Kapitel 70

665 54 31
                                    


Ich saß mit Karin im Speisesaal und machte mich gerade über meinen Pancake mit Schokosirup her als ich von hinten umarmt wurde und einen Kuss auf das Haar gedrückt bekam "Guten Morgen, mein Engelchen. Hast du gut geschlafen?" Ob ich gut geschlafen hatte? Ich hatte wunderbar geschlafen, denn ich hatte von Erik und mir geträumt. Ein Lächeln schlich sich bei dem Gedanken an den Traum in mein Gesicht und mein Herz bubberte aufgeregt in meiner Brust. Der Duft von seinem Rasierwasser machte mich schon wieder total verrückt. Seitdem ich schwanger war, war meine Nase noch empfindlicher für Gerüche. Manchmal hatte ich das Gefühl jedem Trüffelschwein Konkurrenz machen zu können.
"Was wollen wir drei Hübschen denn heute machen?" Erik schaute mich und dann Karin an. Er hatte sie auch in den letzten Tagen einfach mit einbezogen und die beiden verstanden sich wirklich gut. Karin hatte Erik einfach erklärt, dass ihr Sohn der ziemlich weltgrößte Trottel war mich gehen zu lassen und dass sie sich für uns freute. Damit war die vielleicht doch eigentlich eigenartige Situation geklärt. Karin ließ uns immer etwas Zeit nur für uns. Wir waren viel mit Eriks Mietwagen unterwegs und hatten so ziemlich jedes Eckchen der Insel abgeklappert.
"Was haltet ihr denn mal von einem erholsamen Strandtag?", schlug Karin vor. Als ich sie schokiert anschaute, zwinkerte sie mir aufmunternd zu. Am Strand konnte ich meine Schwangerschaft nicht mehr verstecken. Ich hatte Angst davor wie Erik reagieren würde. Ich hatte verdammte Angst ihn wieder zu verlieren. Zu wohl hatte ich mich die letzten Tage mit ihm gefühlt. Es hatte so gut getan von ihm in den Arm genommen zu werden. Alleine schon das Händchenhalten ließ mich schweben und mein Herz beschleunigen. Es war so als wären wir nie getrennt gewesen. Trotzdem wusste ich ja, dass die ganze Zeit das Damokles Schwert über uns schwebte. Und jetzt war dann wohl der Moment gekommen, wo es nicht mehr schwebte sondern auf uns stürzte. Ich könnte ja einfach mein T-Shirt anbehalten. Vielleicht konnte ich es dann ja noch etwas herauszögern. Das war doch die Idee schlechthin. Glücklicherweise war ich ja überhaupt kein Angsthase und ich stellte mich auch freiwillig den schlimmsten Situationen.

