, dass er mir in die Augen schauen konnte."
"Mir ist halt gerade aufgefallen, dass du morgen nach Hause fliegst und wir uns dann nicht mehr sehen.", schluchzte ich. Man, was war denn bloß mit mir los? Ich war doch sonst nie so eine Heulsuse. Vicki würde mich auslachen, wenn sie das sehen würde.
"Du, da habe ich noch eine Überraschung für dich. Ich habe nämlich einfach den Urlaub verlängert und fliege mit dir zusammen zurück.", grinste mich Erik an. Hatte er eben wirklich gesagt, er bleibt noch hier? Mein Hörsinn und mein Gehirn waren gerade noch dabei sich zu synchronisieren. Ja, verflucht. Er hatte das gesagt.
"Im Ernst.", quietschte ich und strahlte wie ein Atomreaktor nach der Kernschmelze.
Erik fing an zu lachen "Ja, im Ernst. Du glaubst doch wohl nicht, dass ich meine wunderhübsche Freundin hier unter diesen ganzen Kerlen alleine lasse. Das wäre ja als ob ich dich in ein Piranha Becken zum Schwimmen schicken würde. Ich hätte ja keine ruhige Minute in Dortmund, bei diesen ganzen durchtrainierten Typen hier. Ich hätte immer Angst, dass dir jemand besser gefällt." Erik schaute mich unsicher an.  Er hatte mich seine wunderhübsche Freundin genannt. Seine Freundin. Er sah es also auch nicht nur als Urlaubsflirt, sondern wollte eine Beziehung. Mein Herz machte Saltos in meiner Brust. Gab es eine schönere Liebeserklärung? Niemals würde mir jemand anderer besser gefallen. Erik war mein absoluter Traummann. Ich fragte mich, warum er solche Zweifel an sich hatte. Ob das mit dem Mädel zusammenhing, von dem Dogan gesprochen hatte? War er deshalb so unsicher, weil sie ihn wegen eines anderen verlassen hatte? Ich würde ihm beweisen, dass er der tollste Mann war, den sich eine Frau nur wünschen konnte und ihm die Zweifel nehmen.
"Uns kann nichts und niemand mehr trennen." War die einzige richtige Antwort, die ich darauf fand, bevor ich Erik in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte. Ich war millionenprozentig sicher, dass Erik der Mann war, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen wollte. Manchmal reichten sieben Tage aus, um zu wissen, dass man Mr. Right getroffen hatte. Ich freute mich auf die nächsten Tage auf Malle und unsere Zukunft in Dortmund. Was sollte da schon noch schief gehen.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt