Kapitel 27

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Heute war wieder mein erster Tag im Büro. Die Windpocken waren endlich alle verschwunden.
"Na, wann kommt mein lieber Schwager uns das nächste Mal besuchen?", wurde ich gleich grinsend von Jasi begrüßt. Was sollte denn die blöde Frage?
"Weiß ich doch nicht.", grummelte ich also zurück. Marco war gestern zurück nach Belgien gefahren. Er hatte die ganzen letzten Tage ja bei mir gewohnt und wir hatten uns gegenseitig  unsere Windpocken betupft. Mehr war da aber auch nicht. Vicki hatte auch die ganze Zeit mit ihren blöden Sprüchen genervt. Ich hatte echt keine Ahnung, was die alle von uns wollten. Ich hatte nach dem Debakel mit diesem Mistkerl von Wurm echt die Schnauze voll. Allzu bald würde ich mich auf keinen Kerl mehr einlassen. Die verarschten einen doch sowieso nur. Und ich war mir sicher, dass Marco nach der Geschichte mit seiner Freundin ähnlich dachte. Wir waren halt einfach richtig gute Freunde geworden und konnten über alles quatschen. Wenn ich ehrlich war, fehlte er mir jetzt schon ein wenig. Naja, vielleicht sollte ich ihm nachher einfach einmal schreiben. Obwohl, er hatte garantiert mit dem Training zu tun. Ich würde einfach abwarten, ob er sich meldete. Der Signalton meines Handy riss mich aus meinen Gedanken. Ich schaute auf mein Display. Eine Nachricht von Marco.
"Du strahlst gerade wie ein Honigkuchenpferd. Könnte es sein, dass mein Schwager dir gerade geschrieben hat?", schmunzelte mich Jasi schon wieder an.
Ich schüttelte mit dem Kopf "Nö, war nur eine Nachricht, dass mein Paket heute ankommt." Wenn ich ihr die Wahrheit sagen würde, würde sie mich ja noch mehr aufziehen.
"Uih, dann müssen das aber Schuhe sein, die du bestellt hast." Jetzt musste ich auch grinsen. War ja klar, das Jasi sich sofort wieder an meinen Schuhtick erinnerte. Ich liebte einfach Schuhe und mein Schuhschrank beinhaltete wirklich so ziemlich jede Farbe. Wichtig waren halt die hohen Absätze bei meiner Größe.
"Na ihr beiden.", kam Franzi in das Büro gestürmt. "Wann willst du eigentlich mit der Hochzeitsplanung für die Hochzeit in der Schweiz anfangen?"
"Naja, wenn ich hier alles so ziemlich am Laufen habe." Jasi schaute uns schulterzuckend an.
"Also nie, oder was.", grinste Franzi, was ihr sofort einen Ellenbogenkick in die Rippen von Jasi einbrachte. "Hier läuft alles super, du garstig Weib.", konterte Jasi "Und genug Zeit hat es ja schon noch. Wir wollen doch erst im neuen Jahr heiraten, also haben wir noch locker fast ein halbes Jahr Zeit."
"Das ist doch fast gar nichts. Gucke mal, die Zwillinge sind auch schon ein halbes Jahr alt und da ist die Zeit voll gerannt. Die sind jetzt schon so groß." Naja, also ich fand sie jetzt nicht wirklich riesig.
"Das hört sich ja fast so an, als würdest du dir schon wieder Nachwuchs wünschen.", lachte ich. Franzi schaute mich schockiert an.
"Nee, nee. Marco nölt zwar schon, aber ich würde lieber noch zwei, drei Jahre warten, bis sie aus dem gröbsten heraus sind.", schmatzte sie, während sie sich einen Keks nach dem anderen aus meiner russisch Brot Tüte in den Mund schob.
"Was haltet ihr davon, wenn wir uns nächste Woche...... " Ich hörte Jasi gar nicht mehr zu, denn ich wollte jetzt endlich Marcos Nachricht lesen.
Hallo meine kleine Windpocke, ich war heute das erste Mal beim Training. Lasse dich nicht zu sehr von meiner Schwägerin knechten. Wollen wir heute Abend skypen?  Du fehlst mir.
Bussi, dein Ratatouille
Ich musste grinsen. Er hatte sich an seinen Spitznamen gewöhnt. Und ob ich heute Lust hatte zu skypen. Irgendwie fehlte es mir ja auch mit ihm zu quatschen. Also antwortete ich schnell mit
Gerne, ich freue mich  Bussi, deine Windpocke
Als ich mein Handy wieder zur Seite legte, blickte ich in zwei Gesichter, die mich anstarrten.
"Hast du jetzt dem Paketboten geantwortet? So wie du strahlst.", lachte Jasi. Ach menno, die war mir doch jetzt nicht etwa auf meine Notlüge gekommen.
"Nö, nur Vicki. Sie muss heute kochen." Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss. Das machte das ganze jetzt bestimmt total glaubwürdig.
"Geht klar." Franzi und Jasi schlugen lachend miteinander ein. Man, waren die blöd.
"Toll, dass du dann auch nächsten Samstag mit zum Testspiel kommst. Zählt dann auch als Arbeitszeit." Was für ein Testspiel? Ich hatte null Plan, wovon Jasi gerade sprach. Mist, ich hätte ihr lieber doch zuhören sollen und später schreiben. Wenn ich jetzt aber nachfragte, kam das ja auch irgendwie dämlich.
"Dann fahren wir alle zusammen nach Essen? Die Zwillinge haben dann ihren ersten Stadionbesuch, um ihren Papa anzufeuern.", freute sich Franzi, ehe sie sich verabschiedete und auch Jasi in ihr Büro verschwand.
Okay, sie hatten Testspiel, Essen und nächsten Samstag gesagt. Damit konnte man doch etwas anfangen. Ich würde jetzt einfach Dr. Google fragen.
Keine Minute später war ich auf der Seite von Rot Weiß Essen gelandet. Es stand ein Minitunier am nächsten Samstag dort an. Der BVB spielte also in Essen. Gut, das war jetzt keine wirkliche Überraschung. Ich las also weiter, welche Vereine dort noch mit antraten. Ein Verein kam aus Belgien Zulte Waregem. Hatte ich noch nie gehört. Das war bestimmt irgendso ein kleiner Verein. Und dann kam da noch ein englischer aus der Premier League. Sofort fiel mir wieder Erik ein. Ob er wohl auch irgendwo zu einem Testspiel antrat? Mein Herz zog sich ein wenig zusammen. Warum denn das jetzt? Marco hatte es doch so schön geschafft, dass ich überhaupt nicht mehr an ihn gedacht hatte. Ich las also den Artikel weiter.  Der englische Verein Huddersfield mit seinem deutschen Trainer war zum Trainingslager in Deutschland und würde dort spielen. Das konnte doch jetzt echt nicht wahr sein. Huddersfield war Eriks neuer Verein. Wenn ich dort mit hinging, würde ich ihn garantiert wiedersehen. Wollte ich das wirklich? Mein Magen krampfte sich zusammen. Ich musste mir eine Ausrede einfallen lassen, warum ich dort nicht hin konnte. Jasi würde bestimmt Verständnis haben. Als sie gerade neben meinem Schreibtisch aufschlug, musste ich gleich meine Chance nutzen.
"Du Jasi, also das mit nächsten Samstag ist irgendwie ganz schlecht.", stotterte ich los. Ihr Blick fiel auf meinen Monitor.
"Nö, das ist überhaupt nicht schlecht. Du kommst da auf alle Fälle mit hin. Du wirst dich doch wohl nicht vor diesem miesen kleinen Wurm verstecken.", meckerte sie. Ich musste schlucken.
"Dem zeigst du, dass dein Leben auch ohne ihn sehr gut weiter geht. Franzi und ich sind doch bei dir." Irgendwie hatte sie ja recht. Ich hatte keinen Mist gebaut und musste mich verstecken. Und auch, wenn es weh tun würde, wäre es die beste Möglichkeit damit endgültig abzuschließen. Und meine beiden Mädels würden mir garantiert den Rücken stärken. Ja, Jasi hatte recht. Ich würde mich vor diesem Wiedersehen nicht drücken. Ich würde das Arschloch einfach mit Nichtachtung strafen und total ignorieren.
"Außerdem musst du unbedingt mitkommen. Sonst wäre jemand anderes ziemlich traurig.", grinste mich Jasi an. Klar, wäre Franzi sonst bestimmt traurig, weil sie auf unsere Hilfe bei den Zwillingen zählte. Also würde ich mir einen schönen Samstag mit meinen Freundinnen und den Babys beim Fussball machen.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt