"Und du bist dir wirklich sicher, dass du es mit dem noch einmal versuchen willst?" Vicki schaute mich skeptisch an. "Ich bin mir ganz sicher." Ja, das war ich mir wirklich. Erik bemühte sich so um mich. Wie konnte ich mir da nicht sicher sein.
"Du machst das aber nicht nur wegen des Kleinen. Der wird auch glücklich ohne einen Papa groß. Und ich glaube nicht, dass Erik immer den Papa für ein fremdes Kind spielen will. Außerdem ist er doch sowieso bald wieder weg. Oder willst du diesmal mitgehen?" Vicki bombardierte mich mit Fragen, die ich mir auch schon oft genug gestellt hatte. Ganz so naiv liebesblind war ich ja nun auch nicht. Und natürlich waren das genau meine Ängste. Aber wenn ich es nicht einmal versuchte, würde ich wirklich für immer alleine sein. Und das war mit Sicherheit auch nicht gut für den Kleinen, wenn er eine einsame unglückliche Mutter hatte, die ihn verhätschelte und sich an ihn klammerte. Erik hatte mir versprochen, dass wir einen Weg fanden und das würde auch so sein. Ich war mir sicher, dass er mich nicht noch einmal enttäuschte und mich verließ.
"So Engelchen, hast du schon zusammengepackt?" Erik kam wieder in mein Zimmer und umarmte mich von hinten. Seine Arme hatte er auf meinen Bauch gelegt als er mir einen Kuss in den Nacken hauchte. Der Kleine boxte sofort gegen seine Hand. "Ja Kleiner, Du und Mama zieht jetzt zum Papa.", redete er auf einmal mit meinem Bauch und grinste grenzdebil.
"Ist der immer so?" Vicki schaute mich irritiert an als ich nickte "Durm, du weißt aber schon, dass der Kleine nicht von dir ist?"
Erik schaute Vicki mit aufgerissenen Augen an. Seine Wangen leuchteten knallrot. "Echt nicht?"
Jetzt schaute Vicki ihn sprachlos an und ich musste mich echt beherrschen, denn Vicki sprachlos zu erleben war echt selten. Erik fing auf einmal an zu lachen. "Du hälst mich schon für ziemlich unterbelichtet, oder? Natürlich weiß ich, dass ich nicht sein biologischer Vater bin. Wäre ja sonst ein Elefantenbaby. Aber, wenn ich damals nicht so dämlich gewesen wäre, wäre ich es vielleicht. Außerdem ist völlig egal, wer ihn gezeugt hat. Wichtig ist doch, dass er wenn er auf die Welt kommt, jemanden hat, der ihn und seine Mutter liebt und sich um die beiden kümmert. Es gibt ja nicht umsonst das Wort Erzeuger im deutschen. Das bin ich zwar nicht, aber ich werde versuchen der beste Vater zu werden und der beste Partner für deine Schwester, der sie bei allem unterstützt und über alles liebt. " Man konnte Erik ansehen, dass es aus ganzem Herzen kam und seine Aussagen trafen mich mitten im Herz. "Ich liebe dich auch.", platzte es aus mir heraus und ich spürte wie mir die Tränen über die Wangen liefen.
"Ach Engelchen." Erik beugte sich zu mir und küsste meine Tränen weg.
"Boah, ihr seid ja widerlich süß. Das ist ja schon fast wie klebriges Karamell.", lachte Vicki "Okay, ihr habt mich gerade echt überzeugt. Aber eins sage ich dir, Durm. Wenn du wieder so einen Scheiß machst oder meine Schwester oder den Kleinen irgendwie verletzt, dann zerquetsche ich dich wie einen Wurm. Haben wir uns verstanden?" Erik nickte grinsend.
"Dann kommt jetzt her. Gruppenumarmung." Ehe wir uns versehen hatten, zog uns Vicki in ihre Arme. "Der meint es echt ernst.", flüsterte sie mir zufrieden ins Ohr und ein Grinsen schlich sich in mein Gesicht.
"Ich rufe dann mal Dogan an, dass er uns abholen kommt." Erik zog sein Handy aus der Tasche.
"Lass' mal. Ich fahre euch. Ich will doch sehen, wo meine Schwester ab jetzt residiert." Vicki winkte mit ihren Autoschlüsseln in der Hand. Erik schnappte sich meinen neu gepackten Koffer und meine Reisetasche.
Als ich mir meinen Rucksack griff, entriss er mir auch den "Du sollst doch nichts tragen.", kam es sofort vorwurfsvoll "Und morgen holen wir Umzugskartons und dann den Rest deiner Sachen." Erik war zappelig wie ein Kindergartenkind an Weihnachten. Ich griff nach meiner Handtasche und hielt sie hoch "Die darf ich aber schon noch alleine tragen?" Man musste ja mal fragen. Vicki fing an zu lachen, während Erik sich etwas in den Bart brubbelte. Tja blöd, dass er alle Hände voll hatte und sie mir nicht auch noch entreißen konnte.Erik hatte Vicki durch Dortmund zu seinem Haus geleitet. Wir fuhren gerade durch eine Spielstraße in eine Sackgasse. Ich schaute aus dem Fenster und bewunderte die ganzen gediegenen, aber nicht protzigen Einfamilienhäuser. Die Gärten sahen alle gepflegt aus und überall blühten Blumen. Am letzten Haus gab Erik Vicki ein Zeichen auf den Parkplatz zu fahren. Kaum, dass das Auto stand, riss er auch schon die Tür auf und sprang raus.
"Das ist doch wohl nicht wahr." kopfschüttelnd lief er vor der toal vertrockneten Buchsbaumhecke auf und ab, die sein Grundstück umfasste. "Was hat dieser Idiot mit der Hecke gemacht?"
"Durm, du solltest deinen Gärtner echt feuern. Dein Garten sieht ja zum Gruseln aus.", stieg Vicki sofort mit ein. Ich stellte mich auf Zehenspitzen und schaute über die Hecke. Okay, der Rasen sah auch ziemlich mitgenommen aus. Den würde ich aber mit ein wenig Dünger und ausreichend Wasser wieder hinbekommen. So einen Garten hatte ich mir schon immer gewünscht. In meinem Kopf entwickelt ich schon Pläne für ein paar Pflanzenschalen als Erik meine Hand griff und mich hinter sich her ins Haus zog. Vicki folgte uns. Garantiert war ihre Neugier schon unerträglich. Ich kannte doch meine Schwester. Kaum, dass die Tür offen war, schlug uns laute Musik entgegen und das ganze Haus roch nach irgendwelchen eigenartigen Duftmischungen. Erik stürmte durch den Flur in das Zimmer aus dem die Musik kam und zog mich mit. Ein Rundumblick zeigte mir, dass es sich bei dem Zimmer wohl um das Wohnzimmer handelte. Auf dem Sofa fletzten der Lauch und noch ein riesiger dunelhäutiger Typ und hatten eine Shisha vor sich auf dem Tisch stehen. Der Geruch war echt intensiv. Das fand wohl auch mein Magen, denn das erste Mal seit langem wurde mir wieder speiübel. Ich schaute mich panisch um. Wo war hier die Toilette?
"Toilette, Erik.", brachte ich gerade noch raus und hielt mir schnell die Hand vor den Mund. Erik zog mich schnell in Richtung Flur und öffnete die Tür . Ich stürzte mich sofort über das Toilettenbecken und übergab mein Essen dem Toilettengott. Erik strich mir beruhigend über den Rücken. Toll, genau so hatte ich mir bestimmt nicht den Einzug bei ihm vorgestellt. Das war doch endpeinlich. Garantiert würde dieser dämliche Lauch da gleich wieder drauf einhaken. Klasse Kathi, das war ja mal wieder der totale Steilpass. Wie gut, dass wir meine Sachen noch nicht aus dem Auto geladen hatten, dann konnte ich wenigstens gleich wieder mit Vicki nach Hause fahren. Erik würde bestimmt die Nase voll haben, so wie ich ihn gerade durch meinen Auftritt vor seinen Kumpels blamiert hatte.
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Zwei Schuss, ein Treffer ✔Teil 3
RomanceKatharina, von allen Kathi gerufen, hat einen festgefassten Lebensplan: als erstes erfolgreich das Studium abschließen, dann den Mann für's Leben finden und heiraten und dann zwei Kinder bekommen. Als sie in ihrer neuen Heimat Dortmund ihre alten Ju...