Jetzt lagen wir schon seit zwei Stunden am Strand. So langsam lief mir echt der Schweiß, aber ich konnte mein T-Shirt doch nicht ausziehen.
"Kommst du mit ins Wasser?", Erik sprang auf und hielt mir seine Hand hin. Ich griff also nach seiner Hand und stand auf und machte mich auf den Weg zum Wasser als Erik stehen blieb.
"Du willst doch jetzt nicht auch noch mit dem Shirt ins Wasser. So langsam übertreibst du aber mit deiner Angst vor einem Sonnenbrand." Fuck, er hatte recht. Was sollte ich denn jetzt machen? Zurückziehen ging ja nicht und das Ding anbehalten, war auch blöd. Dann war jetzt wohl endgültig der Moment gekommen Farbe zu bekennen. So sah dann wohl der Moment aus an dem ich wieder alles verlor. Obwohl, das wichtigste war mein kleiner Sohn und den behielt ich ja. Ich zog also einfach schnell mein Shirt über den Kopf. Einfach wie bei einem Pflaster schnell abreißen und gut oder auch nicht gut. Ich lief einfach los zum Wasser und Erik folgte mir.
"Jetzt hast du es aber ganz schön eilig ins Wasser zu kommen" Erik griff mich und hob mich auf seine Arme, ehe er ins Wasser rannte "Dann wollen wir mal schnell für deine Abkühlung sorgen.", lachte er während ich erschrocken aufquietschte und anfing zu strampeln. Keine Minute später tauchte er mit mir zusammen im Wasser ein. Das war so schön erfrischend. Das kleine Teufelchen in mir kam solangsam an die Oberfläche und ich fing an Erik mit Wasser voll zu spritzen.
"Du kleines Biest.", lachte er nur und schon wurde ich wieder aus dem Wasser getragen. Als ich  auf der Liege abgelegt worden war, beugte sich Erik über mich und küsste mich liebevoll. In mir explodierte gerade wieder alles als ich plötzlich seine Hand an meinem Bauch langstreichen fühlte. Plötzlich war ich wie erstarrt und wartete nun darauf, dass Erik aufsprang und mich zurückließ. Aber nichts der gleichen passierte. Erik beendete den Kuss und schaute mir in die Augen "Hast du das dämliche T-Shirt echt anbehalten, weil du dich geschämt hast, dass du etwas zugenommen hast?" Wie jetzt? Er dachte ich hätte zugenommen. Er hatte es noch gar nicht wirklich mitbekommen, dass ich schwanger war. Karin hatte scheinbar recht, dass Männer das nicht so leicht mitbekamen. Was sollte ich denn jetzt machen? Sollte ich ihn in dem Glauben lassen oder lieber die Karten offen auf den Tisch legen. Während ich noch überlegte, übernahm mein Sohn einfach die Regie und boxte fest gegen meinen Bauch und zwar genau da, wo Eriks Hand lag. Ich zischte leicht auf und Erik schaute mich verwirrt an.
"Was war das denn eben?" Was sollte ich denn jetzt sagen? Ehe ich noch weiter überlegen konnte, boxte mein kleiner Prinz wieder. Erik zog seine Hand ruckartig weg und ließ seinen Blick über meinen Körper gleiten. Okay, das war dann wohl der Moment, vor dem ich mich so gefürchtet hatte. Und irgendwie war ich trotzdem nicht im geringsten darauf vorbereitet.
"Du hast....hast nicht nur ein....ein bisschen zu....zugenommen.", stotterte Erik "Du....du hast.....hast einenBrateninderRöhre." Er schaute mich schockiert an und schüttelte ungläubig den Kopf.
Wie hatte er eben meinen Sohn genannt? Braten? Vielleicht am liebsten noch Satansbraten? So abwertend sprach niemand über meinen kleinen Prinzen. Ich schubste Erik also von mir und sprang auf. Ich griff mir meine Sachen "War schön dich wiedergesehen zu haben. Ich wünsche dir noch ein schönes Leben.", giftete ich und lief so schnell ich konnte ins Hotel zurück. Eriks verständnisloser Blick als ich ihn angiftete, brannte sich in mein Gehirn. Was hatte er denn erwartet? Vielleicht dass ich mich entschuldigte dafür, dass ich schwanger war. Das konnte er ja wohl nicht erwarten. Der schöne Traum wäre am Ende des Urlaubs doch sowieso zu Ende gewesen. So war die Seifenblase halt schon eine Woche früher geplatzt. Das war doch klar. Aber wenn das so klar war, warum stand ich jetzt in meinem Hotelzimmer und die Tränen liefen in Sturzbächen über meine Wangen? Mein dämliches scheiß Herz hatte wieder seine eigenen Pläne und hatte sich einfach wieder in diesen Mistkerl verliebt. Wieso konnte es nicht einmal auf den Verstand hören. Und warum tat das noch viel mehr weh als beim letzten Mal, obwohl ich es hatte kommen sehen? Jetzt war endgültig Schluss. Ich würde keinen einzigen Kerl mehr an mich heranlassen. Jawohl, dann würde es auch nie wieder so weh tun.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt